Von wegen mittelalterliche Musik in Münnerstadt
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Dienstag, 02. April 2019
"Das Jugendblasorchester 3.0" mit seinen 30 Musikern begeisterte bei seinem ersten Auftritt nach der Wiedergründung die Zuhörer in der Aula des Münnerstädter Gymnasiums. Nur die schmucken Uniformen erinnern die Zeit der Landsknechte.
Erst seit wenigen Monaten proben die 30 Musikerinnen und Musiker des Jugendblasorchesters der städtischen Jugendmusikschule zusammen. Was sie in dieser kurzen Zeit erreicht haben, stellten sie bei ihrem Frühjahrskonzert in der Aula des Gymnasiums unter der Leitung von Tomas Reuß, dem Leiter der Musikschule, eindrucksvoll unter Beweis.
Sie werden in den nächsten Wochen weiter besonders intensiv proben, denn vom 3. bis 5. Mai gehören sie sozusagen als musikalische Botschafter zu der Delegation, die in die französische Partnerschaft Stenay reist.
Die stolzen Eltern, Großeltern, Geschwister, Onkel und Tanten und natürlich auch Musikliebhaber ohne familiären Bezug spendeten schon den ersten Beifall, als die Mitglieder des Jugendblasorchesters in ihren schmucken Uniformen einmarschierten, die sie erstmals in der breiten Öffentlichkeit präsentierten. Sie erinnerten mit ihren Barretten, rot-weißen Leinenkitteln, Lederwamsen und -hosen sowie weißen Kniestrümpfen an Landsknechte aus dem Mittelalter. Nur die Teilnehmer am Neujahrsempfang der Stadt im Januar hatten die jungen Musiker schon einmal so erleben dürfen.
Gründungsmitglieder der ersten Formation
Unter den Gästen waren auch Günther Köth und Lindhorst Saar, die im Jahr 1964 im übertragenen Sinne das erste Jugendblasorchester in Münnerstadt gegründet hatten. Bürgermeister Helmut Blank begrüßte die beiden denn auch an erster Stelle und dankte ihnen dafür ausdrücklich. Er konnte außerdem zahlreiche Mitglieder des Stadtrates mit den beiden stellvertretenden Bürgermeistern Andreas Trägner und Axel Knauff sowie Kulturreferentin Michaela Wedemann an der Spitze willkommen heißen, dazu Birgit Döhler, das Kreisvorsitzende des nordbayerischen Musikbundes. "In Burglauer ist Derblecken. Alles, was Rang und Namen hat, ist dort" entschuldigte er jedoch das Fehlen der "politischen Prominenz".
Anfang Mai Auftritt in Stenay
Thomas Reuß, der Chef der Jugendmusikschule und des jetzigen Jugendblasorchesters, stellte dieses als "Jugendblasorchester 3.0" vor, denn nach dem ersten Anlauf im Jahr 1964 gab es zwischen 2005 und 2011 ein zweites Orchester. Aus der Mitte des Stadtrates sei im vorigen Jahr die Anregung gekommen, einen dritten Anlauf zu wagen. Deshalb habe er vom Bürgermeister einen entsprechenden Auftrag bekommen. Schon nach relativ kurzer Zeit, beim Neujahrsempfang der Stadt, mussten oder durften die jungen Musiker dann zeigen, was sie können. Reuß erzählte den Konzertbesuchern auch, dass sie sich bei einem Proben-Wochenende vom 8. bis 10. März auf Schloss Weikersheim intensiv auf ihr erstes Neujahrskonzert und ihren Auftritt in Stenay vorbereitet haben.
Das erste öffentliche Konzert des neuen städtischen Jugendblasorchesters startete mit dem bekannten Coburger Marsch, den Johann Michael Haydn (1737-1806, Bruder von Joseph Haydn) komponierte. Die jungen Musiker verstanden es sehr gut, den Charakter dieses lebhaften Stücks als Präsentiermarsch, der ursprünglich für die Kavallerie gedacht war, herauszuarbeiten. In "Five Continents" des Holländers Kees Vlak (1938-2014) werden die Zuhörer, wie der Name schon andeutet, musikalisch in alle Erdteile entführt. "Sur le pont d'Avignon" oder "Rule Britannia!" für Europa sind leicht herauszuhören, für Asien und Afrika stehen typische Klangeffekte wie ein Gong und in Australien hört man mit etwas Fantasie sogar ein hüpfendes Känguru.
Stimmungsvoll interpretiert
Weiter ging es mit der sehr stimmungsvoll interpretierten "Erinnerung an Zirkus Renz" von Gustav Peter (1833-1919) in der Bearbeitung von Ernst Gruner (1922-1989). In diesem Stück, das die Zeit wiederaufleben ließ, als jeder bessere Zirkus sein eigenes großes Orchester hatte, konnte sich Felix Johannes als Solist am Xylophon voll entfalten. Das Instrumentalstück "einsamer Hirte" von James Last, das Thomas Reuß bearbeitet hatte, bescherte dem Panflötenspieler Gheorghe Zamfir den internationalen Durchbruch und diente mehrfach als Filmmusik. Hier glänzte die junge Anna-Maria Geßner mit ihrer Querflöte als Solistin. In den "Songs of Africa", bearbeitet von Vinson Johnnie, ging es nochmals musikalisch in den schwarzen Kontinent mit seiner reichen Musiktradition. Unter den drei Stücken stach besonders die südafrikanische Nationalhymne "N'kosi Sikelel' I Afrika" heraus. Der Pop-Song "You Raise Me Up" von Rolf Løvland und Brendan Graham aus dem Jahr 2001, bearbeitet von Heinz Briegel, gab Laura Bierdimpfl die Chance, sich als Solistin mit dem Altsaxophon zu beweisen. Und sie schaffte es sehr gut, die Intention dieses Stückes zu treffen.