Von Wildschütz und Böhmerwald
Autor: Arnold Nöth
Kleinwenkheim, Montag, 09. November 2015
Im Vereinsheim Kleinwenkheim fand ein erstes Wirtshaussingen statt. Zur Wahl stand ein reichhaltiges Programm an Wander-, Trink-, Soldaten- und Heimatliedern.
Man nehme: Spielfreudige Musikanten mit Erfahrung, Können, variablem Instrumentarium und Mut zur Improvisation, ein singfreudiges Publikum verschiedenster Altersklassen und vorbereitete Liedertextblätter. Dazu gibt's ein Bier oder ein Schöpple, was zum Essen und viel gute Laune. Schon kann das Wirtshaussingen losgehen! So geschehen jetzt auch im Vereinsheim in Kleinwenkheim, der guten Stube des Dorfes.
"Weil ja heuer die Hofree ausfällt und sogar des Kirmes-Essen am Sonntag, darum haben wir uns gedacht, wir probiern es einmal mit einem Wirtshaussingen." So begründete Winfried "Jo" Bieber die Entscheidung, zum ersten Mal ein solches Singen zu veranstalten. So, wie diese speziellen Veranstaltungen landauf-landab immer mehr in Erscheinung treten.
Zum Wirtshaussingen eingeladen hatte, wie gewohnt in Kleinwenkheim, der Vereinsring.
Und wenn nach dem offiziellem Beginn des Programms um 19 Uhr noch auf das Ende des Vorabend-Gottesdienstes gewartet wurde, so fand sich letztendlich doch eine recht singfreudige Truppe ein.
"Wenn 30 Leut zamm komme, spiele mir...", so nochmals "Jo" Bieber, sprach's, zog den Balg seines Akkordeons auf, nickte seinem Mitspieler Martin Fiedler zu - und los ging's. Mit Akkordeon und Gitarre spielten die Beiden auf, die Gäste fielen mit ein, und schon erfüllte erster Gesang die Gaststube. "Ein Heller und ein Batzen", "Bergvagabunden", "Im schönen Böhmerwald" klangen lautstark auf. "Naja, das sind ja nicht gerade meine Lieblingslieder. Aber egal, ich sing mit", sagte eine Teilnehmerin erst etwas pikiert, um dann den ganzen Abend über dennoch aus voller Kehle mitzuschmettern, was angesagt war.
Es war ein reichhaltiges, abwechslungsreiches Repertoire altbekannter Trink-, Wander-, Soldaten-, Heimat- und Lumpenlieder, das da vorgelegt und unermüdlich, nur von kurzen "Ein Prosit der Gemütlichkeit"-Pausen unterbrochen, mit viel Begeisterung, vielstimmig und lautstark, aufgespielt und gesungen wurde. 44 Titel verzeichnete das Textheft, man hätte meinen können, für jeden Besucher ein Stück.
"Fliege mit mir in die Heimat", "Die Fischerin vom Bodensee", "Ich bin ein freier Wildbrettschütz", es folgte Lied auf Lied. Natürlich dabei: "Der Vogelbeerbaum" mit einem Dutzend Strophen, das "Franken-" und das "Kreuzberg-Lied".
Dann war Wunschkonzert angesagt, die Gäste konnten sich aus dem Repertoire Lieder wünschen, die gemeinsame Umsetzung folgte sofort. Manchmal mit solcher Begeisterung, dass die Sängerinnen und Sänger die wackeren Musikanten an Lautstärke und Tempo übertrafen. Wenn auch eine Besucherin monierte, warum denn fast alle diese Lieder mit Trauer und Abschied, Liebesschmerz und Tod endeten und nur wenige von Hoffnung und Zuversicht zu erzählen wussten - sang sie doch tapfer mit. Noch draußen im Flur des Vereinsheims war der vielstimmige Gesang zu hören. Na also!