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640 000 Euro für die Biber-Beobachtung


Autor: red

Bad Brückenau, Sonntag, 03. August 2014

So matschig wie mit Umweltminister Marcel Huber am Freitagnachmittag werden Gästeexkursionen im Biberrevier an der Sinn bald nicht mehr ausfallen. Tapfer stapfte eine Reihe von Besuchern den Funktionären des Bund Naturschutz (BN) hinterher.
Umweltminister Marcel Huber mit weiteren Gästen auf den Spuren der Biberkolonie an der Sinn.  Foto: Wolfgang Dünnebier


Die Organisation erweitert ihre erfolgreichen Bemühungen um die Ansiedlung von Bibern um ein bayernweit einmaliges Projekt. Unter dem Motto "Die Welt des Bibers beobachten und erleben" entstehen an der Sinn unterhalb des Staatsbades im Verlauf eines Rundweges Informationstafeln und zwei Besucherplattformen. Sehr wahrscheinlich ist es, dass Gäste dort künftig Bibern bei der Arbeit zuschauen können.
Teil zwei des 640 000-Euro-Projektes wächst am kommunalen Wildpark Klaushof bei Bad Kissingen. Dort wird ein Biber-freigehege gebaut, um der Öffentlichkeit das Wirken der Biber im Naturhaushalt näherzubringen. Umweltminister Huber überreichte als Zuschuss einen Scheck in Höhe von 575 000 Euro zur Finanzierung der Vorhaben an Franz Zang.
Der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz ging auf die kleinen Anfänge der Biberkolonie im Sinntal 1998 ein. 50 Hek tar Uferstreifen auf 30 Flusskilometern hat der Bund Naturschutz seitdem mit Unterstützung des Freistaates aufgekauft. Ziel sei es, die Alltagstauglichkeit im Zusammenleben mit dem Biber zu beweisen. 15 ehrenamtliche Berater kümmern sich um das Bibermanagement. Es bestehe nach anfänglichen Diskussionen auch Einvernehmen mit Landwirten und Anglern. Renaturierungen durch das Amt für Landwirtschaft täten ein Übriges. "Es geht alles zusammen", lobte Zang.

Faktor für Artenvielfalt

Biber seien ein grundlegender Faktor für die Artenvielfalt an Flüssen, sagte Umweltminister Huber. Gleichwohl gebe es Konflikte. Das neue Projekt solle dazu beitragen, die Diskussionen zu versachlichen. Er schätze den Einsatz der Ehrenamtlichen, müsse aber auch hinhören, wenn es um untergrabene Bäume oder Schutzdämme gehe.
"Biber schalten sich aktiv in die Gestaltung der Natur ein, betonte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Ihr Wert für den Artenreichtum sei unermesslich. So hätten sich die Fischarten an betroffenen Flussabschnitten verdoppelt und die Insektenvielfalt stark zugenommen. Wünschenswert sei eine wissenschaftliche Studie, die den Wert der Biberansiedlung grundsätzlich erkundet. Ein Durchbruch bei der Akzeptanz sei die Regulierung von Biberschäden in der Landwirtschaft durch den Freistaat gewesen. Weiger schätzt, dass der Nutzen 100-mal größer ist, als die Ausgaben. Bayernweit gebe es im Landkreis Bad Kissingen die meisten Artenschützer, lobte Weiger auch angesichts der Zahl der Biberberater.
An der Sinn sei es gut gelungen, die Konfliktfelder der Biberbesiedlung auszutarieren, so Landrat Thomas Bold. Dies sei das Verdienst des BN. Sie würden den Bemühungen um eine intakte Natur widersprechen. Auch Kurdirektorin Andrea Schallenkammer gewinnt dem Biberprojekt nahe des Kurparks Positives ab: "Wir leben von den Schätzen der Natur." Sie seien das beste Kurmittel in "Burn out-geplagten" Zeiten.