Nüdlingen hat entschieden: Gegen die Umgehungsstraße
Autor: Susanne Will, Steffen Standke
Nüdlingen, Montag, 10. Februar 2020
Die Wahlbeteiligung war mit 71 Prozent sehr hoch, die Entscheidung eindeutig: Mehr als die Hälfte der abstimmenden Nüdlinger und Haarder entschied gegen eine Entlastungsstraße. Interessant, wie unterschiedlich das Wahlverhalten in den drei Stimmbezirken ausfiel.
Mit "Ja", also gegen die Pläne des Staatlichen Bauamts Schweinfurts zu einer Umgehungsstraße in Nüdlingen, stimmten 55,07 Prozent. Mit "Nein", also damit für eine Entlastungsstraße, stimmten nur 44,93 Prozent. Bemerkenswert: Diese Verteilung kommt fast derjenigen gleich, die eine Bürgerbefragung Mitte September 2019 ergab. Damals stimmten 55,3 Prozent der Befragten gegen die Umgehungsstraße, 44,7 Prozent waren dafür.
Bemerkenswert damals wie heute auch die hohe Wahlbeteiligung: Beim Bürgerentscheid am Sonntag stimmten 71 Prozent der Wahlberechtigten ab; bei der Befragung waren es gar 79,4 Prozent.
Der Blick in die Stimmbezirke zeigt, dass nirgends die vom Gemeinderat favorisierte Lösung gewonnen hat: Stimmbezirk 1, Rathaus: 50,31 Prozent zu 49,87 Prozent; Stimmbezirk 2, Feuerwehrhaus Haard: 79,95 Prozent gegen 20,05 Prozent; Briefwahl 50,76 zu 49,24 Prozent.
Marcus Lipsius von der Bürgerinitiative Contra Umgehung freut sich natürlich über den Ausgang des Bürgerentscheids und "dass wir in allen drei Wahllokalen gewinnen konnten". Dass insbesondere die Haarder sich klar gegen die Umgehungsstraße aussprachen, wundert Lipsius nicht. "Das zeigt, dass dort ein sehr großer Zusammenhalt besteht. Zudem würde der Ortsteil Haard durch die Umgehung eine 'richtige' Belastung erfahren." Dies zum einen durch die Trassenführung, die nah am Dorf verlaufen würde. Zum anderen, weil dann durch einen Abzweig eine Abkürzung Richtung Großenbrach da wäre.
Nur an sich selbst und ihre verkehrstechnische Ruhe zu denken, will Lipsius den Haardern aber nicht vorwerfen. "Genauso könnte man andersherum argumentieren, dass die Nüdlinger ihren Verkehr in Richtung Haard weg haben wollen. Wir sind ein Dorf und eine Gemeinde. Alle Bürger haben die Möglichkeit mitzuentscheiden."
Marcus Lipsius nennt das Ergebnis des Bürgerbegehrens einen "Arbeitssieg, der für uns viel Arbeit bedeutet. Wir haben der Bevölkerung ja versprochen, dass wir für eine Verkehrsentlastung und -beruhigung sorgen wollen". Das solle gemeinsam mit den bisherigen Befürwortern der Umgehungsstraße geschehen, denen Lipsius die Hand reichen will.
Letztlich entscheide der Bund, ob die Straße gebaut werde oder nicht. "Wir können nur Impulse liefern und antreiben, dass Politik und Straßenbauämter etwas in Richtung Entlastung tun ." Um über Möglichkeiten zu reden, lädt der Sprecher der Initiative Contra Umgehung zu einem "Bürgerforum" am 6. März, 19 Uhr, in die Alte Schule, ein. Soll will er Befürworter und Gegner, aber auch jeden, der sonst Interesse hat, an einen Tisch bekommen.