Musik an allen Orten
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Freitag, 08. Juli 2016
Der Kissinger Sommer hatte zum Wandelkonzert in die Erlöserkirche, das Kurtheater und den Rossini-Saal geladen.
Ganz unterschiedliche Musik an ganz verschiedenen Orten, und dazwischen ein bisschen spazieren gehen: Das Konzept des Wandelkonzerts ging auch dieses Jahr trotz Fußball-EM auf. Auch wenn der Auftakt in der Erlöserkirche etwas enttäuschend war: Das Dragon String Quartet aus China war einfach zu unterschiedlich besetzt. Auf der einen Seite Feng Ning, der geborene Primarius und Gestalter, und der Bratscher Wen Xiao Zheng, der mit vielen Impulsen und Behauptungswillen Feng Ning den Rücken frei hielt. auf der anderen Seite der 2. Geiger Wang Xiaomao und der Cellist Qin Liwei, die lediglich im Hintergrund mitliefen, von denen über den Notentext hinaus nicht viel zu hören war. Dadurch geriet vor allem Beethovens Streichquartett op. 132 in eine unangenehme Schieflage der Unkomplettheit. Etwas besser war es bei Schuberts d-moll-Quartett "Der Tod und das Mädchen", weil Feng Ning und Wen Xiao Zheng die trebenden Elemente der Verzweiflung sehr klar herausstellten und sich die beiden Kollegen dem nicht so einfach entziehen konnten.
Dann gab's Gesang im Kurtheater mit der Sopranistin Katharina Konradi und der Mezzosopranistin Dorothea Spilger (für Rachael Wilson), die in den Duetten con Schumann und Mendelssohn stimmlich sehr gut harmonierten, sich aber noch etwas das engagierte Schrille in den Höhen abgewöhnen müssen, auch wenn die Überspitzungen bei den koketten Mahler-Liedern wie "Hans und Grete" oder "Um schlimme Kinder artig zu machen", bei Lehárs "Hör ich Cymbalklänge", Puccinis "Quando m'en vo" oder dem berühmten Bumenduett aus Delibes Oper "Lakmé" ganz gut passten.
Was allerdings misslungen war, war die Szene der Rosenüberreichhung aus Richard Strauss' "Rosenkavalier" . Die Begegnung von Oktavioan und Sophie ist ja eigentlich eine intime,, geradezu schüchterne Angelegenheit, aber die beidenm Damen trieben sich gegenseitig die dynamische Skala immer weiter hinauf. Das lag allerdings auch am Klavier - nicht an Donald Sulzen, der wieder wunderbar begleitete, sondern an der Bearbeitung. Lange Streicher- und Bläsertöne kann das Klavier nur mit einem Tremolo andeuten, und das provoziert das Forcieren.
Zum Abschluss ging es dieses Mal in den Rossini-Saal, wo Sabine Meyer (Klarinette), Nils Mönkemeyer (Viola) und William Youn (Klavier) ein wundebares klassisch-romantisches Programm präsentierten. Wenn Sabine Meyer an ebenbürtige Partner gerät, an denen sie sich reiben kann, dann läuft sie zu Höchstform auf. Da wurden drei der Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier op. 83 des eher betulichen Max Bruch zu spannenden Auseinandersetzungen. Aber vor allem war es - nach Mozarts bearbeiteter Konzertarie "Schon lacht der holde Frühling" sowie Schumanns Märchenbildern op. 113 und den Fantasiestücken op. 73 - Mozarts "Kegelstatt-Trio², das die beiden auf der inspiriert-stabilen Basis von William Youn gmeinsam sangen, in dem sie aber ihre Freiräume sehr individuell und gegenseitig anregend nutzten. Selten so gut gehört.