Druckartikel: Verblüffende Formen aus Holz

Verblüffende Formen aus Holz


Autor: Björn Hein

Münnerstadt, Donnerstag, 20. Februar 2014

Die Künstlerin Kathrin Hubl schafft aus einfachen Materialien etwas völlig Neues. Ihre Objekte sind jetzt im Deutschordensschloss zu sehen.
Die Künstlerin Kathrin Hubl in ihrem Atelier mit einigen ihrer Holzskulpturen Foto: Björn Hein


Münnerstadt/Eltingshausen — Wenn man das Atelier von Kathrin Hubl im Obergeschoss der Alten Schule in Eltingshausen betritt, liegt der Geruch von Holz in der Luft. Beim Betreten streift der Blick des Betrachters die Werkbank zur Rechten. Man sieht schon gleich zu Beginn, dass Holz ein wichtiges Material für die Künstlerin ist. Und das ist keineswegs verwunderlich. Machte Hubl doch von 1986 bis 1989 eine Ausbildung zur Holzbildhauerin an der Berufsfachschule Bischofsheim in der Rhön. Später schloss sich die Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern an, bis sie sich dann zur Restauratorin im Handwerk fortbildete.
"Für mich ist ein Bildhauer ein bodenständiger Künstler, der auch körperlich zupacken muss" so die zierliche Hubl. Auch die handwerklichen Aspekte bei der Holzbearbeitung reizen sie, aber eben nicht nur. Sie will dem Betrachter auch neue Erfahrungshorizonte eröffnen, zeigen, dass Dinge anders sein können als sie beim ersten Blick erscheinen.

Kissen aus Holz

Ein sehr gutes Beispiel sind hierzu ihre Bildhauerarbeiten. Man merkt ihnen das Spiel mit der Stofflichkeit des Materials förmlich an. Arbeiten aus dem doch eher als robust geltenden Holz verwandeln sich unter der kundigen Hand der Künstlerin in weich fließende Objekte, die auch aufgrund ihrer Oberflächenstruktur verblüffen.
So hat sie Werke geschaffen, die eben besagtes Holz in weiche Objekte verwandeln. Auf den ersten Blick meint man, ein Kissen vor sich zu haben - die Oberfläche scheint fluffig zu sein, die Bordüren am Rand tun ihr übriges zur optischen Täuschung. Holz wird hier in Kissen und weich fallende, dünne Tücher verwandelt, die erst auf den zweiten Blick hin zeigen, dass der Grundstoff, der in den Kunstwerken verwendet wird, eben jenes Naturmaterial ist. "Das Material bekommt somit in gewisser Weise andere Eigenschaften. Ich will hiermit den Besucher zum Staunen bringen, aber auch zum Nachdenken anregen", meint Kathrin Hubl.
Es liegt ein spielerisches Moment in dieser Ambivalenz der Materialien - hartes Holz wird zu weichen Kissen, wenn auch nur optisch. Einerseits ein durchaus witzig-spielerisches Element. Andererseits zeigt es aber auch dem Betrachter, dass der erste Blick, mit dem wir doch sehr gern beurteilen, oft ein falscher ist.
Ähnlich ist es auch mit den Wellpappebildern, die die Künstlerin in mühevoller Kleinarbeit herstellt. Dabei wird vordergründig wertlose Wellpappe durch tage- und wochenlange Bearbeitung zu einem Kunstwerk, das völlig neue Einblicke gewährt. Mit viel Sinn für Details werden unter Zuhilfenahme eines Skalpells florale Motive herausgearbeitet. Wie auf einem Vexierbild oszillieren die Pappwellen und erscheinen von jedem Blickwinkel aus lichtbedingt völlig unterschiedlich. "Die Motive wurden von mir ganz bewusst für diese Arbeit ausgewählt und bewegen sich zwischen Muster und Realismus", so die Künstlerin. Sie will damit den Blick für die "Wertschätzung" scheinbar unbedeutender Gegensätze schärfen und zeigen, dass auch aus solchen Dingen Kunstwerke entstehen können.
Wenn man der Künstlerin bei ihrer Arbeit über die Schulter blickt, merkt man, dass für sie die Kunst ein Grundbedürfnis ist. "Schon als kleines Kind habe ich sehr gerne gebastelt und gemalt", erklärt Hubl.

In Münnerstadt geprägt

In ihrer Zeit im Münnerstädter Gymnasium wurde Kunst dann zu ihrem Lieblingsfach, was auch an ihrem damaligen Kunstlehrer Georg Seifried lag, der nach ihren eigenen Angaben die Weichen dorthin stellte, dass sie schließlich Künstlerin wurde. Für sie ist Kunst Ausdrucksform, aber auch eine Möglichkeit, das ganz persönliche Glück zu finden. "Natürlich kann es auch monoton sein, Wellpappe in stundenlangem Prozess zu bearbeiten. Aber es ist zum einen spannend zu sehen, wie sich das Kunstwerk langsam entwickelt, zum anderen eine sehr befriedigende Arbeit. Überhaupt ist es, auch in der Holzbildhauerei, interessant zu sehen, wie das Material sich verändert, sich entwickelt und schließlich zum fertigen Kunstwerk wird", so Hubl.
In der Ausstellung "4 Räume - 4 Welten" stellt Kathrin Hubl ab 23. Februar in den Galerieräumen des Deutschordensschlosses ihre Bilder und Skulpturen aus. Neben den erwähnten Arbeiten aus Holz und Wellpappe sind auch Werke zu sehen, die buchstäblich aus "Luft" bestehen - so unter anderem Autoreifen, die künstlerisch verfremdet wurden und so ganz neue Einblicke gewähren. Die Vernissage zur Kunstausstellung wird am 22. Februar im 16 Uhr sein. Dabei wird Kathrin Hubl vor Ort sein und bei Fragen zur Verfügung stehen.