Vorleseabend macht Appetit auf Leonhard Frank
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Sonntag, 09. Februar 2014
Leonhard Frank? Nicht alle Besucher der Literaturlesung am Samstag im Gewölbekeller des Bayerischen Hofes kannten den Schriftsteller, der seit mehr als 50 Jahren tot ist. Doch nach der Lesung waren sich viele sicher, dass sie sich das ein oder andere Buch von ihm besorgen werden.
Bärbel Fürst, Jens Müller-Rastede und Bernt Sieg verstanden es hervorragend, Leben und Werk dieses von Pazifismus, Friedensliebe und Gerechtigkeitssinn geprägten Schriftstellers herauszuarbeiten.
Bärbel Fürst, Jens Müller-Rastede und Bernt Sieg haben sich als "die Litera(n)ten" zusammengeschlossen und stellten den außergewöhnlichen Schriftsteller gemeinsam vor. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie im Rahmen des else!-Kulturprojektes mit einer Rückert-Lesung auf sich aufmerksam gemacht. Ihr neues Literatur-Theater soll keine einmalige Sache sein, sondern an wechselnden Orten jeden Monat Interessenten anziehen. "Münnerstadt hat ein Event mehr", freute sich else!-Initiatorin Mia Hochrein.
Beide Kriege im Exil verbracht
Leonhard Frank wurde 1882 in Würzburg geboren, seine Familie lebte in sehr ärmlichen Verhältnissen. Nach einer Schlosserlehre arbeitete er als Labordiener, studierte aber 1905 in München an der Kunstakademie Malerei. 1914 erschien sein erster Roman "Die Räuberbande", der ein großer Erfolg war. Der Sozialist und Pazifist ohrfeigte 1915 einen sozialdemokratischen Journalisten, weil der die Versenkung eines britischen Passagierschiffes (fast 1200 Tote) durch ein deutsches U-Boot als "größte Heldentat der Geschichte" bezeichnet hatte. Deshalb musste er in die Schweiz emigrieren. Dort schrieb er mehrere Novellen, die unter dem Sammeltitel "Der Mensch ist gut" erschienen. Unter diesem Titel stand auch die Lesung im Bayerischen Hof. In diesem Band, der im Deutschen Reich verboten wurde, schilderte er die unsäglichen Gräuel des Ersten Weltkrieges. Fürst, Müller-Rastede und Sieg entlarvten Sätze wie "gefallen auf dem Feld der Ehre" als gefährliche und hohle Phrasen.
Leonhard Frank kehrte nach Ende des Ersten Weltkrieges nach München zurück und beteiligte sich an der Räterepublik. Nach deren Niederschlagung ging er nach Berlin und arbeitete dort bis 1933 als freier Schriftsteller, schrieb aber auch Drehbücher.
1928 in die preußische Akademie der Künste gewählt, musste er zu Beginn des Naziregimes zum zweiten Mal emigrieren und gelangte in die USA. Er hat dazu später in seinen Romanen "Mathilde" und "Links, wo das Herz ist" ausführlich geschrieben. So zum Beispiel, dass er in den USA als eher erfolgloser Drehbuchautor in Hollywood arbeitete und vom Geheimdienst FBI als gefährlicher Kommunist bespitzelt wurde - "NSA lässt grüßen". Zurück in Deutschland kritisierte er die Verhältnisse in seiner alten Heimatstadt Würzburg, wo er feststellen musste, dass viele alte Nazi-Größen noch im Amt waren.