Wenn Grüner Aal und Froschkönig sich beim Bären treffen ...
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Sonntag, 19. Juni 2016
Erneut war eine Szenische Lesung der Münnerstädter Litera(n)ten gut besucht. Das Angebot trifft den Geschmack der Besucher.
Die Literatur mag es grün. Das kann man nach dem Abend mit den Litera(n)ten durchaus feststellen. "Grün, grün, grün" hieß das Thema einer wiederum vergnüglichen und gewollt lässigen szenischen Lesung im Bärensaal.
Eintönig war der Abend trotz seiner bewusst gewählten Einfarbigkeit jedoch nicht. Bärbel Fürst, Bernt Sieg und Jens Müller-Rastede wählten ihre Texte geschickt. Die vielen Nuancen hinter dem Wort "Grün" waren mit unterschiedlichsten Erzählungen, Szenen und Gedichten herausgearbeitet, und das Publikum hatte sichtlich Spaß dabei.
Nie heben die Litera(n)ten bei ihrer Lesung den akademischen Zeigefinger - wohl auch ein Grund, dass die Resonanz auf die Abende so groß ist.
Dabei sind die Themen nicht trivial, sondern auch auch mal ernst, wie bei Friedrich Rückerts Betrachtung zur Farbe Grün, dem sogenannten Schweinfurter Grün, dessen Giftigkeit nicht erst heute, sondern schon zu Zeiten Rückerts durchaus bekannt war, wie sich zeigte. Die Litera(n)ten erinnerten daran, dass diese so wunderschön leuchtende und von Künstlern geschätzte Farbe letztendlich auch Napoleon aufs Sterbebett gebracht hat.
Heiterer Grundton
Doch der Grundton des Abends war - dem Farbton entsprechend - heiter: Egal, ob Bärbel Fürst im politisch korrekten Märchen vom Froschkönig überlegt, ob hinter den Avancen des glitschigen Kameraden wohl eine sexuelle Belästigung stecken könnte; oder ob die drei Litera(n)ten in die Rolle der britischen Königsfamilie schlüpfen, um per Testverfahren für Prinz Harry eine geeignete Heiratskandidatin zu
finden, weil die Royals nicht nur am grünen Tisch über die Heirat entscheiden wollen. Es war übrigens eine von Bärbel Fürst selbst geschriebene Szene. Nicht nur die eingefleischten Karl-May-Fans durften sich freuen, das Kapitel aus Winnetou I zu hören, in dem der Autor beschreibt, was ein Greenhorn ist.
Grüne Soße
Grün muss dennoch nicht jedermanns Sache sein, zumindest wenn das Wort in Form von "Aal Grün" daherkommt; das Rezept dazu servierten die Litera(n)ten ihrem Publikum gleich mit. So grün wie die Literatur ist auch die Musik des Abends gewesen. Detlev Beck und Sabine Häring steuerten diese zum Abend bei.