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Münnerstadter Arzt setzt sich zur Ruhe


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Sonntag, 02. Juni 2013

Wolfgang Kothe übergibt am 1. Juli 2013 seine Hausarztpraxis in Münnerstadt. Der Mediziner freut sich auf die freie Zeit. Seinen Beruf liebt er bis heute, nicht aber die mit ihm verbundenen bürokratischen Hürden.
Seit 28 Jahren führt Wolfgang Kothe eine Hausarztpraxis in Münnerstadt. Mit Monatsende setzt sich der 66-jährige zur Ruhe. Einen Nachfolger hat er gefunden. Foto: Heike Beudert


Dr. Wolfgang Kothe war immer gerne Hausarzt in Münnerstadt. Dass er vor mehr als 28 Jahren in Münnerstadt eine Arztpraxis trotz Abratens der Kassenärztlichen Vereinigung eröffnet hat, habe er nie bereut. Hier hat er seinen berufliche Erfüllung gefunden und auch sein privates Glück. Wenn Wolfgang Kothe zum Monatsende aus Altersgründen seine Praxis in neue Hände gibt, dann schaut er zufrieden auf die vergangenen Jahrzehnte zurück.

Der Abschied fällt ihm nicht schwer. Der 66-jährige freut sich auf die für ihn ungewohnte Freizeit. Die wachsende Bürokratie in seinem Beruf macht ihm den Abschied deutlich leichter.

Denn es war das zunehmende Maß an bürokratischen Hürden, das ihn in den letzten Jahren beschäftigt hat. Die freien Mittwochnachmittage oder Wochenenden habe er nicht selten für die Schreibarbeiten genutzt. "Das nervt", sagt er. Kothe wollte immer Arzt sein, sich um seine Patienten kümmern. Das ist bis heute so geblieben. Dass er allerdings einmal so viel Verwaltungsaufwand zu erledigen hat, damit hatte er vor fast 29 Jahren nicht gerechnet.

Münnerstadt war ursprünglich nicht der Ort, an dem er sich niederlassen wollte. Eigentlich hatte er sich für die Arztstelle in Burglauer interessiert. Für Münnerstadt gab es damals laut kassenärztlicher Vereinigung eigentlich keinen aktuellen Bedarf. Doch die Stelle in Burglauer war dann schon besetzt und so fragte Kothe bei Bürgermeister Ferdinand Betzer nach, ob Bedarf bestünde. Betzer bejahte und gab auch gleich den Hinweis, dass in der Riemenschneiderstraße ein neuer Gebäudekomplex entstehe. Dr. Kothe schaute sich alles an und beschloss, in Münnerstadt zu bleiben. Es sei der richtige Entschluss gewesen, stellt er heute fest.

Besondere Höhepunkte seines ärztlichen Wirkens möchte er nicht benennen. Ihn freue aber, dass so viele seiner Patienten ihm in all den Jahren die Treue gehalten haben, sagt er. Das schätzt er um so mehr, seit im Januar 2012 der Dachstuhl über seiner Praxis gebrannt hat. Denn noch immer wird im Gebäude gebaut. Stellenweise sei es so laut gewesen, dass er seine Patienten nur während der Arbeitspausen des Presslufthammers abhören konnte. Die Patienten seien trotz dieser Unannehmlichkeiten geblieben, zeigt er sich dankbar. Frustriert sei er nicht darüber, dass sich die Bauarbeiten so lange hinziehen. Er sei vielmehr froh, dass damals nicht mehr passiert ist.

Erfolgreiche Nachfolgersuche

Ans Aufhören hat er nach dem Brand nicht gedacht, ergänzt er. Das sei auch richtig gewesen. Denn im Januar 2012 war noch kein Praxisnachfolger in Sicht. Erst jetzt, nach fast zweijähriger Suche habe sich nun ein Nachfolger gefunden, erklärt Dr. Kothe. Zum 1. Juli wird Dr. Gerhard Schweiberer die Praxis übernehmen. Schweiberer wird sich als hausärztlich tätiger Internist mit Zusatzqualifikation in der Notfallmedizin und in Naturheilverfahren in Münnerstadt niederlassen.

Angst davor, dass er sich im Ruhestand langweilen wird, hat Wolfgang Kothe nicht. "Ich glaube nicht, dass mir die Decke auf den Kopf fallen wird", sagt der 66-jährige. Er freue sich auf die Rhön und die Städte der Region. Kothe schätzt die Arbeit in Haus und Garten.

Die Hobbys pflegen

Reisen will er unternehmen - er habe ein Faible für mediterrane Gefilde, erklärt er. Außerdem möchte er ein Hobby wieder ausüben, für das er seit fünf Jahren keine Zeit mehr gefunden hat: Die Arbeit mit dem Marmor. Kothes Erstlingswerk, ein Relief, hängt in seinem Sprechzimmer.