Nach tödlichem Unfall bei Oberthulba: Kommt ein Kreisverkehr?
Autor: Robert Huger
Bad Kissingen, Dienstag, 11. August 2015
Nach dem tragischen Motorrad-Unfall bei Oberthulba spricht ein Verunglückter über die Gefahren in diesem Bereich. Er stellt einen Kreisverkehr zur Diskussion.
Ein Motorradfahrer ist mit seiner Suzuki Burgman auf dem Heimweg. Kurz vor Oberthulba sieht er an der Autobahnauffahrt ein Auto. Der Blinker ist gesetzt. Der Fahrer müsste eigentlich warten bis das Motorrad vorbei ist. Doch die Sonne blendet ihn und so sieht er die Suzuki nicht. Dann kracht es. Der Motorradfahrer bleibt am Windschutz des Motorrades hängen, prallt auf die Motorhaube des Autos und landet schließlich auf dem Asphalt.
"Ich hatte nicht den Hauch einer Möglichkeit auszuweichen", erzählt Albin Friedrich von seinem Sturz. Im Krankenhaus werden 15 Knochenbrüche - darunter beide Hüftgelenke, das Becken und diverse Rippen - ein Darmabriss, Leber- und Milzriss sowie eine Lungenquetschung festgestellt. Allein an den ersten beiden Tagen benötigt Albin Friedrich 190 Blutkonserven. "So etwas kann man normalerweise nicht überleben", sagt Friedrich. Als praktizierender Arzt muss er es wissen.
Darum ist die Stelle so gefährlich
Zehn Jahre nach seinem schweren Sturz spürt Friedrich immer noch die Folgen. "Ich nehme Schmerzmittel", erzählt er. Dennoch empfindet er sein Leben nun besser als vorher. "Es ist ein bewussteres, entschleunigtes Leben", sagt der Arzt.
Die Autobahnauffahrt findet er aus mehreren Gründen gefährlich: "Sie ist ziemlich eng gebaut, die Straße hat eine leichte Krümmung und die Sonne steht am Nachmittag über der Brücke." Hinzu kommt, dass sowohl Autos als auch Motorräder unter der Autobahnbrücke schwer zu erkennen sind.
Friedrich glaubt, dass ein Kreisverkehr die beste Lösung wäre. "Alle müssten langsamer fahren und könnten abbiegen wie sie wollen", sagt er.
Ein Jahr nach seinem Unfall - als er gerade wieder anfing zu arbeiten - kam Albin Friedrich als Arzt zur besagten Unfallstelle. Wieder war hier ein Motorradfahrer verunglückt. "Das war schon sehr seltsam", erzählt er. Auch hier überlebte der Motorradfahrer. Gerade wegen dieser beiden Erlebnisse ist Friedrich besonders für den Gefahrenpunkt sensibilisiert und sieht Handlungsbedarf. Die Überprüfungen durch Polizei und Staatlichen Bauamt laufen.
Polizei findet Ursache bisher nicht
In den vergangenen fünf Jahren gab es an der Autobahnauffahrt laut der Hammelburger Polizei zehn vergleichbare Unfälle. Zwei davon heuer, vier 2014 und deren drei 2013.
Die Ursache für den Unfall Anfang August ist immer noch unklar: "Wir waren mit einem Sachverständigen an der Unfallstelle und haben nichts Auffälliges festgestellt", sagt Polizeihauptkommissar Günther May. Dennoch werde man weiter nachforschen, warum diese Unfälle passieren und gegebenenfalls Abhilfe schaffen.
Einen Kreisverkehr hält Günther May jedoch nicht für die beste Lösung. "Das ist an einer Auffahrt prinzipiell ungünstig wegen der Rückstaugefahr", erläutert der Polizist. Zudem müsste man dann an beiden Auffahrten - also Richtung Kassel und Richtung Würzburg - einen Kreisverkehr bauen. "Das wäre wirklich chaotisch", so May.
Straßenbauamt prüft den Fall
Wenn der Unfallhergang geklärt ist, beginnt die Arbeit des Straßenbauamtes.
Der Fall wird von Experten einer Unfallkommission geprüft. "Dann könnte es eine Ampel oder einen Kreisverkehr geben", sagt Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt.Doch das wird sich erst noch zeigen. "In der Regel fangen wir mit verkehrsrechtlichen Maßnahmen an", erläutert Wacker. Gemeint ist beispielsweise eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Allerdings ist an der Autobahnabfahrt bereits Tempo 80 vorgeschrieben. "Wir müssen erst wissen, warum der Unfall passiert ist", sagt Wacker. Die Dauer der Untersuchung lasse sich nur schwer abschätzen.
Die Polizei hat den Fall noch nicht abgeschlossen. Es werden weiterhin Zeugen gesucht, die nicht direkt am Unfall beteiligt waren. Angeblich sind unmittelbar vor dem Unfallverursacher einige Autos in die Auffahrt eingebogen. Wer etwas gesehen hat, soll sich unter der Telefonnummer 09732/9060 melden.