Druckartikel: Wie Siggi Erhard mit 7000 Brötchen die Bürgermeisterwahl gewann

Wie Siggi Erhard mit 7000 Brötchen die Bürgermeisterwahl gewann


Autor: Anneliese Albert

Münnerstadt, Donnerstag, 05. Februar 2015

Als ein sehr unterhaltsamer Erzähler erwies sich Altbürgermeister Siegfried Erhard aus Oerlenbach im Erzählcafé des Juliusspitals Münnerstadt.
Siegfried Erhard (links) mit Erzählcafé-Moderator Eugen Albert


1951 wurde er in Rottershausen als jüngstes Kind von sechs Kindern geboren. Sein Vater war Beamter am Bahnhof Rottershausen. Siegfried Erhard durfte manchmal Hand anlegen im Stellwerk. Verlaufen hat er sich auch mal, und zwar beim Blumenpflücken mit seinem Vater. Es wurde eine große Suchaktion im Dorf gestartet. Als er selbst wieder nach Hause gefunden hatte, waren alle erleichtert, aber von seinem Vater bekam er eine Tracht Prügel. Seine Eltern starben, bevor er sein Studium beendet hatte. Er übernahm später das elterliche Anwesen, baute ein neues Haus hinein und lebte dort mit seiner Frau und den drei Kindern.
Neben seinem Lehrerstudium engagierte sich Erhard sehr in der Katholischen Jugend. Über sie fand er dann Kontakt zur Jungen Union und später zur CSU. Seine erste Schulstelle hatte er in Oehrberg, wo er in der einklassigen Schule gleichzeitig Schulleiter war. Dann wurde er an die Volksschule Maßbach versetzt, wo er bis 1990 unterrichtete. Ehemalige Schüler von ihm waren die Bundestagsabgeordnete Dr. Sabine Dittmar und der Thundorfer Bürgermeister Egon Klöffel. 1978 wurde er in den Gemeinderat von Oerlenbach gewählt. Damals wurde er als Vertreter der Gemeinde in den Stiftungsausschuss des Münnerstädter Juliusspitals abgeordnet, dem er bis zu seiner Auflösung vor einigen Jahren angehörte.
1990 wurde er in einer Stichwahl zum hauptamtlichen Bürgermeister von Oerlenbach gewählt. In der Zeitung stand nach seiner Wahl: "Sieg durch Brötchen". Dies verdankte er einer guten Idee und 70 Unterstützern, die am frühen Sonntagmorgen in den vier Gemeindeteilen Oerlenbach, Eltingshausen, Ebenhausen und Rottershausen 7000 frische Brötchen eintüteten und drei Brötchen an jeden Haushalt verteilten. Mit dabei war die Aufforderung, zur Stichwahl zu gehen. Einer älteren Frau hatte er während des Wahlkampfes versprochen, auf dem Friedhof eine Bank aufzustellen. Sie stand am Tag nach der Wahl bei ihm auf der Matte und verlangte von ihm, sein Wahlversprechen einzulösen. Dies veranlasste er als eine seiner ersten Amtshandlungen.
Siegfried Erhard war ein bürgernaher Bürgermeister. "Ein besonderes Highlight waren für mich Besuche bei älteren Bürgern anlässlich runder Geburtstage und Ehejubiläen." Nach 24 Jahren als Bürgermeister verzichtete er 2014 auf eine erneute Kandidatur. Der Abschied vom Amt sei ihm schwerer gefallen, als er gedacht hatte.