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Niedrige Pegelstände an Saale und Lauer


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 09. Juli 2015

Kanufahrer, Mühlenbesitzer und Wasserwerke hoffen auf ergiebigen Regen, damit sich die Pegelstände erholen. Zur Sicherheit rät das Wasserwirtschaftsamt zum Wassersparen.
Kanufahrern kann das Befahren der Saale bei Niedrigwasser nicht verboten werden, aber irgendwann macht es gerade auf dem Oberlauf keinen Spaß mehr. Foto: Ralf Ruppert


An der Jörgenmühle bei Brünn ist der Staukanal auf den ersten Blick gut mit Wasser gefüllt. Das Wasserkraftwerk von Rudolf Halbig produziert trotzdem deutlich weniger Strom als in normalen Jahren. Durch die anhaltende Trockenheit fehlt dem Wasser im Kanal an der Lauer die Fließgeschwindigkeit. Momentan liefert die Anlage nicht einmal ein Drittel ihrer normalen durchschnittlichen Strommenge.



Höherer Strombedarf

"Es ist trostlos", stellt Rudolf Halbig fest. Das letzte Mal, erinnert er sich, war die Situation im Jahr 2003 so extrem wie heuer. Auch das Gewitter am späten Dienstagabend habe die Situation kaum entschärft, weil es nur wenig geregnet hat. "Aber jeder Tropfen ist jetzt wichtig", sagt Rudolf Halbig trotzdem. "An der Saale ist der Wasserstand etwa alle fünf bis zehn Jahre so niedrig", berichtet Helmut Kemmer von der Mühle in Elfershausen. Mehl könne er trotzdem mahlen, er müsse halt mehr Strom aus dem Netz beziehen.
Teichwirt Helmut Obert aus Riedenberg machen die wenigen Niederschläge dagegen keine Probleme: Der Mittelbach aus den Schwarzen Bergen bringe noch genügend Wasser. "Das große Problem sind bei uns die hohen Temperaturen", hadert aber auch er mit dem Wetter: Um die 14 Grad Celsius habe das Wasser in seinen Teichen sonst, aktuell sind es 22 Grad. "Deshalb fehlt der Sauerstoff, wir müssen stärker belüften", erzählt Obert. Das sei aufwändig, aber keine Gefahr für den Bestand: "Die Forelle hält auch noch mehr aus."
Noch relativ entspannt sieht Lothar Kleespies aus Hammelburg die Lage: Er verleiht Kanus an Urlauber und Einheimische. "Von hier bis zur Roßmühle geht's noch ganz gut", sagt er, während er ein Kanu in Euerdorf zu Wasser lässt. Bisher habe er noch keine Einbußen, aber: "Dieses Jahr ist es schon extrem mit dem Wasserstand." Deshalb hält er seine Gäste an zu schauen, wo das meiste Wasser fließt und die Gefahr von Grundberührungen am geringsten ist.
"Der Abfluss ist niedrig, aber wir haben noch nicht die niedrigsten Werte erreicht", fasst Leonhard Rosentritt, Chef des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, die Pegelstände in der Region zusammen. Die aktuellen Tiefstwerte in den offiziellen Aufzeichnungen stammten aus dem Jahr 1976, aber es habe wohl noch extremere Trochenjahre gegeben, vor allem 1947, berichtet Rosentritt.

Keine Verbote für Kanus möglich

Beschränkungen für Kanu-Fahrer könne die Behörde überhaupt nicht aussprechen, stellt der Leiter klar. "Aber wahrscheinlich macht es den Leuten irgendwann keine Freude mehr", vermutet er. Schon jetzt gebe es etwa bei Schloss Aschach oder Kleinbrach große Kiesbänke. "Am schönsten wäre so ein schöner Landregen", hofft Rosentritt. Gewitter dagegen seien eher ein Problem: Sie spülen auf einen Schlag große Schmutzfrachten aus der Kanalisation und über die Regenüberläufe in Bäche und Flüsse: "Im Verhältnis zu den geringen Wassermengen kann das zu einer großen Belastung führen."
"Uns sind keine Probleme bei der Wasserversorgung bekannt", verweist Rosentritt darauf, dass alle Stadtwerke und Kommunen noch ausreichend Trinkwasser fördern können. "Aber man sollte den Verbrauch trotzdem nicht überstrapazieren", rät der Experte zum Wassersparen. Keinen Anlass zur Sorge gebe es bislang auch bei den Heilquellen in der Region: Deren Zusammensetzung werde ständig überprüft. Die eigentlichen Mineralien kämen zwar tief aus der Erde, vermischen sich aber nahe an der Oberfläche mit dem Wasser aus der obersten Schicht, dem Quartär: "Wenn zu wenig Quartärwasser kommt, würde das Wasser zu sauer", beschreibt Rosentritt das System.