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Nüdlingen sucht nach Kandidaten für Jugendrat


Autor: Benedikt Borst

Nüdlingen, Freitag, 09. August 2013

2009 richtete die Gemeinde zwei Gremien für Kinder und Jugendliche ein. Die jetzt anstehenden Wahlen werden ausgesetzt: Es fehlen Kandidaten.
Für die anstehenden Wahlen des Kinder- und Jugendrates in Nüdlingen fehlen Kandidaten. Die Plätze beider Gremien bleiben unbesetzt.  Foto: Borst


Den Kindern und Jugendlichen eine Möglichkeit geben, mitzubestimmen. Vor allem bei Entscheidungen, die sie direkt betreffen, wie bei Käufen für Spielplätze oder ob ein Skaterpark eingerichtet werden soll. Dafür setzt sich Bürgermeister Günter Kiesel (CSU) seit vier Jahren ein. "Es war mir ein Anliegen, sie stärker mit einzubinden. Sie haben eine andere Sichtweise auf die Dinge", sagt er.



Weil die Gemeinde diesen Blickwinkel berücksichtigen wollte, rief sie 2009 zwei Gremien ins Leben: Der Kinderrat für die Sechs- bis Zehn-Jährigen und der Jugendrat für die Elf- bis 17-Jährigen. Der Kinderrat traf sich zwei Mal jährlich mit dem Bürgermeister und besprach dort alle Anliegen. "Der Jugendrat arbeitet autonom und wählt seinen eigenen Vorsitzenden", erläutert Kiesel. "Der Vorsitzende hat ein Rederecht im Gemeinderat. Daniel Dietz hat es zuletzt gut genutzt."

Die 13-jährige Mercedes Dörr hat sich seit der Gründung 2009 engagiert und findet die Gremien wichtig - "weil auch die kleinen Kinder ihre Meinung sagen dürfen. Da kann man schon viel bewirken." Sie fühle sich von der Gemeinde ernst genommen. Die Gymnasiastin will sich allerdings nicht mehr wählen lassen. "Das wird mit den Treffen einfach zu viel. Da komme ich mit der Schule nicht mehr hinterher", bedauert sie.

Am 31. Juli endete die letzte Amtsperiode, alle 16 Räte schieden mittlerweile aus. Eine neue Wahl hatte die Gemeinde für die nächsten Wochen angesetzt. Vorher mussten jedoch neue Kandidaten gefunden werden. "Wir haben 234 Kinder und 393 Jugendliche angeschrieben", sagt Kiesel. Das ernüchternde Ergebnis: Vier Jugendliche und sechs Kinder wären bereit, sich wählen zu lassen. Kiesel: "Das war für uns sehr enttäuschend."

Jugend zeigt sich desinteressiert

"Anfangs haben die Jugendlichen und Kinder noch intensiv mitgemacht", schildert Bürgermeister Kiesel den Hintergrund. Zumindest was die Kandidaten anbelangt. Die Wahlbeteiligung war dagegen schon immer niedrig. Vor zwei Jahren stimmten nur elf Prozent der Jugendlichen und 18 Prozent der Grundschüler ab. Kiesel kann nur mutmaßen, warum sich die Jugend politisch desinteressiert zeigt. "Ein Problem war, dass die Jugendlichen selbst nicht richtig wussten, dass es einen Jugendrat gibt." Bei Problemen wurde in der Regel der Kontakt zu den Jugendbeauftragten oder direkt zum Rathaus gesucht. "Vielleicht sind sie auch alle zu gesättigt, um sich zu engagieren."Die Infrastruktur in Nüdlingen für die Jugend ist laut Kiesel gut, es gibt keine drängenden Probleme und deshalb keinen Reiz sich zu engagieren. Dass der Terminkalender auch für die Jüngsten neben Schule, Vereinen, Freunden immer voller wird und sie immer weniger freie Zeit haben, tue sein übriges. Es stellt sich insofern die Frage, ob die Gremien überhaupt Sinn machen. Dennoch hält Kiesel an ihnen fest: "Ich will nicht, dass man sagt, das Ganze sei gestorben." Der Bürgermeister betont, dass es gelungene Projekte gibt, wie etwa den umgestalteten Spielplatz gegenüber der Schlossbergschule oder die jugendgerechte Einrichtung der Bibliothek.

Neuer Versuch 2014

Die Wahlen werden bis zum Frühjahr verschoben. Dann soll die Schlossbergschule wie schon 2009 mit den Wahlen für den Kinderrat beauftragt werden. Kiesel will die Jugend gezielter ansprechen und informieren.
Er bemängelt, dass die Eltern ihre Kinder nicht genug motivieren, wenigstens wählen zu gehen. "Die Eltern sollten ihre Kinder demokratisch erziehen", sagt er. Laut Kiesel sollen junge Menschen lernen, nicht nur Wünsche und Forderungen an die Gemeinde zu stellen. Sie sollen diskutieren und bei der Verwirklichung helfen. Auch Demokratie will gelernt sein.