Druckartikel: Musikkorps der Bundeswehr bietet mehr als nur Marschmusik

Musikkorps der Bundeswehr bietet mehr als nur Marschmusik


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Freitag, 18. Sept. 2015

Mit langem Applaus haben die Zuhörer im Großem Saal des Regentenbaues dem Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg bei Bonn deutlich gezeigt, was sie von den beiden Stunden symphonischer Blasmusik auf hohem Niveau hielten.
Das Musikkorps der Bundeswehr ist das Aushängeschild der Bundeswehr. Es trat jetzt in Bad Kissingen auf.  Foto: Peter Klopf


Der "Parademarsch der Königlich Bayerischen Grenadiergarde" von Wilhelm Legrand (1769 - 1845) ist Marschmusik als Reverenz an das Bundesland Bayern zu sehen. Das war aber auch alles an Marschmusik fürs Erste.

Oberstleutnant Christoph Schaibling ist in Bayern bekannt als Chef des Gebirgsmusikkorps in Garmisch-Partenkirchen und des Luftwaffenmusikkorps 2 in Karlsruhe und seit 2012 musikalischer Leiter des Musikkorps der Bundeswehr.

Schon beim zweiten Stück wagten er und seine 60 Musiker sich an Héctor Berlioz Ouvertüre "Römischer Karneval". Diese war die erste große Herausforderung für die Musiker. 1831 trafen sich in Rom zwei Italien-begeisterte Romantiker: der Pariser Héctor Berlioz und der Berliner Felix Mendelssohn. Beide haben ihre Reiseeindrücke musikalisch verarbeitet: der Franzose in seiner Konzertouvertüre "Römischer Karneval", der Deutsche in seiner Italienischen Sinfonie. In ersterer kommt alles vor, was Goethe am römischen Karneval faszinierte: die Pferderennen auf dem Corso, das Liebesgeflüster der Maskierten und die wilde Ausgelassenheit des Volkes im Saltarello. Überschäumende Freude und zärtliches Liebesduett - für diese Ouvertüre griff Berlioz auf Themen seiner Oper "Benvenuto Cellini" zurück.


Turbulentes Stück

Das turbulente Stück hat enormen Schwung. Hier merkte man sofort: Das Orchester wirkt homogen und trotzdem vielseitig. Die Register waren gut besetzt. Da stimmten Rhythmus, Dynamik und Qualität. Das Orchester wirkte großvolumig und beeindruckte durch einzigartigen und berauschenden Sound.

Nächste Herausforderung: "Danzón Nr. 2" des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez, dann die "First Suite for Military Band" von Gustav Holst. Das Stück ebnete gleichzeitig den Weg für die Entwicklung der konzertanten Blasmusik im 20. Jahrhundert.


Virtuos interpretiert

Die Suite besteht aus drei eng verwandten Sätzen, die alle auf den ersten drei Noten des ersten Satzes basieren. Holst legte großen Wert darauf, dass die drei Sätze "attacca", also ohne Pause direkt hintereinander gespielt werden. Denn die Sätze gehören zusammen und bilden eine Einheit. Virtuos interpretierten die Musiker die anspruchsvolle Konzertliteratur.

Beeindruckend auch Christoph Schaibling. Mit viel Körpereinsatz, Feingefühl und punktgenauen Einsätzen führte das Orchester. Dank seiner einfühlsamen Art des Dirigierens hatte man das Gefühl, als schweben die Musiker feinfühlend von Note zu Note. Nebenbei erklärte er als Moderator die Stücke. Mit dem "Mussinan-Marsch" des Stabstrompeters Carl Karl (1830 - 1898) und dem "Deutsch meister-Regimentsmarsch" von Wilhelm August Jurek als Zugabe endete das eigentliche Programm. Zum Abschluss erklang die Deutsche Nationalhymne. Alle erhoben sich von den Sitzen, um gemeinsam "Einigkeit und Recht und Freiheit ..." zu singen.

Der Erlös dieser Benefizveranstaltung kommt zum einen dem "Kreisjugendblasorchester Bad Kissingen" und dem "WIM - Wir musizieren" (ein Pilotprojekt der Musikakademie Hammelburg) zugute und außerdem der "Tafel in Hammelburg", die das Konzert in Bad Kissingen mit organisierte.