Druckartikel: Tradition trifft auf moderne Ideen und Offenheit

Tradition trifft auf moderne Ideen und Offenheit


Autor: Heike Beudert

Maria Bildhausen, Mittwoch, 16. Juli 2014

 Das Dominikus-Ringeisen-Werk hat die Klostergaststätte in Maria Bildhausen wieder eröffnet. Menschen mit und ohne Behinderung betreiben gemeinsam das Gasthaus, das damit Teil der Werkstatt für Behinderte geworden ist.
Die Generalökonomin Sr. Marianne Rauner und Generaloberin Sr. Edith Schlachter stehen zusammen mit Gesamtleiter Rainer Waldvogel und Anne Hilpert am Buffet, wo sie von den Mitarbeitern des Klostergasthofes bedient werden. Foto: Heike Beudert


Das Kloster Maria Bildhausen ist auf dem Weg zum inklusiven Dorf - zu einer Ortsgemeinschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten und leben. So formuliert der Gesamtleiter von Maria Bildhausen das Ziel, das das Dominikus-Ringeisen-Werk und die St.-Josefs-Kongregation Ursberg anstreben.
Zu einem richtigen Dorf gehört traditionell auch ein Wirtshaus. Das gibt es jetzt wieder - und dort wird die Inklusion richtig gelebt. Sie ist jetzt Teil der Werkstatt für Behinderte. Gemeinsam werden hier Menschen mit und ohne Behinderung die Gäste des Gasthofes und des kleinen Hotelbetriebes bewirten. In seiner Art ist es wohl das erste inklusive Gaststättenprojekt in Deutschland.

Vor dem Eröffnungstag hat sich das monatelang geschulte Personal der Gaststätte einer besonderen Herausforderung gestellt. 300 Gäste waren zu einem "Angrillen" am Vorabend des Eröffnungstages geladen. Die gesamte Werkstatt-Gemeinschaft erlebte neben den geladenen Gästen aus Ursberg und der lokalen Polit-Prominenz die Feuertaufe mit.
"In den letzten Tagen war die Nervosität groß", betonte Anne Hilpert, die stellvertretende Leiterin der Werkstatt. Die Einweihungsfeier zu planen sei hart gewesen, sagt die Verantwortliche für den neuen Werkstattzweig. Für 300 Gäste musste ein Buffet mit elf Salaten organisiert werden.
Als sich die Feierrunde langsam auflöst, strahlte Anne Hilpert erleichtert. Der Einstand hat geklappt, und es gibt Lob von allen Seiten. Bewährt hat sich nach Meinung von Bürgermeister Helmut Blank bereits am ersten Tag das Bestellsystem der Gaststätte. Auf den Tischen liegen Zettel aus. Die Gäste kreuzen aus der Liste an, welche Getränke und welches Essen sie in welcher Anzahl bestellen möchten und an welchem Tisch sie sitzen.

Ein anderer Gasthof

Diesen Zettel gibt der Gast auf. Die jungen Mitarbeiter bringen die Bestellung dann an den Tisch. Blank findet wichtig, dass es den Gasthof wieder gibt. Gleichzeitig unterstrich Helmut Blank bei der Feier, dass die Stadt versuche, Bildhausen nach ihren Kräften zu unterstützen.
"Man hat gespürt, dass alle gespannt waren und sich gefreut haben", fand die Generaloberin des Ursberger Schwesternordens, Sr. Edith Schlachter. Der Orden ist Eigentümer der Klostergaststätte und hat für einen eher symbolischen Betrag die Gaststätte an die Werkstatt für Behinderte verpachtet. "Die Neubelebung des Gasthofes", zeigte sich Generaloberin Edith Schlachter überzeugt, "wird Maria Bildhausen guttun." Sr. Edith sprach von einem "neuen, anderen Gasthof". Er beschäftige Menschen mit Assistenzbedarf, die hier eine sehr interessante und herausfordernde Aufgabe übernehmen würden. Auch Anne Hilpert betont das Anderssein des Gasthauses, weil er in Zukunft nicht nur Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung sei, sondern auch Arbeitsbereich der Werkstatt. Den zehn Beschäftigten sprach Hilpert ein dickes Lob aus. "Ihr seid wirklich über euch hinausgewachsen." Alle seien hoch motiviert. Jetzt gelte es, diese Motivation zu erhalten, betont Anne Hilpert. Geöffnet ist der Gasthof künftig von Mittwoch bis Sonntag. Montag und Dienstag sind Ruhetage.