Zum Jubiläum endlich wieder eine Hubertusmesse
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Mittwoch, 08. Juni 2022
Ihre besondere Note bekam die Messe dadurch, dass der Hubertusverein Münnerstadt und Umgebung im diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern kann.
"So voll ist die Pfarrkirche nie", staunte eine Besucherin beim Blick über den großen Platz neben der Talkirche. Auch Pater Rudolf Götz OSA freute sich: "Es ist schön, mal wieder eine so volle Kirche beziehungsweise einen Platz mit Gottesdienstbesuchern zu erleben." Dort fand nach zweijähriger Corona-Zwangspause wieder die traditionelle Hubertusmesse statt. Ihre besondere Note bekam die Messe dadurch, dass der Hubertusverein Münnerstadt und Umgebung im diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern kann. Die Messe findet seit der Gründung des Vereins, von der Nazi- und Kriegszeit sowie der kurzen Unterbrechung durch die Pandemie abgesehen, seit der Gründung jedes Jahr statt.
Festlich und leger
Wie gewohnt kamen die wohl über 400 Gottesdienst-Besucher aus Münnerstadt und der weiteren Umgebung nicht nur per Auto zur Talkirche, sondern auch zu Fuß oder per Rad, und einige auch mit dem Motorrad. Entsprechend bunt gemischt war die Bekleidung: die einen eher festlich, die anderen leger mit Radler-, Wanderer- oder Motorrad-Dress. Das störte hier aber niemand.
Gründung als "Jäger- und Geselligkeitsverein"
Der Vereinsvorsitzende Gregor Lutz gab in seiner Begrüßung einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins. Er wurde 1922 als "Jäger- und Geselligkeitsverein" gegründet, der erste Vorsitzende war Dr. Ludwig Seufert. Ab 1949 stand Eugen Kehl ein Vierteljahrhundert an der Spitze. Er sorgte dafür, dass in der Nachkriegszeit die jagdgliche Arbeit wiederaufgenommen werden konnte und pflegte die dazu nötigen Kontakte zur amerikanischen Besatzung. "Der traditionelle Höhepunkt des Vereinslebens ist neben vielen schönen gemeinsamen Jagderlebnissen die Hubertusmesse an der Talkirche", betonte Lutz. Er vergaß nicht, dass der Verein in den letzten 100 Jahren immer wieder seine Verbundenheit zu dieser kleinen Kirche zum Ausdruck brachte. Die 1971 angeschaffte Vereinsstandarte wurde an der Talkirche geweiht. Das Relief des Heiligen Hubertus in der Kirche, geschaffen von dem Würzburger Künstler Schiestl, gab der Verein in Auftrag. Die Restaurierung der Kreuzigungsgruppe hat der Verein mit ermöglicht, durch seine Unterstützung wurden Kirchenfenster restauriert, um nur einige Beispiele zu nennen.
"Wir würdigen mit dieser Messe den Heiligen Hubertus und danken für Gottes Schöpfung der Natur, die wir hier an diesem wunderschönen Ort, der Talkirche, erleben können ... Feiern Sie nun mit uns die Hubertusmesse. Die Nähe zum Herrgott wird uns gerade hier inmitten von Wald und Flur richtig bewusst", hob der Vorsitzende des Hubertusvereins hervor.
"Was hat Sie bewogen, diesen Gottesdienst zu besuchen? Die Verbindung von Wandern und Radfahren? Egal warum, sie sind da!", stellte Pater Rudolf Götz OSA fest. In seiner "PKW-Predigt" (das bedeutet "paar kurze Worte", sagte er selbst) am Altar unter der mächtigen Kreuzigungsgruppe ging er auch auf den Krieg in der Ukraine ein. Durch die Blockade der Häfen dieses Landes müssten viele Menschen hungern. Er forderte dazu auf: "Hilf uns, uns für den Frieden einzusetzen." Im Kontakt zwischen den Kulturen müssten mutig neue Wege gegangen werden.
"Jagd vorbei" und "Halali"
Keine Hubertusmesse ohne Hörnerklänge. Auch dieses Jahr waren vom Jägerverein Bad Kissingen die Parforcehorngruppe unter der Leitung von Rainer Kloss und die Jagdhornbläser unter Leitung von Florian Bauer mit dabei, um den Gottesdienst unter freiem Himmel mit zahlreichen Stücken musikalisch zu umrahmen. Den verstorbenen Mitgliedern bliesen sie ein letztes "Jagd vorbei" und "Halali".
Während die Hubertusmesse ihrem Ende zuging, zog schon der Duft von Bratwürsten und von Kaffee über die Besuchermenge. Den ganzen Tag lang war die Talkirche Anziehungspunkt insbesondere für Spaziergänger und Radler, die sich hier stärken konnten.