Stadtkapelle startet ins Jubeljahr
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Sonntag, 29. Januar 2017
Seit 125 Jahren prägt die Stadtkapelle nicht nur das musikalische Münnerstadt. Kein Wunder, dass zum Geburtstag reichlich Besuch in die Alte Aula strömte.
Die Stadtkapelle kann sich über fehlende Freunde wirklich nicht beklagen. Zum "Geburtstagsfest mit Freunden" in der Alten Aula konnte die Vorsitzende Erika Pascher eine große Zahl von Gästen aus der Politik, von befreundeten Vereinen und Verbänden willkommen heißen. Die Stadtkapelle feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass finden bis zum Dezember unter dem Motto "Ein ganzes Jahr voller Musik" noch zahlreiche weitere Veranstaltungen statt.
"Es gibt wohl wenige Dinge, die uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen können und einen so großen Einfluss auf unser Leben haben wie Musik", sagte Pascher. "Ohne sie gäbe es keinen Vogelgesang, kein Läuten der Glocken zum Gottesdienst, keine Trauermusik bei einer Beerdigung, keine Melodie, die uns nach einem langen Arbeitstag entspannt. Musik ist einfach herrlich." Im Musikverein spiele die kleine 13-jährige Klarinettistin neben dem 70-jährigen Saxofonisten - durch die Musik verschwinde der Altersunterschied, denn Musik verbindet.
Nachwuchsprobleme
Es sei allerdings in den letzten Jahren nicht mehr so einfach, die nächste Generation für die Musik zu begeistern. Das liege unter anderem daran, dass die Anforderungen der Schulen gewachsen seien und der Unterricht sich oft auf mehrere Nachmittage verteile, vermutet die Vorsitzende. Vielleicht seien auch andere Vereine interessanter oder die Kinder hätten einen zu vollen Terminplan, um allem gerecht zu werden.Erika Pascher sieht die Zukunft deshalb in den Musikschulen. Ihre Hauptaufgabe soll es sein, dafür zu sorgen, dass nicht nur die großen, sondern auch die kleineren Musikvereine Nachwuchs bekommen. Außerdem wünscht sich Pascher eine stärkere Zusammenarbeit der Musikvereine. Mit dem Zitat "Musik ist die Sprache der Leidenschaft" von Richard Wagner dankte sie zum Schluss der "Stadtkapellenfamilie".
"Die Stadtkapelle ist aus dem musikalischen und geselligen Leben unserer Stadt nicht mehr wegzudenken", betonte Bürgermeister Helmut Blank im Anschluss. "Seit 125 Jahren bringt sie sich auch aktiv in unser Gemeinwesen ein."
Lange Tradition
Laut alter Urkunden werde seit 1570 in Münnerstadt Musikunterricht erteilt, erzählte der Bürgermeister. 1855 sei dann die "Mürschter Stadtmusik" gegründet worden. Sie bekam im Mai 1892 den Namen "Stadtkapelle Münnerstadt". Der von der Stadt eingestellte Kapellmeister Wilhelm Hochrein schaffte es, dass Münnerstadt zur "Pflegestätte edler Volksmusik und weit über den heimatlichen Raum hinaus bekannt" wurde."Das Orchester ging stets mit der Zeit. Deshalb ist es heute nicht nur eine an Jahren alte Kapelle, sondern auch eine jung gebliebene", hob der Bürgermeister hervor. Dank der kontinuierlichen Jugendarbeit habe die Kapelle noch vergleichsweise viele junge Mitglieder. "Jugend ist Zukunft - das war den Mitgliedern schon immer klar." Die Kapelle habe für eine Reihe von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen sowie Zugezogenen einen ersten Ort geboten, um Fuß zu fassen. Natürlich war Blank nicht ohne Jubiläumsgeschenk gekommen. Er überreichte einen Scheck über 125 Euro, einen Euro für jedes Jahr.
Viele Gratulanten
Neben dem Bürgermeister gratulierten die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, Birgit Döhler, und der stellvertretende Landrat Emil Müller. Müller überreichte einen Umschlag mit Bargeld für die Jugendarbeit. Das ehemalige aktive Mitglied Karl Beudert übergab ebenfalls eine Spende.Klaus Brückner, der Schützenmeister der Königlich-privilegierten Schützengesellschaft Münnerstadt 1356, lud die Kapelle zu einem Sommerfest ins Schützenhaus ein. Stadtpfarrer Pater Markus Reis dankte der Kapelle für ihr Mitwirken bei vielen kirchlichen Anlässen und dafür "dass ich bei euch mitspielen darf - trotz mäßigem Probenbesuch".
Unter der Leitung von Fabian Usleber bewies die Stadtkapelle ihr hohes Niveau mit einer Reihe von Musikstücken. Auf Ehrungen wurde an diesem Abend bewusst verzichtet. Mit einer Ausnahme: Erika Pascher überreichte Günther Köth eine Urkunde zur Aufnahme in die "Famous Stars" Datenbank, ausgestellt vom "zentralen Komitee zur Ernennung ruhmvoller Menschen". Er sei maßgeblich an der Entwicklung und Geschichte der Stadtkapelle beteiligt gewesen, betonte die Vorsitzende. Unter anderem war Günther Köth ab 1963 ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des Vereins. Ihm ist auch die Gründung des Jugendblasorchesters im Jahr 1964 mit zu verdanken. "Es war eine schöne Zeit bei der Stadtkapelle. Ich möchte sie nicht missen", sagte Köth zum Abschluss gerührt.