Nina Christof und das letzte harte Stück hoch zum Olymp
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Sonntag, 10. Oktober 2021
Die Hammelburgerin war der Shootingstar im deutschen Nationalteam bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Kanada. Jetzt will die 18-Jährige nach Peking.
"Druck ist für mich ein Privileg." Starke Worte. Erst recht aus dem Mund einer gerade mal 18-Jährigen. Einer Kämpferin, die ihre Träume hat, aber lieber von Zielen spricht, weil sich diese aktiv beeinflussen lassen. "Wer keine Ziele hat, kann sich auch nicht verbessern", sagt Nina Christof, die Eishockey-Nationalspielerin aus dem unterfränkischen Hammelburg.
Aus dem beschaulichen Weinstädtchen hat es die in den USA lebende Schülerin auf die große Bühne des Kufensports mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im kanadischen Calgary in diesem August geschafft. Zum 3:0-Auftaktsieg gegen Ungarn steuert Nina Christof in ihrem ersten Pflichtspiel im Nationaldress der Frauen zwei Treffer bei, wird zur besten Spielerin ihres Teams gewählt.
"Ich hatte nie so viele Nachrichten auf dem Handy wie nach diesem Spiel. Das war überwältigend. Für mich war es Bestätigung, aber irgendwie auch Erleichterung, dass meine harte Arbeit sich ausgezahlt hat." Den achten Platz unter den zehn teilnehmenden Mannschaften verbucht sie als "guten Einstieg auf höchstem Niveau. Um eine Topspielerin zu werden, muss ich mich aber weiter verbessern. Irgendwann will ich mit Deutschland eine Medaille gewinnen."
Komplimente vom Bundestrainer
Auch Bundestrainer Thomas Schädler zeigt sich angetan von den Leistungen seiner Stürmerin: "Nina hat einfach sehr gut gespielt. Sie ist läuferisch sehr stark, hat hohes Tempo, eine wirklich gute Stocktechnik und einen guten Schuss. Für die Zukunft braucht sie eine schnellere Schussauflösung, bei der WM in Kanada hat man gesehen, dass im Spiel weniger Zeit ist", sagt der ehemalige Profi Schädler, der seine junge Spielerin als voll integriert und akzeptiert sieht: "Sie bringt sehr viel Energie mit, hat immer ein Lächeln auf den Lippen."
Mit dem Eissport beginnt Nina Christof bereits als Vierjährige, mit ersten Schritten in der Laufschule der Kissinger Wölfe. "Nina war als Kind schon immer sehr agil. Da kam das Angebot des Eishockeyvereins genau richtig", erinnert sich mit Thomas Christof der Vater. "Auf dem Eis zu stehen, hat einfach riesigen Spaß gemacht. Ich wollte gar nicht mehr runter" , bestätigt die Tochter.
Der berufsbedingte Umzug der Familie in die USA, nach Boston, sollte sich als Glücksfall für die damals Sechsjährige herausstellen. "Für Nina hat das super gepasst. Sie ging zur Schule und hat beim Eishockey mehrere Altersstufen durchlaufen", erzählt Thomas Christof, der selbst nie Eishockey spielte, aber vom Kufensport regelrecht angefixt war. "Als wir 2015 nach Deutschland zurückkehrten, habe ich den Verein 'girlseishockey.de' gegründet, war auch dessen Vorsitzender, um den Mädchen den Einstieg in diesen Sport zu erleichtern. So nach und nach hat das Hobby meiner Tochter auch mein eigenes soziales Umfeld verändert."
Stärkere Konkurrenz in den USA
Nina Christof stellt ihr Talent fortan beim Nachwuchs des ERV Schweinfurt unter Beweis, bei den Jungs wohlgemerkt, um zwei Jahre später erneut über den großen Teich zu fliegen: alleine. "In den USA finde ich stärkere Konkurrenz und vor allem viel bessere Trainingsmöglichkeiten. In Deutschland gibt es ja in vielen Hallen im Sommer kein Eis."