80.000 zu Rakoczy-Fest in Bad Kissingen erwartet
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 25. Juli 2014
Das Rakoczy-Fest 2014 ist eröffnet. Wie in den Vorjahren ist die Stadt ausgebucht. 80.000 Gäste werden erwartet. Das Geschäft lohnt sich für die Gastronomie, aber nicht für den Einzelhandel.
Die Stadt steht drei Tage lang Kopf. Wie jedes Jahr am letzten Wochenende im Juli. Am Freitagabend haben Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD), Kurdirektor Frank Oette, Fürst Ferenc Rákóczi (Timo Baier) und Quellenkönigin Marie Sophia I. das Rakoczy-Fest 2014 eröffnet.
Der Marktplatz war während der Eröffnung proppenvoll. Ein Zustand, an dem sich das gesamte Wochenende nicht viel ändern wird.
Die Staatsbad GmbH rechnet bis Sonntag mit 80.000 Festgästen. "Bad Kissingen ist ausgebucht", sagt Pressesprecherin Sandra Schmelz. Über Rakoczy sind seit Jahren kons tant alle Häuser mit einer Kapazität von 7200 Betten belegt. Eine deutliche Steigerung, verglichen zum Rest des Monats. "Im Durchschnitt liegt die Auslastung im Juli, das Rakoczy-Wochenende ausgenommen, bei 65 bis 70 Prozent", sagt Schmelz.
Lukrativer Stress
Für die Gastronomen in der Innenstadt bedeutet das Fest einerseits Stress pur, andererseits ein lohnendes Geschäft. Christian Haensch von der Kneipe Zoom Eulenspiegel gibt an, dass er nach Abzug aller Kosten gut doppelt so viel wie an einem normalen Wochenende einnimmt. 45 Hektoliter Bier schenkt die Eule an Rakoczy aus, gerade zwei Hektoliter sind es sonst. "Wir freuen uns natürlich aufs Rakoczy-Fest und auf gute Bands", sagt Haensch. Aber: Etwas trübt seine Stimmung.
Sperrt die Eule nach 1 Uhr zu?
"Wir sind ziemlich angespannt", sagt er. Der Gastronom fürchtet Ärger mit der Polizei und dem städtischen Ordnungsamt; Streitpunkt ist die Nachtruhe. Nach 1 Uhr darf auf der Straße kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, in den Kneipen geht der Betrieb normal weiter. "Ich finde das engstirnig", kritisiert Haensch. "Wir hören draußen wie gefordert auf. Die Leute gehen dann rein und nehmen sich ihre Gläser mit raus", wo sie dann weiter feiern.
Gegen den Lärm vor der Eule könne er nichts ausrichten. "Ich kann die Leute ja nicht in der Bar halten", beschwert Haensch sich. In der Vergangenheit habe es deshalb wiederholt Ärger mit den Behörden gegeben. Um den zu umgehen, überlegt er, die Eule eventuell nach 1 Uhr abzusperren. "Wer drinnen ist, ist drinnen und der Rest hat Pech gehabt", kündigt er an. Die Rakoczy-Festbesucher in der Bachstraße müssten dann trocken weiter feiern oder sich eine andere Kneipe suchen.
Kaum Plus
Der Einzelhandel in Bad Kissingen profitiert von den Feiernden offenbar weniger. "Es ist zwar mehr Frequenz in der Stadt, aber wir können das nicht abgreifen", sagt Heiko Grom, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen. Seiner Einschätzung nach wirkt sich das Stadtfest nicht auf das Geschäft aus. Er selbst habe zuletzt mit seinem Modehaus ein leichtes Umsatzplus verzeichnet. Das schreibt Grom aber eher dem derzeit laufenden Schlussverkauf zu. Das Rakoczy-Fest verleite weniger zum Einkaufen.
"Die Leute, die in die Stadt kommen, wollen aufs Fest. Dazu ist es oft so heiß, dass die Leute nicht Shoppen wollen", vermutet Grom. Auch an anderer Stelle verdienen Bad Kissinger Betriebe weniger an Rakoczy, als auf den ersten Blick vielleicht vermutet wird.
Das Hotel Sonnenhügel bemüht sich nicht, seine Zimmer mit Festgästen zu belegen. "Wir verkaufen keine speziellen Rakoczy-Arrangements", sagt Marketingleiterin Christine Osswald. Dass das Familienhotel dennoch ausgelastet ist, liegt einfach an den Sommerferien.
Rakoczy als Zusatzangebot
Wie Osswald berichtet, bleibt das Stadtfest trotzdem nicht unbeachtet, viele Gäste zieht es von Reiterswiesen in die Innenstadt. Immerhin so viele, dass das Hotel einen eigenen Shuttle-Service eingerichtet hat. "Rakoczy ist für uns ein zusätzliches Angebot, das sich weder positiv noch negativ bemerkbar macht", fasst Osswald nüchtern zusammen.
In der KissSalis-Therme werden ebenfalls nicht mehr Besucher als an anderen Sommerwochenenden gezählt, das Stadtfest wirkt sich nicht auf den Umsatz aus. Dennoch findet der eine oder andere Festbesucher den Weg in die Therme, sagt Marketingleiterin Natascha Kiesel. "Für diese Gäste ist es optimal, wenn sie sich am Abend verausgaben, dass sie sich am nächsten Tag erholen können."