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Bad Brückenau: Claudio Kleinhans hat Ambitionen


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Mittwoch, 24. August 2016

Claudio Kleinhans will Bürgermeister werden. Mit seinem offensiven Auftreten und unkonventionellen Ideen macht der 23-jährige Student auf sich aufmerksam.
Claudio Kleinhans spricht Leute auf der Straße an, um Stimmen für die Bürgermeisterwahl zu sammeln. Foto: Ulrike Müller


"Ich bin kein Hesse." Das stellt Claudio Kleinhans als erstes klar. Der 23-jährige Student aus Kassel sitzt in der "Klappe" und spricht darüber, was er alles in der Stadt, in der er geboren und aufgewachsen ist, verändern möchte: Ein City-Manager für die Innenstadt, ein Bikepark als Impuls für den Tourismus, eine Bufdi-Stelle (Bundesfreiwilligendienst) für das Jugendzentrum, ein Jugendcafé mitten in der Fußgängerzone, zu dem auch Ältere kommen können. "Das sind Ideen, die ich habe, und es sind nicht nur meine Ideen", sagt er bestimmt.


Bei der Feuerwehr aktiv

Mit einer eigenen Wählergruppe, die er "Perspektivwechsel" nannte, tritt er zur Bürgermeisterwahl am 11. September an, sammelte bis zuletzt die nötigen Unterschriften auf seiner Unterstützerliste zusammen. Zu jung, sagen die Brückenauer, viel zu jung. "Man ist nie zu jung, um Verantwortung zu übernehmen", sagt Kleinhans. "Mit 18 Jahren fährt einer von der Feuerwehr raus auf die Autobahn und schneidet Verletzte aus den Autos. Dafür ist man nicht zu jung?"

Kleinhans weiß, wovon er redet. Er ist bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv - zur Zeit in seinem Studienort Kassel und noch immer als Mitglied der hiesigen Wehr. Im Schützenverein Bad Brückenau brachte er sich einige Zeit als Ansprechpartner für die Jugend ein und bei den Karnevalisten moderierte er als Jugendsitzungspräsident Veranstaltungen mit mehreren hundert Gästen.

"Ein Bürgermeister muss nicht die Lösungen auf dem Tablett servieren", ist Kleinhans überzeugt. Die Brückenauer will er "ins Boot holen und zusammen Lösungen erarbeiten". Viele Dinge, die ihm wichtig seien - als Beispiele nennt er Bürgernähe und Teilhabe - kosteten keinen Cent. Zudem sei Geld vorhanden, es müsse nur anders verteilt werden. Und warum nicht einmal unkonventionell denken und die Schreibtische der Angestellten der Stadtverwaltung einmal im Monat auf dem Marktplatz aufbauen - für mehr Bürgernähe?


Videoblog und Bürger-Workshops

Für die Fußgängerzone plane er das Projekt "Leben findet innen stadt". Ein Sommertheater im Freien, das Entstehen von Treffpunkten unterstützen, wo immer es geht, das sind seine Ansätze. Bürger-Workshops und ein Videoblog, in dem er aktuelle Fragen beantwortet, schweben ihm vor. "Ich verspreche nichts. Ich verspreche nur, dass ich mich bemühe, diese Dinge umzusetzen." Erfolg habe man dann, wenn man das, was man tue, mit Leidenschaft tue.

Was Amtsinhaberin Brigitte Meyerdierks (CSU) ihm voraus hat? "Das Alter", sagt er und lacht. Dann wird er ernst. "Ihre Verwaltungskompetenz." Und Mike Richter, der Kandidat der PWG? Der sei manchmal mit den Reservisten zum Schießen gekommen, als er selbst noch im Schützenverein aktiv war. "Er hat ein Amt in der Gemeindepolitik. Das hat er mir voraus."


Kleinhans will 20 Prozent

Sein Idealismus besticht. Den status quo will er nicht hinnehmen. "Es muss hinterfragt werden! Das macht die Demokratie aus", sagt er mit Nachdruck über das Altbewährte, gegen das er angetreten ist. Und dann erzählt Claudio Kleinhans die Geschichte vom "Magier von Monheim am Rhein". Wie der Bürgermeister Daniel Zimmermann mit 27 Jahren ins Amt kam und die hoch verschuldete 40.000 Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet aus der Misere holte. Das war im Jahr 2009. Inzwischen wurde Zimmermann mit 94,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt. "Das ist doch der Hammer!", sagt Kleinhans begeistert.

Seine Kritik an der Amtsinhaberin: "Überall sind Probleme, aber nirgends sind Lösungen." Und: "Sie hat überhaupt kein Wahlprogramm, nur Bauvorhaben!" Kleinhans rechnet damit, dass es zur Stichwahl kommen wird. 20 Prozent der Stimmen zu holen, das habe er sich als persönliches Ziel gesetzt.


Zurück in die Rhön?

Ausdauer, eine schnelle Auffassungsgabe und Durchsetzungsvermögen nennt er als eigenen Stärken. Seine Schwäche: "Ich bin sehr perfektionistisch." Ob er dem Verwaltungsapparat gewachsen ist? "Ja", lautet die schlichte Antwort. "Ich bin ja lernfähig und jung." Sieht er sich selbst als reif genug für das Amt an? "Auf jeden Fall", sagt Kleinhans vielleicht ein bisschen zu selbstbewusst.

Für den Fall, dass der junge Mann gewählt würde, hat er sich Folgendes überlegt: Zunächst würde er sein Studium beenden, nur noch sechs Scheine fehlten ihm bis zum Bachelor. Seinen Job gäbe er auf - wenn auch mit einem weinenden Auge. Er würde wieder in seine Heimatstadt ziehen, von Kassel in die Rhön. "Und es würde mich freuen, zurückzukommen", betont Claudio Kleinhans.


Zur Person: Claudio Kleinhans

Lebenslauf Claudio Kleinhans wurde am 22. November 1992 in Bad Brückenau geboren. Der Sohn einer italienischen Mutter und eines deutschen Vaters besitzt sowohl die deutsche als auch die italienische Staatsbürgerschaft und ist katholisch. Kleinhans lernte zunächst Werkzeugmechaniker bei GKN Sinter Metals in Bad Brückenau bevor er die Fachoberschule Fulda mit Fachrichtung Maschinenbau besuchte. Seit Oktober 2013 studiert er in Kassel Berufspädagogik Metalltechnik mit Zweitfach Politik und Wirtschaft. Seit fast einem Jahr arbeitet Kleinhans als Hardware-Entwickler bei dem Unternehmen "Dedrone", das Systeme zur Abwehr von Drohnen entwickelt.

Kommunalpolitik Bei der Kommunalwahl 2014 trat Kleinhans für die CSU an - schaffte es aber nicht in den Stadtrat. Im Frühjahr 2016 trat er aus der CSU aus. Um als Bürgermeister kandidieren zu können, gründete er im Juni seine eigene Wählergruppe "Perspektivwechsel".