Neues Wohnen für 50+ im ländlichen Raum
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Mittwoch, 25. Oktober 2017
Die Fachveranstaltung zu alternativen Wohnformen im Landkreis zeigt Möglichkeiten auf, präsentiert Beispiele und informiert über Fördermöglichkeiten.
Die meisten Menschen im Landkreis Bad Kissingen haben den Wunsch, in vertrauter Umgebung und persönlichem Wohnumfeld alt werden zu können, begrüßt Jürgen Metz, Leiter der Stabsstelle des Landrats die über 50 Teilnehmer der Tagung zu alternativen Wohnformen. Selbstbestimmt zu wohnen, wünschen sich viele ältere Menschen. Andere können sich vorstellen, in Gemeinschaft alt zu werden. Wie kann ich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, auch wenn ich nicht mehr so mobil bin, fragt man sich im zweiten, spätestens aber im dritten Lebensabschnitt.
" Menschen sollen sich geborgen fühlen, egal wo sie leben", wünscht sich Sabine Wenng, Leiterin der Koordinationsstelle für Wohnen im Alter, des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Steigender Bedarf an Betreuung und Pflege, Zunahme alleinstehender Menschen, weniger helfende Angehörige, Wandel der Wohnwünsche: Darauf müssen wir eine Antwort finden, meint die Diplom-Psychogerontologin und gefragte Expertin für Sozialplanung und Altersforschung. Ihr Referat "Wohnwünsche und deren Förderung" eröffnet die Fachveranstaltung des Landkreises, in dem sie Konzepte, Initiativen und Visionen zum Wohnen im Alter vorstellte.
Herausforderung im Flächenlandkreis
Die Tagung führt zusammen, wer sich aus unterschiedlichen Interessen dem Thema verpflichtet sieht. Da sitzen Bürgermeister neben den Repräsentanten von Pflegediensten und Stiftungen, Seniorenbeiräte neben Projektmanagern, Investoren neben Bauunternehmen. Auch Vertreter von Kliniken und Sozialverbänden sind interessiert. Für Regionalmanager und Wirtschaftsförderer ist die Tagung Ergänzung ihrer täglichen Arbeit, ist quasi eine Pflichtveranstaltung.
Neue Wohnformen können betreute Wohnanlagen, Seniorenhausgemeinschaften, oder Generationsübergreifendes Wohnen sein. Die besondere Herausforderung, solche Projekte im Flächenlandkreis zu verwirklichen ist roter Faden, der sich durch die Vorträge zieht und viele Fragen aufwirft. Bürgermeister Gotthard Schlereth, Oberthulba, sieht eine Chance, Leerstände im Ort zu aktivieren. "Solche Wohnprojekte schaffen lebendige Ortskerne". Bürgermeister Franz Kuhn interessieren die unterschiedlichen Wohnformen. "Da muss man sehen, was passt zur Gemeinde. Ich weiß, dass die Nüdlinger da schon einen Schritt weiter sind als wir", meint der Oerlenbacher Rathauschef und tauscht sich in der Pause mit seinem Maßbacher Amtskollegen Matthias Klement aus.
Förderdschungel gelichtet
Gemeinschaftliche Wohnprojekte werden vorgestellt, die ein Leben in abgeschlossenen Wohnungen ermöglichen, gleichzeitig aber soziale Kontakte, etwa mit Gemeinschaftsraum und Kulturtreffpunkt fördern. Auch ambulant betreute Wohngemeinschaften mit Garten und vereinbarter Nachbarschaftshilfe können eine Alternative zum Seniorenheim sein. Das Förderprogramm "Selbstbestimmt Leben im Alter(SeLA) stellt Referent Johann Lechner von der Regierung von Unterfranken vor. Jochen Vogel, Bürgermeister von Motten, und Werner Keller, 2. Bürgermeister von Rannungen, blicken gebannt auf die Folie mit den verschiedenen Fördertöpfen, die solche Vorhaben großzügig unterstützen. Allein der Wohnungspakt Bayern hält sechs verschiedene Programme vor. Sebastian Dresbach, Geschäftsführer der Telemedizin, zeigt auf wie die Sicherheit für Senioren durch vernetzte Sicherheitsassistenzsysteme gesteigert werden kann.
Schöner wohnen auf dem Land
Ihre Erfahrungen auf dem Weg von der Idee zur Verwirklichung zeigen dann Joachim und Eva Pietzcker auf, die ein Wohnprojekt Schnaittach vorstellen, wo sechs teils historische Häuser mit Garten und Veranstaltungsscheune ein aktives Zusammenleben von neuen Familien ermöglichen. Das Projekt Leerstand in Gemeinden führt im 300 Seelenort Friesenhausen in den Haßbergen zu einem Quartiersmanagementprojekt. "Besser gemeinsam leben", heißt die Wohnform der ambulanten Hausgemeinschaft in verschiedenen, früher leer stehenden Häusern mit sozialer Teilhabe. "Das ist auf dem Land viel besser", ist Projektant Christian Wittmann überzeugt.