Neuer Chor mit neuem Lied
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Sonntag, 01. Februar 2015
Bei der Lebenshilfe Bad Kissingen gab es gleich zwei Premieren. Ortsvorsitzender Wolfgang Rompf erinnerte an den Werdegang der Lebenshilfe. Ohne Ehrenamtliche wäre vieles nicht möglich.
Es war eine doppelte Premiere für die Lebenshilfe Bad Kissingen: Zum ersten Mal seit Gründung vor 45 Jahren gab der Ortsverein am Freitag einen Neujahrsempfang. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Sänger des neuen Gute-Laune-Singtreffs bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt.
Freudige Spannung war unter den Sängerinnen und Sängern verschiedenen Alters zu spüren, bis sie unter Leitung von Christine Stumpf ihre Angehörigen, Sponsoren und Ehrengäste mit einem fröhlichen "Glück zu" in der Aula der Franz-von-Prümmer-Schule begrüßen durften. Erst im November war der Chor aus Behinderten und Nichtbehinderten im Rahmen der Offenen Behindertenarbeit gegründet worden. "Aus einfachen Liedern mit einfachen Melodien" besteht das Repertoire, erläuterte Sozialarbeiterin Mechthild Jordan das Konzept. Zur altbekannten Lummerland-Melodie wurde später zur Freude aller Zuhörer das von Christine Stumpf und Claudia Nieland getextete Kissingen-Lied uraufgeführt.
Ortsvorsitzender Wolfgang Rompf erinnerte in seiner Begrüßung an den Werdegang der Lebenshilfe. Bald nach dem Krieg hatte sich der niederländische Pädagoge und Verbindungsoffizier Tom Mutters behinderter und nicht behinderter Flüchtlingskinder angenommen und schließlich 1958 in Marburg die nationale Stiftung gegründet. In Unterfranken begann die Gründung von Ortsvereinen 1962 in Schweinfurt, es folgten 1966 Würzburg, 1969 Bad Kissingen und 1971 die Lebenshilfe Landkreis Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt. Schon damals sei es das Ziel gewesen, die zu fördernden Kinder in ihrem heimatlichen Umfeld aufwachsen zu lassen.
Nach der Gründungsphase wurden in Bad Kissingen Schule und Tagesstätte gebaut, in den Siebzigern folgten Werkstätten und Wohnheime bis schließlich seit den Achtziger Jahren das Aktivitäts- und Freizeitangebot auf- und ausgebaut werden konnte. "Vieles wurde nur durch den Einsatz unzähliger ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden geschafft", machte Rompf deutlich. Zwar erhalte die Lebenshilfe Zuschüsse vom Staat, doch reiche dieses Geld nicht aus. "Wir sind und bleiben auf Spenden angewiesen." Sponsoren würden die Kissinger Lebenshilfe deshalb mit Sachleistungen oder Geld unterstützen. "Alles ist wichtig, damit wir unseren Auftrag erfüllen können."
Betreuung von Flüchtlingen
Die Lebenshilfe mag im Laufe der Jahrzehnte eine Wandlung in ihrer Aufgabenstellung erfahren haben. Rompf: "Statt von Integration sprechen wir heute von Inklusion." Doch sechs Jahrzehnte nach dem Start der Lebenshilfe in Marburg gibt es aktuell einen direkten Bezug zum Gründungsgedanken - der Betreuung von Flüchtlingskindern. Rompf: "Wir hatten bei uns schon Kinder aus dem Iran und Irak."
Einen Überblick über die Vielfalt der Aufgaben präsentierten beim Neujahrsempfang Schulleiter Klaus Scheuring und alle Leiterinnen der jeweiligen Einrichtungen und Abteilungen. "Bei uns zählt nicht der Schulplan, sondern das Kind", fasste Scheuring die Unterrichtsmethodik an der Franz-von-Prümmer-Schüle zusammen, deren Leitmotiv "Selbstverwirklichung in sozialer Integration" ist.
Gemeinschaft ist wichtig
Schrittweise versuche man die Schüler zu fördern. Einzelne schaffen es so tatsächlich ins Gymnasium oder den ersten Arbeitsmarkt. Gemeinsam mit Tagesstättenleiterin Gisela Geisel - beide sind für 69 Kinder verantwortlich, davon sieben in der Schulvorbereitung - dankte er der Lebenshilfe für den Neubau in der Peter-Heil-Straße. "Das Beste daran ist die Aula." Sie werde als Festsaal für unterschiedliche Veranstaltungen vom Gottesdienst bis zum Faschingsfest genutzt. "Die Gemeinschaft wird bei uns groß geschrieben."
Dies gilt auch für die Offene Behindertenarbeit, das Ambulant Unterstützte Wohnen und die zwei Wohnheime in Nüdlingen und Bad Kissingen.