Theater Maßbach: Audiowalk gegen das Vergessen
Autor: Werner Vogel
Maßbach, Sonntag, 12. Dezember 2021
Zum Gedenkjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" hat das Theater Maßbach einen Audiowalk gestaltet. An zehn Stationen wird die Geschichte der Juden in der Gemeinde lebendig.
Es ist eine außergewöhnliche Idee der Erinnerungskultur - sie kommt zur richtigen Zeit und passt in die Gemeinde. Es gab eine jüdische Gemeinde in Maßbach, hier sind Zeitzeugnisse und eine Erinnerungsstätte erhalten. Mit Klaus Bub gibt es einen engagierten Ortsbürger, der diesen Teil der Maßbacher Geschichte aufarbeitet und lebendig erhält.
Die Theaterleitung unter Anne Maar ist sich der jüdischen Vergangenheit des Schlosses bewusst. Es war einst in jüdischem Besitz, war zur Nazizeit Schulungslager des Lehrerbundes. Als die Bevölkerung jüdischen Glaubens nach dem Nazi-Gräuel in Israel eine neue Heimat suchte, wurden die Auswanderer hier auf ihr neues Leben in einem neuen Staat vorbereitet.
So trafen die jungen Theaterpädagoginnen Dorothee Höhn und Maria Wengel auf ein offenes Ohr als sie das Thema jüdisches Leben in Maßbach im Gedenkjahr aufgriffen. Anne Maar macht es zum Projekt von Schloss Maßbach und führt Regie.
Dass die Schülerinnen die Herausforderung mit neuzeitlichen Medien umsetzten, rundet das Bild zu einem wichtigen und gelungenen Ausrufezeichen. Gerade in diesen, auch in den sozialen Medien von Hass, Hetze, Schwarz-Weiß-Denken und Egoismen geprägten Zeiten.
Mit dem Handy am Ohr
Der "Audiowalk" beginnt am Rathaus in der Ortsmitte. Dabei handelt es sich um einen Spaziergang, bei dem die Teilnehmenden an verschiedenen Stationen anhalten und die dazugehörige Tonspur abspielen. So tauchen sie in das jüdische Leben in der Nazizeit ein.
Ein kleines Emaille-Schild mit entsprechendem QR-Code schafft die Verbindung zum Handy. Dann erzählt Esther, ein fiktives jüdisches Mädchen, gesprochen von Angelique Erhard, aus ihrem Leben. Sie beginnt ganz harmlos mit einem Eintrag in das Poesiealbum ihrer Freundin 1931, lässt die Hörer ihre Schwärmereien und Enttäuschungen miterleben, aber auch ihre Erlebnisse in der Pogromnacht 1938 und ihre Flucht aus Maßbach.
Die Texte sind von Dorothee Höhn und Maria Wengel, den Text von Esther verfasste Anne Maar. Ingo Pfeiffer, Benjamin Jorns und Anna Schindlbeck geben den handelnden Figuren ihre Stimme und auch der Maßbacher Dialekt von Klaus Bub, der einige Erläuterungen einstreut, macht die Szenen lebendig.