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Viele frisch gesetzte Bäume verdursten im Münnerstädter Stadtwald


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Sonntag, 12. August 2018

Die Trockenheit im Stadtforst sorgt dafür, dass viele im Herbst gesetzte junge Bäume diesen Sommer nicht überstehen. Auch Schwarzkiefern verdursten.
Auch die Buchen in der Naturverjüngung zeigen Hitzeschäden, erklärt Jörg Mäckler. Foto: Heike Beudert


Im Stadtwald reißen die Sorgen nicht ab. Gegen den Borkenkäfer, der die Fichtenflächen im Stadtwald befallen hat, können Stadtförster Jörg Mäckler und die beiden Forstwirte noch mit der Säge vorgehen. Machtlos sind sie aber bei der Trockenheit. Diese setzt gerade den Jungpflanzungen heftig zu. Mäckler rechnet mit einem Ausfall von mehr als 40 Prozent bei den Pflanzungen aus dem vergangenen Herbst.

Den Winter und auch das Frühjahr hätten die kleinen Pflänzchen bestens überstanden, sagt Mäckler. Schließlich war der Winter ungewöhnlich feucht. Aber so außerordentlich nass der Winter war, so extrem trocken sind das Frühjahr und der bisherige Sommer gewesen. Das Kleinklima rund um Münnerstadt habe sogar noch weniger Regen gebracht als in anderen Orten, sagt Mäckler. Für die jungen Pflanzen war das zuviel. Er zeigt auf eine Neuaufforstung bei Fridritt. Bei den kleinen Douglasien, eigentlich gepflanzt als widerstandsfähige Nadelbaumart, ist annähernd jede zweite bereits dürr oder kurz davor abzusterben. Nur die Speierlinge halten Hitze und Trockenheit erstaunlich gut aus. Sie stehen gut da, sind allerdings nur als Zusatzpflanzung geeignet.
Bis zu 22 000 Pflanzen setzen Mitarbeiter im Stadtforst in jedem Jahr neben der natürlichen Verjüngung. Das ist ein großer Kraftakt, auch finanziell. Umso deprimierender ist, wenn dann Trockenheit diese Mühen zunichte macht.

Jörg Mäckler fürchtet, dass durch die Klima-Erwärmung immer häufiger solche schwierigen Trockenjahre kommen werden. Frühjahrsaufforstungen, sagt Mäckler, seien schon jetzt schwierig. Froh ist Jörg Mäckler, dass einige Standorte im Wald eine gute natürliche Verjüngung mit Buche nachweisen. "Buche haben eine Kämpfernatur", hat Mäckler festgestellt. Aber selbst die eigentlich zähen Kämpfer schwächeln derzeit enorm. Er zeigt Jungpflanzen mit Sonnenbrand. Auch hier brauchen die Jungbäume dringend Regen, weil sonst auch sie verdursten.


Buchen werfen ihr Laub

"Im Wald ist es schon Herbst", sagt Mäckler, und zeigt auf weitere Probleme. Die großen Buchen verlieren bereits ihre Blätter zum Selbstschutz. Die Eichen, die im Frühjahr dank des feuchten Winters viele Früchte angesetzt haben, werfen ihre Eicheln ab. Innen sind die Kapseln hohl. Das wiederum ist schlecht für die Naturverjüngung.

Bei der Fichte hat der Stadtwald das Problem mit dem akuten Schädlingsbefall. Doch in diesem Jahr leiden auch zusehends die Schwarzkiefern. Und sie stellen im Münnerstädter Stadtwald immerhin 40 Prozent des Bestands. "Das macht einem Kummer", sagt der Stadtförster und zeigt am Schindberg mehrere Kiefern, die im Frühjahr noch grüne Nadeln trugen. Jetzt sind es dürre Gerippe im Wald. Auch sie müssen bald gefällt werden, weniger wegen der Schädlingsgefahr, sondern wegen der Verkehrssicherungspflicht einer Gemeinde. "Wir können zur Zeit nur noch reagieren", stellt Mäckler fest.

Für Jörg Mäckler zeigt sich jetzt, wie sichtig es ist, widerstandsfähige Baumarten anzupflanzen und wachsen zu lassen. Es habe sich da in Münnerstadt in den letzten Jahrzehnten schon viel getan, stellt er fest. Denn die Nadelbäume wie Kiefer und Fichte kämen mit der Hitze nicht mehr zurecht, so seine Feststellung. Doch noch immer stehen auf 60 Prozent der Stadtwaldfläche Nadelbäume. In früheren Jahren ist man davon ausgegangen, dass gerade die Kiefer gut mit den mageren Bedingungen zurechtkommt. Dass dies nicht der Fall ist, wissen Forstleute seit einigen Jahren und stellen sich um.

Momentan aber sterben die wärme empfindlichen Nadelbäume viel schneller ab, als gedacht. Es bleibt kaum Zeit, den nötigen Unterbau mit jungem Mischwald zu schaffen. Das macht Mäckler Sorgen. Fichte und Kiefer, davon geht er aus, wird es im Jahr 2100 in unserer Region so gut wie nicht mehr geben. Ob die Trockenheit langfristig sogar zu einem Rückgang der Waldflächen führen wird? Bei öffentlichen Beständen geht der Stadtförster nicht davon aus. Bei großen Privatflächen oder auf extrem steinigen, grenzwertigen Standorten könnte es aber durchaus sein, dass dort aus Kostengründen irgendwann Ödland statt Wald existiert.

Waldumbau ist für den Forstdirektor Hubert Türich vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Bad Neustadt Gebot der Zeit. Gerade die Muschelkalk-Flächen der Region erfordern diesen Umbau im besonderen, denn durch ihre längere Vegetationszeit tun sich Nadelbäume dort besonders schwer, lange Trockenphasen zu überstehen. Türich stimmt mit Jörg Mäckler überein, dass in der Region weder die Kiefer noch die Fichte dauerhaft überleben können. Fichten hätten langfristig in der Region allerhöchstens dort eine Chance, wo sie in kühlen, feuchten Gründen wachsen können.Insgesamt bezeichnet Türich den Waldumbau in Zeiten des Klimawandels als eine große Herausforderung für den Forst.