Druckartikel: Zwei Wochen Straßensperre am Jörgentor

Zwei Wochen Straßensperre am Jörgentor


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Dienstag, 27. Juli 2021

Das Münnerstädter Jörgentor wird ab Ostern 2022 saniert werden. Warum die Arbeiten für den Planer und die Baufirmen eine logistische Herausforderung sein werden.
Wegen der engen Straßenverhältnisse wird schon der Gerüstbau bei der Sanierung des Jörgentors eine Herausforderung. Die Durchfahrt muss für den Gerüstbau eine Zeitlang gesperrt werden, ebenso der Fußgängerweg. Foto: Heike Beudert


Die Sanierung des Jörgentores wird erst im Frühjahr 2022 - mit Start der Osterferien - beginnen. Der Stadtrat schloss sich damit einer Empfehlung des Ingenieurbüros Federlein an. In der jüngsten Sitzung des Stadtrates hatte der Ingenieur Stefan Federlein dem Gremium drei mögliche Startzeiten erarbeitet, zwei davon lagen bereits in diesem Jahr, in den Allerheiligen- oder Weihnachtsferien. Wegen möglicher Engpässe im Baugewerbe und aktuell hoher Baupreise plädierte der Planer jedoch für die Verschiebung auf das nächste Jahr.

Die Sanierungsphase beginnt mit dem Gerüstbau und dieser sei nur in den Ferien möglich, so die Information an den Stadtrat. Denn dazu muss die Straße für zwei Wochen gesperrt werden. Der Fußgängerweg wird während des Aufbaus rund eine Woche nicht passierbar sein. Weil das Jörgentor die einzige innerörtliche Straßen- und Fußgängerverbindung zum Karlsberg und damit zur Grund- und Mittel- sowie zur Musikschule und demnächst zur Montessorischule ist, können die nötigen Gerüstarbeiten nur in der schulfreien Zeit durchgeführt werden. Problem sei die enge Raumsituation rund um das Denkmal, erläuterte Ingenieur Stefan Federlein. "Wir haben leider keinen Platz." Selbst mit Straßensperrung nannte Stefan Federlein den Gerüstbau innerhalb der engen Bebauung eine Herausforderung. Weil für ein Aufstellen ab der Straßenebene der Platz fehlt, wird eine Zwischenplattform oberhalb der Tordurchfahrt errichtet, von der aus das Gerüst in die Höhe gebaut wird.

Statik wird unterstützt

Die Dauer der Restaurierungsarbeiten gab Stefan Federlein mit zwölf Monaten an. Sinnvoll an einem Baubeginn ab Ostern 2022 sei auch, dass weite Teile der Sanierung in eine frostfreie Phase fallen. Das sei für die Lehmputzarbeiten am Fachwerk sehr wichtig. Um eine prüfbare statische Sicherheit zu erlangen, erhalte das Jörgentor eine stählerne Unterstützungskonstruktion, ein sogenanntes Subsidiartragwerk. Solche würden oftmals in Dachstühlen alter Kirchen eingezogen, erläuterte der Fachmann.

Spürbar war, dass Bürgermeister Michael Kastl die Maßnahme gerne bereits in diesem Jahr begonnen hätte. Stefan Federlein versicherte ihm, dass die provisorische Notsicherung bis ins nächste Jahr hinein halte. Auch angesichts der Tatsache, dass sich für die Gerüstaufbauarbeiten in den Weihnachtsfeiern unter Umständen gar keine Firmen finden lassen, akzeptierte Michael Kastl den Baubeginn ab Ostern 2022.

Dem schlossen sich fast alle anderen Stadträte an. Zwei Gegenstimmen gab es lediglich von der Fraktion der Grünen. Zuvor hatte deren Stadträtin Christine Martin sich erkundigt, ob durch die Bauarbeiten brütende Vögel gestört werden könnten. Vogelnester seien dort nicht aufgefallen, so Stefan Federlein. Es habe aber bei der Baugenehmigung vom Landratsamt auch keine Auflagen gegeben, so der Ingenieur.

Erneut sehr kontrovers diskutiert wurde im Stadtrat die Planung einer Treppenanlage vom neuen Parkplatz Jägergrundstück hinunter zur Reichenbacher Straße. Über sie sollen Fußgänger schnell vom Parkplatz zu den Schulen und in die Altstadt gelangen können.

Der Vorschlag einer modernen Stegbauweise mit Gitterrosten fand vor allem bei den Handwerkern und Praktikern im Stadtrat kein Gefallen. Bei der Ortseinsicht waren es Jürgen Eckert, Johannes Röß und Fabian Nöth, die vor einem hohen Pflegeaufwand warnten, da durch die Gitterroste Gras ungehindert in die Anlage wachse. "Ich finde Gitterrost nicht schlecht", betonte dagegen Oliver Jurk. Er geht davon aus, dass der Pflegeaufwand auch bei einer Treppenanlage in massiver Bauweise ähnlich hoch sei. Norbert Schreiner bemängelte an allen vorliegenden Planungen, dass sie nicht für Rollstuhl- und Rollatorfahrer nutzbar sind. Er plädierte für eine Ausführung als Rampe. Dies Bauweise sei durch die steile Hanglage nur über eine rund 100 Meter lange Rampe lösbar, erklärte Christoph Lamprecht. Eine solche Lösung sei aufwendig und teuer.

Knappe Mehrheit

Bürgermeister Michael Kastl plädierte in der Sitzung für die Stegversion. Man könne auch mal was wagen, meinte er zum modernen Gestaltungsvorschlag. "Ich kann das nicht mittragen", erklärte Johannes Röß. Ähnlich wie er sahen das weitere acht Stimmberechtigte. Die knappe Mehrheit von zehn Stadträten und Stadträtinnen schloss sich allerdings der Meinung des Bürgermeisters an. Die Stegvariante wird gebaut.

Die Kosten samt einer Vorplatzgestaltung an der Reichenbacher Straße werden mit 170 372 Euro (ohne Baunebenkosten) errechnet. Die massive Bauweise mit einer massiven Ausführung mit Pflasterung und herkömmlichen Stufen wäre nach Schätzungen des Planungsbüros bSchlicht Lamprecht Architekten auf rund 235 000 Euro gekommen. Als Grund hatte Christoph Lamprecht höhere Aufwendungen durch Erd- und Abstützarbeiten genannt.

Für die Treppenanlage gebe es eine staatliche Förderung aus Mitteln der Städtebauförderung, erläuterte Michael Kastl auf Anfrage von Stadtrat Arno Schlembach. Der Bürgermeister rechnet mit mindestens 60 Prozent Zuschuss.

Genehmigt wurde in der Stadtratssitzung die Übernahme der Gesamtkosten für zwei Anschaffungen in Kindergärten des Stadtgebietes. Gut 10 000 Euro kostet ein Sonnensegel für den Reichenbacher Kindergarten, rund 4500 Euro ein Spielgerät in der Brünner Kindertagesstätte.