Nach A7 Vollsperrung: Stau in der Rhön
Autor: Benedikt Borst, Paul Ziegler
Geroda, Mittwoch, 20. Mai 2015
Nach der Vollsperrung der A7 am Mittwoch wurde der gesamte Verkehr durch die Rhön umgeleitet. Die kurvige und zu enge Bundesstraße 286 war der Belastung nicht gewachsen.
Gestern war ein guter Tag, um die Rhön zu entdecken, oder überhaupt kennenzulernen. Tausende von Menschen nutzten die Gelegenheit. Zugegeben, nicht ganz freiwillig. Der Grund für die "Entdeckertour" durch den Landkreis Bad Kissingen war ein Unfall auf der Autobahn A7 zwischen Oberthulba und Wildflecken.
Gegen 2.40 Uhr kam es auf der A7 auf Höhe von Schondra zu einem schrecklichen Zusammenstoß von zwei Lkw, wobei einer der beiden Fahrer ums Leben kam.
In der Folge musste die A7 in Richtung Norden komplett gesperrt werden. Die Folge: Die Autofahrer, die Richtung Bad Brückenau und Kassel unterwegs waren, wurden an der Auffahrt Oberthulba von der A7 geholt und über die Bundesstraße B 286 über Poppenroth, Waldfenster, Platz und Geroda zur A7 Auffahrt bei Schildeck gelotst. Die Bundesstraße war bis Nachmittag komplett überlastet, nur im Schritttempo oder mit Stop-and-go kamen die Autofahrer voran.
Zwei Stunden für Umleitung
Der Verkehr staute sich durch Geroda, Platz und Waldfenster mehr als zwölf Kilometer bis zur Kreuzung nach Burkardroth zurück. Die Autofahrer brauchten - inklusive sechs Kilometer Stau beim Verlassen der Autobahn bei Oberthulba - bis zur Anschlussstelle Wildflecken bis zu zwei Stunden. Normalerweise ist die Strecke in 15 Minuten zu schaffen. "Das ist wie bei Helgoland in den Ferien", kommentierte Christian Pörtner von der Polizei Bad Brückenau den Ausnahmezustand. Mehr als 1000 Fahrzeuge rollen in der Stunde auf der A7 in Richtung Norden, darunter ein großer Anteil Laster. Diese Blechlawine wälzte sich den halben Tag über die zu enge und zu kurvige Bundesstraße.
Geroda wird zum Pfropfen
Der Verkehrsfluss hätte ja einigermaßen funktioniert, gäbe es auf der Umleitungsstrecke nicht einige Klippen für die Lkw-Fahrer. "Der Stau lag einzig und allein an der Ortschaft Geroda", erklärt Pörtner. Die kurvenreiche Ortsdurchfahrt wirkte wie ein Pfropfen, in dem die Laster stecken blieben. Die etwa drei Meter breiten und 20 Meter langen Schwertransporter passen nur durch die Ortschaft, wenn ihnen gerade kein Gegenverkehr entgegen kommt. Und auch dann müssen sie gezwungenermaßen langsam fahren. "Die Bundesstraße ist dafür einfach zu eng", sagt der stellvertretende Dienststellenleiter in Bad Brückenau.
Stau in Serpentinen
Der Verkehr staute sich zunächst durch Geroda bis zum Platzer Berg zurück. Die Fahrzeuge standen in den Serpentinen teilweise Stoßstange an Stoßstange. Mehr als ein Stop-and-go war nicht möglich. Erst nach Geroda kam die umgeleitete Karawane besser in Gang und konnte nach Schildeck endlich wieder auf die A7 fahren.
Schwierigkeiten hatten viele Brummifahrer in der Ortsmitte Platz, wo es für sie schon recht eng wurde. In Waldfenster hatten sie mit dem steilen Anstieg am Ortsausgang zu kämpfen. Die Folge: Ab hier staute sich Pkw an Lkw bis zurück zur Lauterer Kreuzung. Auch hier gab es Probleme. Fahrer, die aus Burkardroth beziehungsweise Lauter auf die B286 einbiegen wollten, mussten teils lange auf eine freie Lücke warten. Einige Male kam es zu beinahe Zusammenstößen, wenn sich ein Abbieger mit Gewalt in eine Lücke zwängte.
Ein Unfall ereignete sich laut Polizei aber nicht. Zum Glück, findet Pörtner. Sonst wäre auch der Verkehr auf der Umleitung zum Erliegen gekommen.
Ortskundige umfuhren den Stau so gut wie möglich. Auf den Nebenstraßen war die Lage deutlich ruhiger. Ein Anwohner aus Geroda beispielsweise nahm einen Umweg über Lauter, Oehrberg und Schondra bis zu sich nach Hause in Kauf. "Wer sich nicht auskennt, kommt heut ja sonst nie an", sagte der Mann.
Wenig Ausweichmöglichkeiten
Die Situation wurde zusätzlich dadurch verschärft, dass die B 286 lokal die einzige Umleitungsstrecke war. "In der Rhön gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten", sagte Günther May von der Polizei Hammelburg. Grundsätzlich steht zwar die B 27 zwischen Hammelburg und Bad Brückenau als wichtige Nord-Süd-Verbindung zur Verfügung, allerdings wird die Straße aktuell durch mehrere große Baustellen beeinträchtigt. "Der Autobahnverkehr wurde deshalb nicht auf der Strecke umgeleitet", erklärte May.
Auch Euerdorf betroffen
Es waren nicht nur die Gemeinden in der Rhön von der Umleitung betroffen. Die Polizei hatte den Verkehr unmittelbar nach dem Unfall bis in die Morgenstunden schon bei Wasserlosen im Landkreis Schweinfurt von der A7 geholt und über Euerdorf weiter auf die B 286 geschickt. Wie May berichtete, waren die Auswirkungen durch den Schwerlastverkehr in Euerdorf allerdings nicht so dramatisch wie in der Rhön.