Museumsfreunde spielen Geschichte
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Donnerstag, 18. Juli 2013
Der Förderkreis möchte beim Inselfest die Herrenmühle wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Sieben historische Figuren helfen dabei.
Die größte Sorge ist nicht, dass der Text sitzt. Vielmehr will Christiane Schmid wissen: "Hab ihr mich auch verstanden." Den Hammelburger Dialekt habe sie extra etwas gemäßigt. Brigitte Keidel hat es für ihre Darbietung mit der Aussprache ähnlich gehalten, wie sie sagt.
Denn die Besucher des Museumsinselfestes sollen verstehen, wie Brot und Wein in der Geschichte der Stadt zusammenspielen.
Dafür haben sich die Damen aus der Tourist-Information eine lebendige Führung durch das Stadtmuseum Herrenmühle ausgedacht: Nicht Tafeln und Texte, sondern sieben "Hammelburger Originale" erklären die Exponate.
"Es ist abwechslungsreicher, wenn Personen erzählen", sagt Museumschefin Elfriede Böck. Es treten auf: ein Ratsherr, eine Winzermagd, ein Müllerehepaar, ein Bäcker, eine Hausmagd und ein Priester. Die historischen Figuren berichten an den einzelnen Stationen der Museumsausstellung aus ihrem Leben. So entstehen Dioramen mit echten Menschen.
Schmid steht mit einer Harke im künstlichen Weinberg. Ihre Arbeit als Häcker ist anstrengend und mühsam, wie sie schildert. Dem Müllerehepaar geht es da besser. Böck geleitet in die Wohnstube, die von einem gewissen Wohlstand zeugt. "Wir leben nicht so wie die Bauern", sagt sie.
Seine Rolle als Müller muss Benno Zellhan erst gar nicht einüben. Technik und Funktionsweise der Sichter, die im Museum aufgebaut sind, kann er aus dem Stegreif beschreiben. Schließlich ist er in der väterlichen Mühle in Obereschenbach aufgewachsen und führt alle zwei Jahre am 15. August Besucher durch die Anlage.
In eine gänzlich neue Rolle schlüpft dagegen Franz Herrler. Als Priester klärt er über die religiöse Bedeutung von Brot und Wein auf. Die gottesfürchtige und devote Körperhaltung, die Herrler dabei einnimmt, wirkt täuschend echt. Sein Vortrag hat - wie die Generalprobe beweist - ein hohes Unterhaltungspotential.
Bis auf Zellhan gehören alle Darsteller zum Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege. Sie haben sich ihre Texte selbst zusammengestellt. Es gab keine Vorgaben. "Man braucht immer einen roten Faden", sagt Manfred Scheller. Er begleitet im Kostüm eines Ratsherrn sonst die Besucher der Schlenderweinproben. Für den Auftritt im Museum musste Zellhan dennoch einzelne Daten nachlesen. Denn mit den lebendigen Führungen soll die Herrenmühle aus der Kulisse rücken. Böck: "Wir wollen das Museum wieder stärker an das Fest auf der Insel binden."