Nicht nur für Bayern-Fans
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Montag, 16. Januar 2017
Die Jüdischen Kulturtage sind mit einer Ausstellung im Landratsamt eröffnet worden. Dirk Kämper berichtete über den "Mann, der den FC Bayern erfand".
Mit mehr als 40 Veranstaltungen - von Vorträgen über Musik- und Tanzdarbietungen bis hin zu Führungen und Exkursionen - zeigen auch heuer die Jüdischen Kulturtage wieder ein breites Spektrum jüdischen Lebens und erinnern an die Geschichte der Juden im Landkreis. Auftakt war die Eröffnung einer Wanderausstellung im Landratsamt sowie der anschließende Vortrag "Kurt Landauer - Der Mann, der den FC Bayern erfand".
Stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU) und zweiter Bürgermeister Anton Schick (DBK) erinnerten an die Deportation jüdischer Bewohner vor 75 Jahren und den Beginn der Partnerschaft mit dem israelischen Landkreis Tamar vor 20 Jahren, weshalb die vor 15 Jahren erstmals veranstalteten Jüdischen Kulturtage heuer eine besondere Bedeutung hätten.
Die von der FC-Bayern-Erlebniswelt in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dachau ausgearbeitete Poster-Ausstellung über den "Judenklub", wie die Nationalsozialisten den im Jahr 1900 gegründeten FC Bayern nannten, kann bis zum 3. Februar im Lichthof des Landratsamtes zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden. Die Ausstellung wurde auch durch die finanzielle Unterstützung des FC-Bayern-Fanclubs Saaletal ermöglicht.
Seit fünf Jahren beschäftigt sich FC-Archivar Andreas Wittner mit der Geschichte des Vereins. "1933 hatte der FC Bayern etwa 80 jüdische, also knapp zehn Prozent aller 1050 Mitglieder." Der jüdische Bevölkerungsanteil Münchens habe damals nur bei 1,5 Prozent gelegen, so Wittner bei der Ausstellungseröffnung. Doch nicht nur der vergleichsweise hohe Anteil jüdischer Mitglieder, sondern auch der jüdische Präsident des FC Bayern, Kurt Landauer (1884 - 1961), gab den Nazis Grund genug, diesen Fußballverein als "Judenklub" zu beschimpfen.