Zum Feldgeschworenen gestaucht
Autor: Björn Hein
Burghausen bei Münnerstadt, Donnerstag, 11. Mai 2017
Erst wenn er gestaucht wurde, gilt ein Feldgeschworener der Tradition nach als "richtiger" Feldgeschworener.
           
Den Dreimärker, der sich in der Nähe der Ruine Michelskapelle befindet, werden Joachim Katzenberger (Burghausen), Matthias Beck (Reichenbach) und Hubert Rink (Münnerstadt) sicherlich nicht so schnell vergessen. Hier wurden sie nämlich gestaucht. Auch wenn Matthias Beck und Hubert Rink das Amt des Feldgeschworenen schon seit drei Jahren und Joachim Katzenberger seit drei Monaten ausüben: erst mit dem "Stauchen" ist man auch der Tradition nach ein "richtiger" Feldgeschworener. 
"Das Stauchen, bzw. das Aufsetzen auf den Grenzstein soll dafür sorgen, dass man die Grenzen nie mehr vergisst", erklärt der Burghäuser Feldgeschworenenobmann Roland Klemm diese uralte Tradition. Und wer sich schon einmal unfreiwillig aufs Steißbein gesetzt hat, der versteht gleich, warum dies so ist. Natürlich geht das Stauchen heute nicht mehr so martialisch wie früher vor sich: alle drei wurden nur leicht auf den Stein aufgesetzt, so dass niemand Schmerzen erleiden musste. Doch auch wenn dies nur noch Ritual ist: verzichten will man darauf nicht. 
"Vorgenommen wird dieses Stauchen immer auf einem ganz besonderen Stein: dieser hier ist beispielsweise ein Dreimärker, auf dem die Grenzen von Münnerstadt, Reichenbach und Burghausen eingeritzt sind", erläutert Klemm und betrachtet den Stein genauer: hier sind in großen Lettern die Buchstaben M, R, und B zu sehen, fein säuberlich sind außerdem Linien eingeschlagen, die zeigen, wo die Grenzen entlanglaufen. 
Doch heute haben sich die Feldgeschworenen nicht nur auf den Flurgang gemacht, um das alte Ritual des "Stauchens" zu vollziehen. Sie suchen auch die einzelnen Grenzsteine, befreien diese vom Bewuchs und kontrollieren, ob noch alle da sind. Dabei sind sie auch heute noch auf Karten angewiesen, doch natürlich sind auch alle Grenzsteine von den Vermessungsämtern zentimetergenau dokumentiert. Bei diesem Flurgang lassen es sich die Feldgeschworenenobmänner aus Reichenbach und Münnerstadt nicht nehmen, dabei zu sein. 
Feldgeschworener kann man nicht einfach so aus eigenem Antrieb werden, man wird dazu bestimmt. "Wir versuchen dabei, immer in einer Linie zu bleiben und beim Ausscheiden eines Mitglieds möglichst jemanden aus dessen Verwandtschaft zu nehmen", erklärt Roland Klemm. Denn schließlich geht es darum, das so genannte "Siebenergeheimnis" zu bewahren, über das strenges Stillschweigen zu herrschen hat. 
Demokratisch geht es in diesem Gremium dennoch zu: so wählen die Feldgeschworenen alle sechs Jahre ihren Obmann, was dann dem Vermessungsamt gemeldet wird. Das Ehrenamt des Feldgeschworenen kann auf eine lange Tradition zurückblicken: bereits im 13. Jahrhundert entstand es in Franken. Der Begriff "Siebener" kommt daher, weil zur Regelung und Bestimmung der Grundstücksgrenzen sieben Personen dabei waren. Heute müssen mindestens vier Personen in einem Dorf Feldgeschworene sein.Wer den Dreimärker am Michelsberg selbst besuchen möchte, hier die Geodaten: 50.253784, 10.164277.