Druckartikel: Viel Geld fürs Mundwerk

Viel Geld fürs Mundwerk


Autor: Hartmut Hessel

Münnerstadt, Montag, 20. Januar 2020

Großzügige Förderung für den Altstadtvereins und dessen neues else!- Projekt. Es handelt sich um ein Mundart-Projekt, das auch zum Exportartikel wird. Denn else geht damit im Sommer nach Österreich.
Landrat Thomas Bold (liunks) und Leader-Koordinator Wolfgang Fuchs (rechts) überreichen an Oliver Schikora und Mia Hochrein vom Altstadtverein die Leader-Förderung für das else-Projekt.  Foto: Hartmut Hessel


Das europäische Fördermodell "Leader" heißt ausgeschrieben die "Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale". Dank dieser Liaison wird ein Münnerstädter Kunstprojekt im Sommer einen "Worgschobb frängisch" im österreichischen Freistadt anbieten. Der Altstadtverein hat für sein else-Projekt eine Förderzusage erhalten, die nun an die Verantwortlichen überreicht wurde.

Wolfgang Fuchs, seit Jahren der LEADER-Koordinator für den Rhön-Saale-Bereich, beschrieb mit launigen Worten, dass Geld aus Brüssel auch transnationale Ideen fördern soll, die über Grenzen hinweg Projekte in Gang setzen, damit diese zukünftig selbstständig weitergeführt werden können. Das sei im Landkreis Bad Kissingen bereits seit längerem gängige Praxis.

Wie der Vorsitzende der LAG im Landkreis, Landrat Thomas Bold, im Atelier Hochrein/Merz am Stenayer Platz in Münnerstadt erläuterte, hat sich der Landkreis sehr frühzeitig in die europäischen Fördermöglichkeiten einbinden lassen.

Diesmal geht es um "Heimat -gestern - heute - morgen" und die Leader-Führung meinte, dass das else!-Team, die Kunstgruppe im Münnerstädter Altstadtverein, zusammen mit ihrer Mentorin Mia Hochrein das Thema gut besetzen könne. Das Ergebnis konnte von Mia Hochrein nun in Empfang genommen werden, nämlich der Bescheid über die Förderung des Kunstprojektes "Heimat-Mundart".

Entscheidend für die Bewilligung des Budgets von 11 000 Euro ist der europäischen Ansatz; das Projekt sei identitätsstiftend für die Region und werde mit der österreichischen Kleinstadt Freistadt im Mühlenviertel in künstlerischer Kooperation verbunden. Der Altstadtverein als Träger des Projekts verantwortet ca. 2000 Euro.

Warum der Ort südlich der Grenze zu Tschechien? Weil Freistadt mit rund 8000 Einwohnern in diesem Jahr wie Münnerstadt auch ein Stadtjubiläum feiert ( 800 Jahre) und eine engagierte Kunstszene besitzt. Beim "VIVID-Freistadt Kunst-Festival" im Sommer werden die Münnerstädter Vertreter ihren "Heimat"-Begriff umsetzen und im Dialog mit den dortigen Kunstfreunden austauschen. Ein "Wörgschobb-frängisch" wird in Freistadt erkunden, wieviel Habsburg im oberösterreichischen Slang steckt. Mia Hochrein wird ein mobiles Kunstobjekt zum Ausstellungszyklus beisteuern und die Mürschter Litera(n)ten werden zum Exportartikel. Sie befassen sich in Freistadt bei einer Lesung mit "Brot -Wasser - Salz". Die Kunstwoche findet im August statt, der Gegenbesuch der Freistädter rollt im September an. Genaueres werden die Bürgerinnen und Bürger durch das Jahresfestprogramm in der kommenden Woche erfahren.

Ein wichtiges Gefühl

Landrat Thomas Bold erinnerte in seiner Grußbotschaft daran, dass vor Jahren der Kreisobst- und Gartenbauverband sich um Mundartpflege verdient gemacht hat. Nach seiner Aussage ist "Heimat da, wo man sich wohlfühlt". Dieses Gefühl könne auch nach Jahrzehnten wieder zu alten Bindungen führen. Mundart ist ein Kulturgut und ist Identität stiftend.

"Sie stärken damit das Heimatgefühl", wenn alte Erkenntnisse in der Region wieder aufgefrischt werden, stellte Bold fest. Münnerstadt mit seinem Stadtjubiläum (1250 Jahre) biete sich für ein solches Projekt geradezu an, so der Landrat. Er führte weiter aus, dass der Kreistag die Ressource Kultur nun auch personell mit Felix Ganthner besetzen konnte, der seine Aufgaben in Bezug auf das Münnerstädter Projekt vollumfänglich aufgenommen hat.

Wolfgang Fuchs von der Leaderstelle beschrieb einen geschichtlichen Bogen zur Entwicklung der deutschen Sprache und die Verwendung der Dialekte, um dann als Ergebnis die Wichtigkeit von Mundart in der europäischen Identität zu begründen.