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Woher kommt plötzlich das Wasser im Keller?


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Donnerstag, 19. August 2021

Risse im Haus, Wasser im Keller, Absenkungen auf der Terrasse und im Hof: Zwei Anwesen in Münnerstadt haben Probleme mit dem Grundwasser, selbst bei Trockenheit. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel.
Karin Eyring zeigt auf die Platten, die sich in den letzten Monaten verschoben haben. Vorher gab es dort nie Probleme. Sie führt die Veränderungen auf Grundwasser zurück.


Karin Eyring ist ratlos. Am 10. August 2020 stand bei ihr in den Kellerräumen erstmals das Wasser zentimeterhoch. Es war ein trockener, heißer Tag ohne Regen. Seit diesem Tag hat die Münnerstädterin permanent Probleme mit zu viel Wasser. Das bleibt nicht ohne Folgen. Mittlerweile bemerkt Karin Eyring Risse im ganzen Haus. Die Terrasse im Erdgeschoss hat sich gesenkt. Sie muss erneuert werden. Die Kellerwände sind am Sockel feucht. Seit einigen Monaten beobachtet auch ihre Nachbarin Edda Nöth an ihrem Haus solche Veränderungen mit zunehmender Sorge. Im Innenhof hat sich die Pflasterung schon so weit gesenkt, dass Regenwasser nicht mehr in den Kanalschacht abfließt. Sie muss nach jeden Regen mit dem Besen nachhelfen. Auch in Trockenphasen bleibt es jetzt im Hof immer feucht. Wie auch Karin Eyring bemerkt sie immer neue Risse an den Zimmerwänden.

Ganz am Anfang, berichtet Karin Eyring, habe sie einen Biber in Verdacht gehabt, Verursacher des Hochwassers in ihrem Keller zu sein. Denn die betroffenen Häuser in der Grube stehen unweit der Stadtmauer. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Talwasser. Dort hatte ein Biber Dämme gebaut und das Wasser aufgestaut. Nur der Stadtmauerweg und die angrenzenden Gärten trennen das Eyringsche Grundstück vom Bachlauf. Die Stadt habe daraufhin die Bauten des Tieres in Absprache mit dem Landratsamt entfernen lassen, bestätigt Bürgermeister Michael Kastl. Er kennt die Problematik, aber kann derzeit keine Lösung anbieten.Der Biber ist weg, geblieben ist jedoch das Wasser. Die Ursache muss woanders liegen.

Karin Eyring und Edda Nöth sind immer wieder bei der Stadtverwaltung vorstellig geworden. Bürgermeister Michael Kastl erklärt auf Anfrage dieser Zeitung, dass man von städtischer Seite aus Abwasser- und Wasserleitungen geprüft habe. Die seien in Ordnung.

Der Stadt sei nicht bekannt, dass sich die Grundwasserstände verändert hätten, erläutert der Bürgermeister. Die der eigenen Wasserversorgung seien nicht auffallend. Der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Bad Kissingen, Uwe Seil erklärt auf Anfrage, dass er auch von den Stadtwerken Bad Kissingen die Information habe, dass ein Ansteigen des Grundwasserstandes dieses Jahr bisher in den Pegeln im Talgrund nicht beobachtet werden konnte. Ähnliches berichtet Uwe Seidl vom Messnetz des Freistaates. "In unserem Amtsbereich (Landkreise Bad Kissingen, Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und Hassberge) konnten wir dieses Jahr bisher keine signifikanten Veränderungen der Grundwasserstände beobachten". Der Freistaat unterhält ein solches Netz an Messständen in ganz Bayern. In Münnerstadt gibt es jedoch kein solches.

Michael Kastl kann nur bestätigen, dass man im Umfeld der beiden Häuser beim Graben schnell auf Grundwasser stößt. Das sei aber schon immer so. Je nach Schwankung findet man ab einer Tiefe zwischen 80 und 140 Zentimetern Wasser.

Das ist auch Karin Eyring bewusst. Schon ihre Großeltern und Eltern hatten deshalb vorgesorgt und Vorkehrungen getroffen. Deshalb habe es bis 2020 auch niemals Probleme mit Nässe gegeben, sagt sie. Als das Haus 1991 erweitert wurde, wurden Drainagen verlegt, um bei Starkregen Überschwemmungen im Keller zu vermeiden, da dieser unter dem Kanalniveau liegt. Gebaut wurde mit einem wasserdichten Spezialbeton. Auch ein Pumpwerk wurde für solche Notfälle installiert, innen wie außen am Grundstück.

Das Pumpwerk, das fast 30 Jahre lang so gut wie nie gebraucht wurde, ist seit einem Jahr Tag und Nacht am Arbeiten. Ohne diese technische Hilfe würde das Wasser weiterhin im Keller durch die Fliesen drücken, berichtet die Münnerstädterin. "Ich weiß mir nicht mehr zu helfen". Denn keiner kann ihr sagen, woher das Wasser plötzlich gekommen ist. Die Schäden, die jetzt sichtbar werden, trägt auch ihre Elementarversicherung nicht.

Keinen Rat weiß derzeit auch Bürgermeister Michael Kastl. "Es ist bedauerlich, aber es bleibt uns wenig anderes als zu beobachten". Mitarbeiter des Bauhofs seien schon mehrmals vor Ort gewesen.

Woher das Wasser kommt, bleibt bislang also ein Rätsel. Michael Kastl vermutet allerdings, dass es an der Lage des innerstädtischen Wohngebietes liegt. Der Name Grube alleine spreche dafür. Von älteren Münnerstädtern habe er die Aussage, die Grube sei schon immer ein Wasserloch gewesen.

Grundsätzlich, sagt Uwe Seidl, könne ansteigendes Grundwasser dazu führen, dass sich insbesondere in tief stehenden Gebäuden in den Kellern Grundwasser ansammelt. Im vorliegenden Fall empfiehlt er den Eigentümern ein Ingenieurbüro mit hydrogeologischen Untersuchungen zu beauftragen, um die Ursachen der Wasserprobleme in den genannten Gebäuden zu ermitteln. Zudem wäre es sinnvoll und angemessen zu überprüfen, ob bauliche Mängel oder Schäden vorliegen, so das Wasserwirtschaftsamt.