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Naturfans blüht wieder was


Autor: Elisabeth Assmann

Hammelburg, Freitag, 12. April 2013

Mit steigenden Temperaturen wird der Sodenberg wieder Anziehungspunkt für Blumenfreunde. Das bedeutet Arbeit für die Umweltschützer.
Eine Besuchergruppe bei den Märzenbechern Fotos: Elisabeth Assmann


Langersehnt kommen sie nun doch zu voller Pracht: die Frühlingsblüher. Die Märzenbecher sind seit Wochen schon von Weitem als weiße Blütenteppiche im Wald zu sehen. Bei den Adonisröschen und Küchenschellen strecken sich vereinzelte Exemplare der Sonne entgegen und trotzen den oft noch kühlen Temperaturen. Die Zeit der Hochblüte steht noch bevor.
Auch Leberblümchen blühen schon und begeistern den Betrachter mit ihren intensiven blauen

und lila Farben. Bei Lerchensporn, Haselwurz, Schlüsselblume und Buschwindröschen dauert es noch ein wenig.
Sophie Rauschmann und Gottfried Hummel vom Bund Naturschutz (BN) leiten die erste Exkursion des Jahres zu den Frühjahrsblühern auf den Sodenberg. Auf dem Rundweg treffen die Teilnehmer auf weitere Helfer des Bund Naturschutz.
Naturschutzwächter Friedrich Mährlein steht an dem Sonntag schon seit 10 Uhr bei den Märzenbechern. Dort berichtet der Artenschützer den Spaziergängern von den Besonderheiten der Vegetation im sogenannten Mittelwald. Die Nutzung der Fläche ist seit Jahren aufgegeben, aber an den Baumstümpfen noch zu erkennen. Die Hainbuchen und Eichen wurden abgesägt. Aus ihren Stockausschlägen wächst wieder Holz nach.
Was ist das Besondere an den Frühjahrsblühern? Ihre Überlebensstrategie besteht darin, möglichst früh zu blühen, bevor ihnen im Wald die Blätter der Laubbäume das Licht nehmen. Sie legen bereits jetzt in ihren Knollen Energiespeicher für das kommende Jahr an. Auch die Steppenpflanzen Adonisröschen und Küchenschelle blühen so zeitig, um auf den Muschelkalkmagertrockenrasen der Austrocknung in der Sommerhitze zu entgehen. Der gelbe Blütenschirm des Adonisröschens sammelt die Sonnenwärme und lockt Insekten an. Verbreitet werden die Samen durch Ameisen oder den Wind.
Mährlein motiviert rund ein Dutzend ehrenamtliche Helfer für die Aufklärungsarbeit im Naturschutzgebiet Gans auf dem Sodenberg. Schon seit den 70er Jahren organisiert er die Freiwilligen für die Wochenenden von Ende März bis Anfang Mai.
Busweise kommen Gruppen von weit her, um die Adonisröschen zu bewundern. "Da ist es wichtig, die Besucher zu lenken, damit diese auf den Wegen bleiben, und die Pflanzen keinen Schaden nehmen", erklärt Mährlein. Schätzungsweise 2800 bis 3500 Leute kämen im Frühjahr auf den Sodenberg. "Neben Einzelgesprächen habe ich um die 20 angemeldete Führungen."
Das Einzugsgebiet reiche von Aschaffenburg bis nach Thüringen. Viele kämen zur Naherholung aus dem Schweinfurter und Würzburger Raum. Mährlein berichtet: "Im direkten Gespräch erfahren wir auch viel Lob für unser Engagement für die Natur."
Seine Arbeit auf dem Sodenberg begann bereits, bevor es Naturschutzbehörden gab. Mährlein wurde 1984 als einer der ersten Naturschutzwächter des Landkreises in sein Ehrenamt eingeführt. An dem Sonntag wird er von Adele Betz und Burkhard Nöth unterstützt, die bei den Adonisröschen stehen und Spaziergänger informieren.
Auf der offenen Fläche beim Giselakreuz verabschieden Sophie Rauschmann und Gottfried Hummel die Gruppe. Sie ermuntern die Teilnehmer, auf dem Rückweg Sonne und Blüten zu genießen.
Im Jahr 1997 wurden die Biotope rund um das ehemalige Basaltwerk als Naturschutzgebiet Sodenberg-Gans unter Schutz gestellt. Die Natur und die Besucher nahmen dies dankbar an: "Für Naturfotografen ist der Sodenberg nicht nur im Frühjahr ein Muss", erklärt Hobbyfotograf Stefan Imig aus Würzburg. Er hat sich bereits zum Sonnenaufgang auf dem Sodenberg eingefunden und wartet gerade darauf, dass die Sonne für einen Moment hinter Wolken verschwindet, um ein Leberblümchen ins rechte Licht zu rücken. Imig wird wohl bis Sonnenuntergang noch viele Motive finden.