Zukunft für die Volksmusik
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Montag, 04. November 2019
Die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik im Bezirk Unterfranken wurde vor 40 Jahren in Münnerstadt gegründet. Nun feiert sie ihr Jubiläum im Ort.
Im Gästebuch des Münnerstädter Gasthauses "Deutschherrnkeller" findet sich noch der Eintrag der Gründer der Arbeitsgemeinschaft "Fränkische Volkmusik Bezirk Unterfranken e.V.: "...wir haben uns zur Förderung der Volksmusik zusammengetan und hoffen, dass auf die Vereinsgründung im historischen Deutschherrenkeller zu Münnerstadt eine klangvolle, freudvolle Tätigkeit folgt", lautet der Eintrag, den Ludwig Moritz, gebürtiger Münnerstädter und Gründungsvorsitzender in das Gästebuch geschrieben hat. 40 Jahre sind seither vergangen. Am Freitag kommen die unterfränkischen Volksmusiker wieder nach Münnerstadt und feiern dieses Jubiläum mit einem festlichen Abend in der alten Aula am Stenayer Platz.
Heute führt Reinhard Hüßner aus Wiesenbronn die Arbeitsgemeinschaft. Auch wenn die Volksmusik sich nicht mehr in der Aufbruchstimmung wie 1979 befindet, ist er optimistisch. Denn die Beliebtheit der Wirtshaussingen ist ein Hoffnungsträger, dass auch die nächsten Generationen die Volksmusik pflegen werden.
Er müsse zugestehen, dass es die Euphorie der 1980er Jahre derzeit nicht mehr gebe. Damals hat die fränkische Brauchtumspflege einen Boom erlebt. Heute werde eher konsumiert. Allerdings glaubt Reinhard Hüßner, dass die Fränkische Volksmusik gerade in Zeiten der Globalisierung ihre Chance hat. Der Blick gehe wieder auf die regionale Kultur.Die Arbeitsgemeinschaft habe einen guten Mitgliederstamm."Die Wirtshaussingen sind ein Hoffnungszeichen", sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft. Was vor 30 Jahren die Volkstanzkurse waren, seien momentan diese Singveranstaltungen. "Singen ist ein Grundbedürfnis der Menschen", stellt Reinhard Hüßner fest. Die Arbeitsgemeinschaft unterstützt dies mit der Herausgabe von Liederheften. 50 000 davon seien bereits verkauft worden. Für den Wiesenbronner ein Zeichen, dass die Volksmusik weiter gefragt ist.
Herbert Seith aus Reichenbach gehört zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft und ist heute Ehrenmitglied. Er erinnert sich noch gut daran, wie die Reichenbacher Sänger 1979 morgens gefragt wurden, ob sie abends Zeit für die Gründungsversammlung hätten. Zeit hatten sie wegen eines Auftritts zwar nicht, aber die Zusage zum Beitritt kam spontan. Und nach dem Auftritt fanden sich auch die Reichenbacher noch im Deutschherrnkeller ein, um den neuen Verein gleich von Anfang an beizutreten.
Aktiv ist Herbert Seith heute nicht mehr in der Volksmusik. Aber er erinnert sich an die Jahre gerne zurück. "Es war eine schöne Zeit". Die Reichenbacher Sänger und Musikanten kamen damals weit herum. In Berlin, Bonn, München waren sie bei Auftritten. Persönliche Kontakte sind bis heute geblieben, so zum damaligen Bezirksheimatpfleger Klaus Worschech. Die Mariensingen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft waren für ihn immer auch ein Höhepunkt.
Die Liebe zur Musik hat Herbert Seith seiner Tochter Birgit Döhler weitergegeben. Sie hat die Musik zu ihrem Beruf gemacht und ist Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes. Auch sie glaubt daran, dass die Volksmusik wieder einen Aufschwung erlebt. Es gebe mittlerweile Blaskapellen im Landkreis, die auch fränkische Volksmusik als Ergänzung zur böhmischen Musik im Repertoire hätten. Das komme beim Publikum sehr gut an, hat sie erst in diesen Tagen erlebt. Gespielt wurden Stücke aus einem von der Arbeitsgemeinschaft herausgegebenen Heft mit fränkischen Tänzen (gesetzt von Ludwig Moritz). Birgit Döhler berichtet zudem, dass es mittlerweile Gruppen gibt, die fränkische Volksmusik mit eigenen Stücken zeitgemäß interpretieren. Sie nennt als Beispiele die Formation "Kaufmannsware" und - noch ganz neu - die "Scharadwanzen", eine Gruppe von fünf Frauen, die Fränkische Weisen mit Weltvolksmusik kombiniert. Da spielt Birgit Döhler selbst mit und das macht ihr richtig Spaß.
Die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik, Bezirk Unterfranken, feiert am Freitag, 8. November, ab 19 Uhr ihr 40-jähriges Bestehen in der Alten Aula am Stenayer Platz. Eberhard Schellenberger gibt in Kurzinterviews einen Rückblick und eine Vorschau; gefeiert wird zudem mit Volksmusik und Ehrungen. Der Sängerkranz Reichenbach unterstützt die Arbeitsgemeinschaft bei der Bewirtung.