Stirbt jetzt auch der Wacholder?
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Freitag, 17. Juni 2022
Nicht nur die Kiefern leiden unter dem Klimawandel. Auch der Wacholder, ein Trockenspezialist, macht Sorgen.
Auffallend viele Wacholderbäume rund um Münnerstadt zeigen kahle Stellen. Bei manchen haben sich die einst saftig grünen Nadeln braun verfärbt. Andere Bäume sind bereits abgestorben. Das Phänomen beschränkt sich nicht auf ein Gebiet. Sowohl entlang des Wacholderwanderweges oberhalb des Münnerstädter Tals, als aauch nahe des Lehrbienenstandes auf dem sogenannten Säuberg fallen die kranken und teilweise abgestorbenen Wacholderbäume auf.
Der städtische Klimamanager Stefan Richter ist Biologe und er ist besorgt wegen der Menge der betroffenen Bäume. Die Situation betreffe jedoch nicht nur den Wacholder, sondern auch andere Gewächse, hat er festgestellt.
Stefan Richter vermag nicht zu sagen, ob der ursächliche Grund Trockenstress oder ein Pilz- beziehungsweise Schädlingsbefall ist. Dies müsste eine nähere Untersuchung zeigen. Richter hat die Untere Naturschutzbehörde kontaktiert und um Unterstützung gebeten.
Jan Hochstein vom Landschaftspflegeverband Bad Kissingen kennt die Situation, da der Landschaftspflegeverband die Wacholderheiden im Landkreis pflegt und betreut. Hochstein macht letztendlich die Trockenheit für die Entwicklung verantwortlich. So erklärt er auf Anfrage dieser Zeitung, dass die beiden extrem trockenen Jahre 2018 und 2019 und die darauffolgenden ebenfalls eher trockenen Jahre nicht nur dem Wald und der Landwirtschaft zugesetzt hätten, sondern auch vielen Arten des Offenlands oder Halboffenlands.
Geschwächte Abwehrkräfte
Sowohl der Wacholder als auch die Kiefer seien sogenannte Tiefwurzler und können dadurch an Standorten wachsen, an denen andere Bäume schon aufgegeben hätten, erklärt Jan Hochstein. Durch den Trockenstress der letzten Jahre würden auch diese Bäume zunehmend geschwächt und anfälliger für Krankheiten und Pilze. Zudem könnten sie sich nicht mehr ausreichend gegen Insekten wehren. Wenn man nicht gerade aus dem forstlichen Bereich kommt, sehe man einem Baum erst an, dass es ihm schlecht geht, wenn es dafür schon deutliche Anzeichen gibt, schreibt Jan Hochstein in seiner Stellungnahme.
Bei Bäumen dauert eine sichtbare Reaktion auf Trockenheit in der Regel etwas länger als zum Beispiel bei Gräsern und Kräutern. Das Wasserdefizit der letzten Jahre zeige sich daher zeitverzögert. "Man könnte auch sagen, Bäume sterben langsamer".
Mittlerweile fallen dem Wanderer oder Naturliebhaber die braunen Bäume auf den Magerrasen und anderen Offenlandlebensräumen auf, bestätigt der Landschaftspfleger. Ob sich dieser Zustand fortsetzt oder gar verstärkt, kann er nicht sagen.