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Wider dem Verfall in den Altorten


Autor: Philipp Bauernschubert

Thundorf, Mittwoch, 16. Dezember 2020

Für Thundorfs Bürgermeisterin Judith Dekant und ihrem Gemeinderat ist es wichtig, dass neben Neubauten die Substanz in den Altortkernen nicht verloren geht.
Historische Fachwerkbauten werden dem Verfall preisgegeben. Foto: Philipp Bauernschubert


In der Gemeinde Thundorf gab es in den vergangenen Jahren hauptsächlich Bauwillige, die im Baugebiet "Unterer Berg" in Rothhausen ihr neues Domizil an einem Südhang gefunden haben.

Dies hat sich aktuell etwas geändert, ragen doch im 560 Einwohner-Gemeindeteil Thundorf derzeit drei Baukräne in den Himmel. In allen drei Gemeindeteilen ist die Kommune gerüstet und bietet den unerschlossenen Bauplatz in bester Lage an. Laut der Bauverwaltung gibt es in der Gemeinde noch 19 zum Verkauf angebotene erschlossene freie Bauplätze (Thundorf 5, Rothhausen 7 und Theinfeld 7). Darüber hinaus existieren noch weitere private Baugrundstücke, die nicht gemeldet sind.

Mehrere Anwesen stehen leer

Schon immer ist die Kommune bemüht, bei der Neuausweisung von Baugebieten, möglichst viele Grundstücke in den Besitz der Gemeinde zu bekommen, damit jedem Bauwilligen sofort ein Baugrundstück zur Verfügung gestellt werden kann. Für die 1. Bürgermeisterin Judith Dekant und ihren Gemeinderat wäre es deshalb ebenfalls wichtig, dass neben Neubauten die Substanz in den Altortkernen nicht verloren geht. Allein in Thundorfs Dorfmitte um das Rathaus stehen mehrere Anwesen leer. Weitere Anwesen sind nur noch mit zum Teil einer älteren Person bewohnt. Sogar in den Neubausiedlungen gibt es bereits schon einige Häuser, in denen ebenfalls nur noch eine Person wohnt, bzw. ein älteres Ehepaar, weil die Kinder dem Ort aus familiären oder beruflichen Gründen den Rücken gekehrt haben.

Selbst denkmalgeschützte und historische Fachwerkbauten werden so dem Verfall preisgegeben, wie das 1690 erbaute Fachwerkhaus in der Lindenstraße 5 in Thundorf. Mit diesem Trend verlieren aber auch die Ortskerne ihre Bedeutung. Die Dorfkneipen klagen über mangelnde Kundschaft oder stehen in vielen Orten bereits leer. Des Weiteren gibt es vor Ort keine Schule, keine Bank, keine Poststelle, keinen eigenen Pfarrer und auch keine Telefonzelle mehr. Alles wird zentralisiert und damit geht auf jeden Fall sehr viel Dorfgemeinschaft, Kultur und noch einiges mehr in den Dörfern verloren, und die nachkommenden Generationen wissen gar nicht, wie schön es ist, am Abend auf der Bank vor dem Haus bei einem Bier oder Bartel Most sich gegenseitig die Neuigkeiten zu erzählen und sich gemütlich zu unterhalten.

Förderprogramm der Allianz

Aber nicht nur im Gemeindeteil Thundorf, sondern auch in Rothhausen und Theinfeld ist die Situation ähnlich. Es wäre wünschenswert, so die Bürgermeisterin, wenn es auch für solche Anwesen Interessenten gäbe. Die Gemeinde Thundorf ist jedenfalls bereit, die Wiederbelebung der Ortskerne, so gut wie möglich, zu unterstützen. Im Jahre 2014 trat deshalb das Förderprogramm der Allianz Schweinfurter Oberland für Investitionen zur Innenentwicklung in Kraft. Die sechs Mitgliedsgemeinden, neben Thundorf auch Rannungen, der Markt Maßbach, Stadtlauringen, Üchtelhausen und Schonungen, verfolgen seitdem die Revitalisierung leerstehender Gebäude, sowie die Schließung von vorhandenen Baulücken in den Ortskernen. Unter dem Motto: "Gemeinsam sind wir stärker," haben sich diese sechs Gemeinden 2014 zusammenschlossen, um mit einer Fördersumme den Fokus auf die Ortskerne zu richten. Die Maximalförderung je Anwesen im Geltungsbereich beträgt 10.000 Euro und die maximale Kind bezogene Förderung 5000 Euro

Alle Informationen rund um das Förderprogramm und den Ansprechpartnern in den Gemeindeverwaltungen erhalten Interessierte im Bauamt, bzw. in der Broschüre "Förderprogramm-Innenentwicklung - Das Herz schlägt im Kern...", welche in der Verwaltungsgemeinschaft Maßbach ausliegen.