Druckartikel: Nüdlinger Werkstätten: Handgemachtes auf dem Markt

Nüdlinger Werkstätten: Handgemachtes auf dem Markt


Autor: Sigismund von Dobschütz

Nüdlingen, Sonntag, 19. November 2017

Viele Besucher sind über den Weihnachtsmarkt der Nüdlinger Lebenshilfe-Werkstatt gebummelt.
An knapp 40 Verkaufsständen gab es vielfältiges Kunsthandwerk zu bestaunen und zu kaufen. Fotos: Sigismund von Dobschütz


Mit 40 Verkaufsständen, verteilt in den drei Gebäuden und auf dem Freigelände, lockte die Nüdlinger Lebenshilfe-Werkstatt wie in den Vorjahren auch am Samstag wieder zahlreiche Besucher zum 22. Weihnachtsmarkt. Während sich die kleinen Besucher wohl eher über das bunte Karussell, die friedlichen Rhön-Alpakas oder die knusprigen Waffeln und leckeren Pommes freuten, staunten die Erwachsenen über das Kunsthandwerk in großer Vielfalt und aus unterschiedlichsten Materialien, um sich dann doch noch einen ersten Glühwein zu gönnen.
"Unser Markt ist schon etwas Besonderes", hat Martin Denninger als Leiter der Werkstatt mit ihren 265 Menschen mit Behinderung und über 80 Angestellten, Sozialdienstleistenden und Azubis, von vielen Besuchern gehört. Nur wenige Jahre nach Inbetriebnahme der Werkstatt (1990) hatte es schon den ersten Weihnachtsmarkt in der Kettelerstraße gegeben. "Seitdem ist er von Jahr zu Jahr größer und bunter geworden."


Kunst aus Holz und Beton

Mit den Ideensammlungen und Vorbereitungen wird gleich nach den Sommerferien im September begonnen. In den Werkstatträumen basteln die Behinderten ihre Kunstwerke aus Holz und Beton. Parallel dazu organisieren die Angestellten alles Notwendige, bringen so manches Deko-Stück aus privatem Fundus mit. "Vieles machen sie ehrenamtlich in der Freizeit", ist Denninger stolz auf die Einsatzfreude seiner Mitarbeiter. Sogar der Nikolaus hat es nicht weit zum Weihnachtsmarkt, ist es doch Thomas Schuhmann, einst Leiter der gärtnerisch tätigen "grünen Gruppe".


Handarbeit statt Massenware

Natürlich wurden am Samstag nicht nur Stücke aus der eigenen Werkstatt angeboten. Etwa 35 Kunsthandwerker aus der Region bis Schweinfurt hatten ihre Stände aufgebaut. Denninger: "Fast alles handgefertigte Produkte, keine Massenware." Natürlich bleiben manche Aussteller mal weg, dafür kommen neue Kunsthandwerker hinzu. Aber gerade dieses wechselnde Angebot hält den Nüdlinger Weihnachtsmarkt attraktiv. Die Werkstatt lädt die Gastaussteller zwar ein, verlangt aber keine Standgebühr, lediglich eine Spende. Dieses Verfahren zahlt sich aus: "Die Händler zeigen sich oft großzügiger, als würden wir Standmiete verlangen", ist Denninger dankbar.


Feuerwehr hilft mit

Großzügig zeigen sich auch die vielen Besucher. Teils sind es Angehörige der in der Lebenshilfe-Werkstatt heute Beschäftigten, teils frühere Mitarbeiter und Angestellte oder Sozialdienstleistende. Zum größten Teil aber sind es Einwohner aus dem Landkreis und der Gemeinde Nüdlingen. Deshalb war es auch für Bürgermeister Harald Hofmann selbstverständlich, mit seiner Frau einen Bummel über den Markt zu machen und den Nikolaus zu begrüßen.
"Wir sind gut eingebettet in die Gemeinde", sagt Werkstattleiter Denninger. Das gilt übers ganze Jahr, war aber besonders am Samstag notwendig. Ohne Hilfe der freiwilligen Feuerwehr, die für weiträumige Absperrungen um das Werkstattgelände und die Verkehrslenkung in der Gemeinde verantwortlich war, hätte es sicherlich ein Chaos auf den engen Straßen des Gewerbegebietes gegeben. Schließlich mussten hunderte Pkw über Stunden ordentlich geparkt werden.
Angefangen hatte der Weihnachtsmarkt am Samstag gleich nach dem Mittagessen. Aber so richtig voll, dass es kaum noch ein Durchkommen in den engen Gängen der Werkstattgebäude oder auf dem Freigelände gab, wurde es dann zur Kaffeezeit. Bei einsetzender Dämmerung sorgten die vielen beleuchteten Buden und die weihnachtliche Musik der vier Blechbläser der Gruppe "ä'weng" mitten im November für adventliche Stimmung.