Neue Siebener üben am Kissinger Vermessungsamt
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Sonntag, 11. Februar 2018
20 neue Feldgeschworene nehmen im Kreis Bad Kissingen ihre Tätigkeit auf. Sie unterstützen das Vermessungsamt und werden vorab von Fachleuten geschult.
20 neu vereidigte Feldgeschworene werden künftig ihre Kollegen im Landkreis unterstützen. Deshalb wurden sie von Fachleuten des staatlichen Vermessungsamts im Luitpoldbad zunächst in den Aufgaben und Pflichten dieses traditionsreichen Ehrenamtes geschult. Anschließend übten sie im Freigelände die Vermessung und Sicherung von Grenzsteinen.
Schon im 13. Jahrhundert werden Feldgeschworene erstmals in Franken erwähnt. Heute gibt es dieses Ehrenamt, das die staatlichen Vermessungsämter unterstützt, nur in Bayern, Rheinland-Pfalz und in Teilen Thüringens. Feldgeschworene nennen sich auch Siebener, da es früher meistens sieben in einer Gemeinde gab. Sie werden zur Regelung und Bestimmung von Grundstücksgrenzen eingesetzt. Ihre Aufgaben führen sie selbstständig, aber in enger Zusammenarbeit mit den Vermessungsämtern aus. Dazu gehören Grenzbegehungen zur Überprüfung von Mängeln an Grenzsteinen, das Suchen und Aufdecken von Grenzsteinen auf Antrag eines Grundstückseigentümers und auch Abmarkungshandlungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit. Jede Abmarkung ist ein offizieller Verwaltungsakt. Darüberhaben die Feldgeschworenen ein Protokoll anzufertigen, das vom zuständigen Vermessungsamt archiviert wird.
"Feldgeschworene brauchen wir auch heute noch dringend", versichert Albert Köder, der neue Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (ADBV) in Bad Kissingen. So lautet neuerdings die offizielle Bezeichnung aller Vermessungsämter. "Sie wissen in ihrem Dorf und in Wald und Flur viel besser Bescheid als wir." Zudem kennen sie die meisten Grundeigentümer in ihrem Wohn- und Einsatzort, was die Arbeit erleichtert.
Heute ist es schwieriger, neue Kandidaten für dieses Ehrenamt zu finden, bedauert Köder. Und das obwohl für die geleistete Arbeit sogar eine Aufwandsentschädigung von elf Euro pro Stunde gezahlt werde. In vergangenen Jahrhunderten war dies anders. "Früher war der Feldgeschworene einer der angesehensten Männer im Dorf - eine Art Dorfrichter." Auch heute kann ein Siebener bei Grenzstreitigkeiten ein Urteil fällen unter der Voraussetzung, dass die beteiligten Grundeigentümer dieser Entscheidung in dem vom Siebener erstellten Abmarkungsprotokoll mit Unterschrift zustimmen.
In vielen Landwirtsfamilien ist das Amt des Feldgeschworenen eine gute Tradition wie bei Christoph Kreps. Früher war er im technischen Außendienst viel unterwegs, doch inzwischen ist er mit eigenem Haus und Waldstück in Kleinbrach sesshaft. Für die 350 Einwohner gibt es als Verein nur die Feuerwehr. Das war Kreps zu wenig, weshalb er sich freiwillig gemeldet hat. "Ich kannte die Arbeit. Mein Opa war auch Feldgeschworener."
Bei Andreas Emmerth aus Albertshausen war es anders: "Mich hat unser Obmann gefragt." Da er andere Feldgeschworene kennt, traf ihn die Anfrage nicht unvorbereitet, und er sagte zu. Die mit dem Amt verbundene Ehre nimmt er ernst. "Bei Kirchenparaden wird man als Fahnenträger eingesetzt." Auch Holger Murk aus Garitz war von seinem Obmann gefragt worden. In seiner Familie ist er der erste in dieser Funktion. "Mein Obmann meinte, ich hätte als Bäcker doch tagsüber viel Zeit." Jetzt ist Murk Feldgeschworener auf Lebenszeit.