Mut zur Entscheidung in Bad Kissingen
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Dienstag, 18. Dezember 2012
Nach den Willensbekundungen einer Neugestaltung kommt jetzt die Phase der konkreten Planungen. Der Bauausschuss muss einige folgenschwere Entscheidungen treffen.
Schmalkalden! Das ist im Moment so etwas wie ein Zauberwort im Bauausschuss des Bad Kissinger Stadtrates. Ein kleiner Anker der Phantasie. So wie in Schmalkalden könnte die neue Fußgängerzone auch in Bad Kissingen aussehen. Aber natürlich auch wieder ganz anders. Oder doch lieber wie in Stadtlauringen? Patentlösungen gibt es nicht.
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmung im Ausschuss etwas bedrückt wurde, als Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) den Tagesordnungspunkt "Fußgängerzone Neue Altstadt" aufrief. Christine Schwind von der Stadtplanung berichtete zunächst, zur Information für die, die nicht dabei waren, zur Erinnerung für die, die dabei waren, von einer Besichtigungstour Anfang November, bei der sich der Stadtrat Fußgängerzonen in Würzburg (4), Werneck, Stadtlauringen, Mellrichstadt und Schmalkalden anschaute, um Erfahrungen anderer zu sammeln und
Nutzbringende Erkenntnisse
Erkenntnisse, die sich auf Bad Kissingen anwenden lassen, gewannen die Teilnehmer dabei einige: Dass etwa die Ausführung der Fugen nicht nur Einfluss auf die Optik, sondern auch auf Unterhalt und Nachhaltigkeit hat. Dass eine Verlegung im Läuferverband - nicht sehr überraschend - einen ruhigeren Charakter hat als im wilden Verband. Dass größere Formate städtischer und edler wirken als kleinere. Dass Naturstein auch über Jahre hinweg gut anzusehen ist. Dass durch eine Auswahl von Steinen in unterschiedlichen Formaten und Färbungen Monotonie vermieden werden kann.
Fragen nach dem Grundsätzlichen
Und damit wurde es ernst. Denn Landschaftsarchitekt Marcel Adam, dessen Entwurfskonzept im Architektenwettbewerb den 2. Preis bekommen hatte, stellte dieses vor als Basis für konkrete weitergehende Entscheidungen. Er warf die Fragen in den Ring. Welche Gestaltung ist für die Stadt angemessen? Da spielten natürlich persönliche Aspekte bei der Entscheidung mit. Sollte die Fußgängerzone am Belag ablesbar sein und die Innenstadt erkennbar machen? Sollten die Gassen etwas schlichter gestaltet sein als die Hauptachse?
Adam sprach von sparsamer Möblierung und mobilem Grün, um die Nutzungsmöglichkeiten nicht zu beschneiden. Er sprach von der Wichtigkeit, den Platz vor dem Landratsamt als Einfalltor in die Fußgängerzone neu zu gestalten und einen Anschluss an die Von-Hessing-Straße und später den Berliner Platz zu schaffen. Und er nannte Zahlen: 6,5 Millionen Euro für 10 000 m² chinesischen Granit. Schwedischer Granit ist etwas teurer, Betonwerkstein 1 Million Euro billiger. Nur sind das keine Endpreise, sondern Anhaltswerte.
Ganz überrascht waren die Ausschussmitglieder allerdings nicht. CSU-Fraktionssprecherin Klaudia Schick nannte einige Aspekte, die in ihrer Fraktion seit der Bauausschusssitzung im September bereits diskutiert wurden. Etwa die Forderung, verlorene Pflanzen und Bäume sowie Spielbereiche angemessen zu ersetzen. Oder bei dem Format der Platten die Hierarchie der Plätze und Gassen zu berücksichtigen, allerdings nach dem obersten Gebot der technischen Haltbarkeit. Beim Material tendiert ihre Fraktion aus Gründen der Haltbarkeit zum Naturstein - eine Aussage, die in den anderen Fraktionen so etwas wie zustimmendes Gemurmel auslöste.
Hausaufgaben bis Februar
Stadtplaner Wolfgang Russ war es, der dem Ausschuss die Hausaufgaben bis zur nächsten Sitzung am 19. Februar mitgab. Dann müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dann wird zu allererst entschieden über das Material, die Oberfläche und Plattengrößen, über das Leitsystem für Behinderte, über den Einsatz von mobilem Grün und von Wasserspielen, über selbstreinigende Toiletten und Mastleuchten und vieles mehr, damit die Planungen weitergehen.
Zuvor ist allerdings noch eine Informationsveranstaltung für die Bürger, und zwar am Mittwoch, 23. Januar, im Sparkassenpavillon.