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Musikalische Osterspaziergänge


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Dienstag, 07. April 2015

Das Kurorchester und die Sopranistin Deborah Cole erfreuten im Regentenbau weit über tausend Gäste mit zwei ganz unterschiedlichen Konzerten am Ostersonntag.
Orchesterchefin Elena Iossifova dirigiert Sängerin Deborah Cole und das Publikum Foto: Vogel


"Wer vieles bringt, wird Manchem etwas bringen", das Zitat -zwar nicht aus dem "Osterspaziergang" aber immerhin aus Goethes Faust-, war offensichtlich das Motto des Kurorchesters am Ostersonntag. Mit zwei Sonderkonzerten zeigten die Musiker die ganze Bandbreite des Orchesters und lockten weit über tausend Gäste in den Großen Saal des Regentenbaus.
Zur Vormittagsmatinee hatte Orchesterchefin Elena Iossifova Bach und Mozart ausgesucht, am Nachmittag lagen Andrew Lloyd Webber

und Leonard Bernstein auf dem Notenpult. Feierlich österlich die Matinee, aufgelockert mit Geschichten und Gedichten, die Trompeter Reinhold Roth passend zu den Musikstücken vortrug, und heiter beschwingte Melodien aus bekannten Musicals, dazu Klassiker des Jazz zum Nachmittagskonzert. Zum festlichen Anlass konnte die Sopranistin Deborah Cole für die beiden Konzerte verpflichtet werden. Die gebürtige Amerikanerin tritt nicht zum ersten Mal mit dem Kurorchester auf und bezauberte bei der Matinee mit ihrer weichen lyrischen Stimme mit der Arie aus Händels Messias und "Ave Maria" von Bach Gounod. Mit ihrer Zugabe "Panis Angelicus" rundete sich der österliche Charakter des Konzerts.

Überzeugend interpretiert

Dass sie auch Musical und Jazz kann, durften die Zuhörer im sehr gut besuchten Max Littmann Saal erleben. Mehr noch, sie scheint ihre Passion für anspruchsvolle Titel von Cole Porter und George Gershwin gefunden zu haben und lebt ihre Liebe zu diesem Genre auf der Bühne mit starker Präsenz und einfühlsamen Interpretationen aus. Denn es waren nicht nur die eingängigen Musicalhits aus "Cats", "Phantom der Oper" und "Annie Get Your Gun", die das Publikum hinrissen. Besonders beeindruckte sie mit einer Melodienfolge mit Liedern, die Barbra Streisand zu Weltruhm verholfen haben. Ihre aparte Erscheinung, ihr bezauberndes Lächeln und ihre unaufgeregte Moderation erinnerte an die große Sängerin aus den Staaten, die sie bewundert, wie Frau Cole verriet und so hatten "Don't rain on my Parade", Bernsteins "Somewhere" und "People" von J. Styne, durchaus Anklänge an die Ikone des Musicals. Deborah Cole"s tragender, ansatzfreier Sopran lieferte sich bei "People", dem Hit aus "Funny Girl", einen fulminanten Dialog mit der Posaune des Roman Riedel, vom Orchester behutsam unterstrichen. Da kamen vor allem die Kenner des Jazz voll auf ihre Kosten. Über welches Stimmvolumen die Sängerin aus Taunusstein in Hessen verfügt, zeigte sie ganz überzeugend bei ihrer Zugabe, dem Gospelsong "Amazing Grace".

Vielseitiges Kurorchester

Nun waren die Besucher erwartungsgemäß nicht das typische Jazzpublikum. Dass es dem Kurorchester und Deborah Cole gelang, sie zum Mitswingen und Mitsingen zu animieren und bei "Summertime" aus "Porgy und Bess" den Rhythmus mitzusummen, darf als Kompliment an die Künstler verstanden werden. Es gab Bravos und stehenden Applaus, der auch Emanuel Richter galt, der die Stücke arrangierte und dessen musikalische Freundschaft zu Deborah Cole und dem Kurorchester auch den Osternachmittag zu einem feinen Konzerterlebnis werden ließ.