Stiftung kauft das Jugendhaus in Münnerstadt
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Freitag, 21. August 2020
Die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung will das Gebäude für das Betreut Wohnen umbauen. Nach der Sanierung wird es zunächst als Ausweichmöglichkeit beim Umbau des Juliusspital-Altbaus dienen.
Die Partner sind sich einig, die notariellen Verträge in Vorbereitung: Zum 1. Januar 2021 geht das frühere Jugendhaus am Dicken Turm ins Eigentum der Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung über. Das bestätigte jetzt Stiftungsvorstand Marco Schäfer. Das seit fünf Jahren leer stehende Haus wird zum Betreuten Wohnen umgebaut, erläuterte sein Stellvertreter Martin Pfeuffer vor Ort. 20 bis 25 Wohnungen könnten dort entstehen, wenn alle vier Etagen genutzt werden. Noch gibt es zwar keine detaillierten Pläne, die Richtung aber ist ganz klar: Die Kreiskommunale Stiftung wird erneut Millionen in Münnerstadt investieren.
Nach 31 Jahren hatten die Augustiner im Jahr 2015 das Jugendhaus geschlossen. Personalmangel und anstehende kostspielige Investitionen vor allem wegen des Brandschutzes waren die Hauptgründe dafür. Zwischenzeitlich sollten dort Flüchtlinge untergebracht werden, aber daraus wurde nichts. Immer wieder einmal hatte es geheißen, dass sich Institutionen für das Haus interessieren, unter anderem war von einer Eliteschule die Rede, aber nichts davon geschah. Nun geht das Jugendhaus an die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung. Somit ist fast das gesamte Areal in einer Hand, lediglich ein Teil des früheren Gymnasiums gehört der Stadt Münnerstadt.
Anfang 2013 übernahm die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung das Juliusspital, das damals in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Später stifteten die Augustiner das Kloster mit dem Betreuten Wohnen der Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung zu, einschließlich der Klosterkirche, der Alten Aula, der Brauerei und der Schreinerei. Inzwischen wurde die Brauerei abgerissen, dort entstand ein Neubau für das Betreute Wohnen, auch am Juliusspital baute die Stiftung an, dort sind unter anderem zehn so genannte R-Zimmer entstanden, die für Bewohner mit Rollstühlen konzipiert sind.
Damit entspricht die Stiftung den Auflagen des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes. Im Altbau des Juliusspitals gibt es noch viele Doppel- und kleine Zimmer, die nicht den Ansprüchen entsprechen. Dieser soll umgebaut werden. Am Ende sämtlicher Neu-und Umbauten sollen genauso viele Menschen im Altenheim betreut werden wie vorher, nur dass sie dann in modernen Zimmern wohnen, die Zahl der Doppelzimmer wird dabei deutlich reduziert. "Der Staat fordert in guter Absicht die Umsetzung des Gesetzes, das ist eigentlich eine gute Sache, aber für einen Betreiber sind die Kosten und die Logistik, die so eine Sanierung mit sich bringt, schwer zu stemmen", sagt Martin Pfeuffer. Die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung wird aber weiter investieren und hier kommt nun auch das Jugendhaus ins Spiel.
Schon längere Zeit hatten sich die Verantwortlich bei der Stiftung mit dem Gedanken getragen, das Jugendhaus zu erwerben. Martin Pfeuffer verweist darauf, dass das Jugendhaus ja unmittelbar an das Haus St. Michael angrenzt, wo die 43 Betreuten Wohnungen untergebracht sind. Mit einem Kauf könnte die Stiftung verhindern, dass sie einen Nachbarn bekommt, den sie möglicherweise nicht haben will, vor allem mit Hinblick auf die Geräuschkulisse. Gleichzeitig braucht die Stiftung Ausweichmöglichkeiten bei der anstehenden Sanierung des Juliusspital-Altbaus. Und beim Betreuten Wohnen gibt es eine Warteliste. Die entscheidende Idee, die letztendlich zum Kauf des Hauses geführt hat, sei von der Leiterin des Juliusspitals, Dagmar Schirling, gekommen.
Und das sieht in etwa so aus: Nach dem Kauf wird das Jugendhaus komplett umgebaut zum Betreuten Wohnen. Detailfragen, was beispielsweise mit dem Saal im Erdgeschoss, oder der so genannten Arche wird, sind noch nicht geklärt. Fest steht unter anderem, dass ein zweiter Fluchtweg gebaut werden muss. "Maximal 20 bis 25 Wohnungen können entstehen, die natürlich auch möglichst Balkone erhalten sollen", sagt Martin Pfeuffer.
Ist alles fertig, wird die nächste Phase angegangen. Dann werden die Bewohner des Altbaus des Juliusspitals, der bereits heute wegen des jüngsten Anbaus mit den R-Zimmern nicht mehr voll belegt ist, vorübergehend in den neuen Wohnungen des dann sanierten Jugendhauses untergebracht. Die Betreuten Wohnungen verfügen in der Regel über zwei Zimmer. Denkbar sei, dass jeweils ein Altenheimbewohner in einem Zimmer untergebracht wird, also sich zwei eine Wohnung teilen. Nach anderthalb Jahren, die der Umbau des Altbaus voraussichtlich dauern wird, ziehen die Altenheim-Bewohner wieder zurück in den dann modernen Altbau und ins heutige Jugendhaus können Interessenten in die Betreuten Wohnungen einziehen.
Martin Pfeuffer verweist aber darauf, dass es für den Umbau des Jugendhauses noch nicht einmal fertige Pläne gibt. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis die Betreuten Wohnungen fertig sind und die Sanierung des Altbaus angegangen werden kann. Danach, so betont er mit Hinblick auf zahlreichen Investitionen der Stiftung in Münnerstadt, Bad Brückenau und weiteren Orten, wird aber erst einmal Schluss sein mit Neu- und Umbauten.
Beim Rundgang durchs Haus kommt ein bisschen Wehmut auf. Fast alles ist noch so wie bei der Schließung vor fünf Jahren. Früher, als er noch Kreisjugendpfleger und Geschäftsführer des Kreisjugendringes war, war Martin Pfeuffer oft Gast im Jugendhaus. In den Obergeschossen stehen die Betten noch an ihrem Platz, auch Kopfkissen und Decken sind vorhanden. Sie müssten nur frisch bezogen werden. Selbst das Geschirr ist noch in den Küchen. Doch über allem schwebt der Charme der 1980er Jahre. Die Ära Jugendhaus ist endgültig vorüber.
Zum Haus gehören auch das gesamte Freigelände und die alte Turnhalle. Leicht ließe sich durch eine Öffnung des Tores an der Straße am Dicken Turm ein Durchgang von dort zum Stenayer Platz schaffen, was sich nicht nur Bürgermeister Michael Kastl wünscht. Die Stiftung sperre sich nicht gegen so etwas, sagt Martin Pfeuffer dazu. De Entscheidung liege aber beim Vorstand und beim Stiftungsrat.
Er habe da schon ein Gespräch mit Stiftungsratsvorsitzenden Thomas Bold geführt, zeigt sich Michael Kastl sehr optimistisch. "Ein solcher Zugang wäre sehr wichtig für die Entwicklung der Altstadt", sagt er. Als "hervorragende Lösung" bezeichnet der Bürgermeister das Konzept der Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung . "Ich freue mich sehr, dass die Stiftung wieder investiert, weil unsere Stärke neben der Bildung im Sozialen liegt", sagt er.