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Arbeitgeber Bundeswehr: Keine Lehrstelle wie viele andere


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Mittwoch, 23. Oktober 2013

In der Ausbildungswerkstatt der Infanterieschule starten jedes Jahr 30 junge Leute ins Berufsleben. Und am Lagerberg treffen sie auf ganz besondere Bedingungen.
Ausbildung bei der Bundeswehr in Hammelburg: Michael Wüscher (links), angehender Industriemechaniker, erläutert Andre Hack (rechts), künfitger Kfz-Mechatroniker, wie eine moderne Fräsmaschine funktioniert. Foto: Markus Reeh


Michael Wüscher ist von seinem Ausbildungsplatz begeistert. "Drehen, fräsen, bohren, feilen. Jeden Tag gibt es was anderes zu tun", freut sich der 19-Jährige über die Vielseitigkeit seiner Arbeit. Der junge Mann aus Wasserlosen hat nach seiner mittleren Reife eine Ausbildung zum Industriemechaniker begonnen, mittlerweile ist er im vierten Lehrjahr.

Schon in der Schule hatte er von der Lehrwerkstatt der Infanterieschule gehört. "Ich habe dann hier auch ein Praktikum absolviert, und das hat mir gut gefallen", erzählt der Azubi, dessen Tante auch auf dem Lagerberg beschäftigt ist. Mit seinen Ausbildern kommt er gut klar, dass er bei der Bundeswehr arbeitet, daran erinnert ihn vor allem der Quartalsapppell. Auch nach dem Abschluss für die Truppe zu arbeiten, kann er sich durchaus vorstellen. Soldat möchte er aber nicht werden.

Dieses Ziel wiederum hat Andre Hack aus Wittershausen. Der 21-Jährige mit Realschulabschluss befindet sich im vierten Jahr seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. "Die Bundeswehr hat mich schon immer gereizt", bekennt er. Schon früher werkelte er gern an Mofas und Mopeds herum, die Lust am Schrauben kann er nun in seinem Lehrberuf ausleben. "Die Ausbildung macht großen Spaß, der Einsatz von modernen Testgeräten, die Arbeit an den neuen Audis und natürlich auch das Schrauben an den Panzern", zählt er auf.

Ein großes Plus sieht der 21-Jährige darin, dass sich die Lehrmeister den ganzen Tag um ihre Azubis kümmern können. "Das ist super", betont er und spricht auch von einem "richtig guten Verhältnis" zu seinen Ausbildern: "Besser kann ich es mir nicht vorstellen." Wenn er bei der Bundeswehr bleibt, muss er natürlich immer mit Versetzungen an andere Standorte rechnen. Doch das macht ihm nichts aus. "Ich bin da ganz flexibel", sagt der 21-Jährige.

Martin Stürmer ist der Leiter der Ausbildungswerkstatt. "Wir stellen jedes Jahr 24 junge Menschen ein, die zu Kfz-Mechatronikern ausgebildet werden, und sechs weitere, die Industriemechaniker werden wollen", macht der technische Regierungsamtsinspektor deutlich. Mit dieser Größenordnung ist die Werkstatt einer der wichtigsten Ausbilder der Region.

Rund 200 Bewerbungen gingen zuletzt auf die 30 Stellen ein. Als es noch mehr Schulabgänger gab, waren die Zahlen sogar um ein Vielfaches höher.

Wohnheim für Auswärtige

Die Azubis kommen vor allem aus Unterfranken und Thüringen, vereinzelt auch von weiter her. Weil vielen der jungen Leute eine tägliche weite Anreise nicht zuzumuten ist, hat die Bundeswehr extra ein Wohnheim eingerichtet. Hier können sie zu sehr günstigen Konditionen leben. "Derzeit sind 39 von 47 Plätzen belegt", berichtet Martin Stürmer von einer guten Auslastung.

Sehr erfolgreich bei Prüfungen

Weil es keinen Druck von außen gibt, keinen Kunden, der drängelt, dass seine Aufträge erledigt werden, können sich die Ausbilder ganz ihren Schützlingen widmen. "Das spiegelt sich auch in den Prüfungsergebnissen wider", verweist der Werkstattleiter auf das überdurchschnittliche Abschneiden der Lehrlinge vom Lagerberg. Die sind dann natürlich auch bei anderen Arbeitgebern begehrt.

Auch grundsätzlich sieht Stürmer gute Karrierechancen für seine Auszubildenden. Nicht wenige haben nach seinen Worten nach einem vorgezogenen Abschluss eine Fachoberschule besucht, Abitur gemacht und ein Studium begonnen.

Nachdenklich wird Stürmers Blick indes, wenn er nach der Zukunft der Ausbildungsstätte gefragt wird. "Als der Staatssekretär aus dem Verteidigungsministerium Christian Schmidt zu Besuch war, hat er gesagt, dass das Fortbestehen der Lehrwerkstatt gesichert ist", betont Stürmer.

Doch wie lange diese Zusage gilt, vermag er nicht zu sagen. Die Umstruktrierung der Bundeswehr, Fortbestand oder Schließung von Einrichtungen, hängt immer vom Umfang des Verteidigungshaushaltes ab und den Bundespolitikern, die diesen festlegen.