Neue Sinntalbrücke kriegt ein kleines Erdbeben ab
Autor: Ralf Ruppert
Riedenberg, Montag, 17. Juni 2013
Am Samstag um 10 Uhr wird die 770 Meter lange und 11.000 Tonnen schwere Autobahnbrücke über das Sinntal gesprengt. Ein so großes Bauwerk fiel in Deutschland noch nie auf einen Schlag.
Der Knall werde auch deshalb nicht so heftig, weil die sieben Pfeiler-Paare nicht zeitgleich, sondern mit einer halben Sekunde Verzögerung von der Brückenmitte nach außen gesprengt werden. Die 770 Meter lange Brücke hat Stützweiten von maximal 110 Metern und ist 30,5 Meter breit. In der Mitte ist sie 50 Meter hoch. Weil dort zuerst gesprengt wird, sackt die Brücke durch und kracht in einem Bogen nach unten auf den Talgrund. Dadurch wird sie auch kürzer und zieht sich durch ihr Eigengewicht selbst aus den Widerlagern heraus. Denn: Vor der Sprengung wird an den Brückenköpfen nichts abgebaut, damit die Standsicherheit gewährleistet bleibt.
Die Pfeiler werden durch eine so genannte Falt-Sprengung zu Fall gebracht: Ganz unten und in der Mitte werden je Keile herausgesprengt, weil der Überbau nur locker aufliegt, ergeben sich drei "Scharniere", an denen die Pfeiler einknicken: Wie ein Zollstock klappen die beiden Pfeilerhälften durch das gewicht der Brücke ins sich zusammen.
Zwischen drei Metern an den Widerlagern und mehr als zehn Metern in der Mitte beträgt der Abstand zwischen alter und neuer Brücke. Die Sicherheit des Neubaus ist besonders wichtig: Die Erschütterung dort betrage maximal 20 Millimeter in der Sekunde, hat Melzer errechnet: "Das entspricht etwa einem Erdbeben der Magnitude 3", sagt der Experte. Zudem handele es sich um eine einmalige Erschütterung, das schade einem Bauwerk deutlich weniger als ein wirkliches Erdbeben mit mehreren Stößen hintereinander. Und: Die Wirkung nehme mit der Entfernung stark ab. "Bei den Trinkwasserquellen hat man nur noch ganz niedrige Schwingwerte", schließt Melzer Schäden dort aus.