Nationalpark-Fahrt: Von Saufang bis Tourismus
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Montag, 07. August 2017
Im Bayerischen Wald informierten sich Kommunalpolitiker über Jagdmethoden im und die Nachbarschaft zum Nationalpark.
           
"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen", heißt es bei Matthias Claudius. Das gilt auch für die zweitägige Fahrt von Bürgermeistern, Kreisräten und Vertretern der Interessensgruppen für und gegen einen Nationalpark Rhön: "Wir haben sehr viele Informationen bekommen, ich denke, es kann sich jetzt jeder ein Bild machen", zieht Landrat Thomas Bold (CSU) Bilanz. "Viele Dinge haben sich geregelt", lautet sein erstes Fazit, trotzdem will sich Bold noch nicht festlegen in der NP3-Frage. 
  
  Bestätigung für Befürworter
 
Bestätigt fanden sich vor allem die Nationalpark-Befürworter: "Die guten Beispiele erreichen mehr als viele Worte", freut sich Franz Zang, der als Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes teilnahm. "Das war unheimlich informativ", sagt der Bad Brückenauer weiter, und: "Überraschend war für mich die große Flexibilität, mit der die Nationalpark-Verwaltung auf alle Anlieger zugeht." Zufriedene Bürgermeister sind für Zang ebenso ein Argument für den NP3 wie die Untersuchung, dass 95 Prozent der Nationalpark-Besucher Wert legen auf Arten-Vielfalt.Wie das Beispiel vor Ort Vorbehalte ausräumen kann, zeigte die Besichtigung eines Saufangs: "Das ist tierschutzgerecht", betonte Franz Baierl, Leiter des Wildmanagements im Nationalpark Bayerischer Wald. Im Schnitt 100 Wildschweine werden laut Baierl im Jahr im Nationalpark getötet, der Spitzenwert lag bei 252. Zwei Drittel davon würden in den Saufängen erlegt, nachdem sie mit Futter angelockt und gefangen wurden. Baierl plädierte vor allem für blickdichte Käfige, dann würden die Tiere auch nicht in Panik geraten. Kritische Vorfälle wie eingeklemmte Frischlinge habe es im Nationalpark in den 30 Jahren seit Einführung der Methode nicht gegeben. Die Besucher aus dem Landkreis Bad Kissingen, darunter auch Jäger, konnten sich einen Einsatz auch in der Rhön vorstellen, wo das Problem mit Schwarzwild deutlich größer ist: Landrat Bold berichtete, dass bis zu 4000 Tiere im Jahr im Landkreis geschossen werden.
Im Abschussplan der Nationalpark-Verwaltung stehen zudem 150 Stück Rotwild, dagegen werden seit 2011 keine Rehe mehr bejagt. "Das kann sich je nach Verbiss aber auch wieder ändern", sagte Nationalpark-Leiter Franz Leibl. Den Abschuss übernehmen zehn Berufsjäger und zehn weitere ausgebildete Jäger. Auf Nachfrage betonte Baierl, dass bisher alle Abschuss-Quoten der umliegenden Hegeringe einvernehmlich festgelegt wurden.