Nacht des Sports: Ein Fest der Balance
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Sonntag, 25. November 2018
In der Bayernhalle feierten die Kissinger Sportler sich selbst, ihre Erfolge und Hannelore Schön, die zum letzten Mal die Nacht des Sports organisiert hat.
Die Dreijährige nimmt entschieden Anlauf - bei ihren kurzen Beinen sind zehn Meter verdammt lang. Dann stoppt sie abrupt, klettert auf das Minitrampolin, robbt an das andere Ende und zieht sich hinauf auf die große, dicke Turnmatte. Dort schlägt sie einen Purzelbaum. Beifall brandet auf. Mit strahlendem Gesicht rutscht das Mädchen seitlich von der Matte und rennt ins Dunkel.
Natürlich ist das putzig. Auch Zwerge haben klein angefangen. Aber angesichts der begeisterten Ernsthaftigkeit der Dreijährigen ist man sich sicher, dass sie in ein paar Jahren unter den Turnerinnen sein wird, die in der Nacht des Sport für ihre Leistungen ausgezeichnet werden.
Der kleine Auftritt war ein gutes Beispiel dafür, dass es auch in der 30. Nacht des Sports in der Bayernhalle gelungen war, "Jugend- und Spitzensport zu einer Gala zusammenzuführen", wie Bürgermeister Anton Schick in seiner Begrüßung betonte. Und es waren einmal mehr die Gruppen des TSV Bad Kissingen, die diesen Entwicklungsprozess "von der Pike auf" demonstrierten. So waren es bei den Turnerinnen nicht nur die Turnküken, die noch damit beschäftigt sind, ihre Bewegungen zu koordinieren, sondern auch die Großen, die auf langen Mattenbahnen eine schwungvolle, raumgreifende Bodenturnkür zeigten. Oder die Judoka, die die zielstrebige Eleganz ihres Sports zeigen, in dem es nicht darum geht, den Gegner zu beschädigen, sondern mit Raffinesse zu überlisten.
Mit Kraft und Achtsamkeit
Interessant war der Vergleich mit dem größten Aushängeschild des TSV, der Sambo-Gruppe, in der es schon heftiger zur Sache ging, kraftbetonter, aggressiver. Und trotzdem ging es auch hier um die Achtsamkeit und den Respekt gegenüber dem Gegner, ihn zwar zur Aufgabe zu zwingen, aber nicht zu verletzen. Und man spürte etwas von der integrierenden Kraft des Sports.
Die Ehrungen an diesem von Christian Schwarz zügig moderierten Abend hatten Bürgermeister Schick in Vertretung von Oberbürgermeister Kay Blankenburg und die Kissinger Rosenprinzessin Mareike Metz übernommen. Sechs Funktionäre, 60 Einzelsportler und 17 Mannschaften wurden von Christian Schwarz der Reihe nach auf die kleine Bühne gerufen, um sich eine Urkunde der Stadt und einen Gutschein von Pro Bad Kissingen abzuholen. Das klang nach zeitraubend, ging aber erstaunlich reibungslos über die Bühne.
Spannung und Abwechslung
Hannelore Schön hatte wieder höchst attraktive Gymnastik- und Athletikgruppen eingeladen, die den Abend spannend machten. Etwa die Gruppe "Power mit 80 Deutschen Meistertiteln", die tolle "Etagenakrobatik" zeigten, bei der man sich fragte, wie grenzenlos der Gleichgewichtssinn sein kann und wie die unteren Etagen diese enormen Belastungen überhaupt aushalten. Oder die Kraftakrobatik von "Lametta", drei Männern, die, angestrichen wie Goldfinger, die alten römischen Reliefs lebendig werden ließen - und das in unglaublicher Zeiltlupe. Oder höchst ästhetische Pole Akrobatik an einer drehbaren Stange. Oder ein Rhönrad aus Schönau mit einem raffinierten Schwarzlicht-Mummenschanz, kontrastiert von "Cyr Wheel", einem Duo, dessen Rhönräder nur ein Rad haben und tolle Begegnungsfiguren ermöglichten. Oder die schwungvollen Auftritte der Cheerleadergruppen der DJK Schweinfurt.
Abschied nach neun Jahren
Auch wenn sie sich vor allem im Hintergrund aufhielt, stand sie doch im Mittelpunkt: Hannelore Schön nahm offiziell Abschied von der Nacht des Sports, die sie neun Mal organisiert hat, und, damit einhergehend auch vom Vorsitz des TSV Bad Kissingen, Sie hat sich in dieser Zeit ein weit verzweigtes Netzwerk von Sport- und Artistikgruppen geschaffen, von dem ihre Nachfolgerin Claudia Lachmann, die Leiterin der TSV-Kinderturngruppe profitieren kann.