Museum rettet ein Stück Heimat
Autor: Norbert Schmitt
Sulzthal, Mittwoch, 14. November 2012
Die ehemalige Büttnerei Hofmann wird nach ihrem Abbau in Sulzthal im Freilandmuseum in Fladungen wieder errichtet. Hier können Besucher künftig sehen, wie früher Fässer aus Holz hergestellt wurden.
Waltrud und Alfred Diez haben den Abbau der elterlichen Büttnerei noch nicht ganz verarbeitet. Wenn sie vorbei gehen, wandert der Blick in den Garten. Nun steht sie nicht mehr, "ihre alte Büttnerei", sie merken genau, da fehlt doch was. Der Großvater von Waltrud Diez hat das Anwesen um 1920 erworben, ihr Vater Albert Hofmann arbeitete als Meister des Fassbaus mehrere Jahrzehnte in der Werkstatt.
Bei den letzten Abbauarbeiten konnte die Sulzthalerin nicht länger dabei sein. Sie ging Richtung Friedhof und spürte die Stimme ihres Vaters, der zu ihr sagte: "Das hast Du richtig gemacht". Alfred Diez hat von dem Abbau hingegen kaum eine Stunde verpasst. Er verfolgte die Arbeiten genau und gab auch den einen oder anderen Ratschlag.
"Habe mich sehr gewundert"
"Ich habe mich sehr gewundert, dass anstelle von Eichenbalken große Sandsteinschwellen den Abschluss des Fundaments bildeten", sagte
Geschichte zum Anfassen
Die Eheleute sind sich einig, dass ihre Entscheidung für einen Wiederaufbau im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen richtig war. Geholfen hat ihnen die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Museums.
Dessen Leiterin Sabine Fechter ließ es sich nicht nehmen, bei den letzten Abbauarbeiten selbst vor Ort zu sein. Sie sieht den besonderen Wert der Büttnerei mit ihrer kompletten und funktionsfähigen Werkstatteinrichtung. "Hiermit wird es möglich sein, die Herstellung eines Bierfasses in der passenden Umgebung zu zeigen", betonte Fechter.
Bei all den Gesprächen merkten die Eheleute Diez, dass "ihre Büttnerei" in guten Händen ist. "Das Freilandmuseum ist als Rettungsort oder auch als wahre Schatzkammer zu sehen. Hier werden Objekte des Handwerks und der Landwirtschaft aufbewahrt", erklärte die Museumschefin.
Ländliche Alltagskultur wird hier nicht distanziert in Vitrinen oder nur medial gezeigt, sondern als Geschichte zum Anfassen oder Mitmachen präsentiert. Dieses Ziel wird auch mit der Sulzthaler Werkstatt verfolgt, in der das Büttnerhandwerk vorgeführt werden soll.
Infos zur ländlichen Kultur
"Erst durch eine gründliche Haus- und Sachkulturforschung, die Basis der Museumsarbeit, ist es möglich zu beurteilen, welche Gebäude und auf welche Weise im Freilandmuseum präsentiert werden sollen", erläuterte Sabine Fechter. Die Besucher begegnen nicht nur "der guten alten Zeit", sie erhalten auch sachliche Informationen über ländliche Kultur und das Leben der Menschen.
Mit dem Zitat eines unbekannten Verfassers machte Fechter die Bedeutung der Arbeit des Museums deutlich: "Ein Ort, wo Denkmäler verfallen, ist wie ein Mensch, der sein Gedächtnis verliert".
Bis Ende Dezember werden Wände und Dach der Büttnerei in Fladungen wieder aufgebaut. Im nächsten Jahr ist dann die Inneneinrichtung dran. Zur Saisoneröffnung 2014 soll dann die komplette Werkstatt fertig gestellt sein.