Druckartikel: So realistisch wie möglich

So realistisch wie möglich


Autor: Björn Hein

Reichenbach bei Münnerstadt, Mittwoch, 28. Sept. 2016

Brände, Personensuche oder der Einsatz nach einem Sturm: Die Jugendfeuerwehr absolvierte Szenarien, die sie auf spätere Ernstfälle vorbereiten soll.
Auch ein brennendes Auto musste gelöscht werden.  Fotos: Björn Hein


Im Reichenbacher Feuerwehrhaus ist alles still und ruhig. Die Jugendfeuerwehrler, die sich hier in ihre Schlafsäcke eingemumelt haben, schlafen zum größten Teil tief und fest. Die Zeiger der Uhr haben ein Uhr überschritten, als plötzlich eine Alarmmeldung die Schlafenden aus ihren Träumen reißt. Jetzt muss alles schnell gehen. Nach wenigen Augenblicken haben sie die Situation wieder vor Augen: Sie sind im Feuerwehrhaus in Reichenbach wo der Jugendberufsfeuerwehrtag stattfindet.


Viele Einsätze in der Nacht

"Wir wollen die Einsatzübungen so realistisch wie möglich gestalten", erklärt der Reichenbacher Hannes Winkler, der schon hellwach ist. Haben doch er und seine Kollegen die Übungen vorbereitet und dazu die Feinheiten ausgetüftelt. "Wenn man Feuerwehrmann ist, dann wird man gerade nachts oft von einem Einsatz überrascht. Dies wollten wir hier simulieren", erklärt er.
"Man ist sehr nervös, wenn man gerade im Tiefschlaf war und dann plötzlich aufgeweckt wird. Am Anfang erschreckt man schon etwas, aber man kann die Situation dann recht schnell einschätzen", sagt die 14-jährige Francesca Grob aus Reichenbach. Diese erste Aufregung lege sich sehr schnell und man mache das, was man in der Ausbildung gelernt hat: erst einmal die Situation ruhig einschätzen und dann den Erfordernissen nach rasch handeln. Die Personensuche und die Ölspur, die bei den nächtlichen Einsätzen angenommen wurden, laufen dann auch routiniert ab. In jedem Fall lernen die 20 Jugendfeuerwehrler, die allesamt zwischen 12 und 17 Jahren alt sind, wie der Ernstfall ablaufen könnte.


Wehren arbeiten zusammen

"Wir haben uns vorher verschiedene Szenarien überlegt, die in der alltäglichen Arbeit der Feuerwehren so oder so ähnlich immer wieder vorkommen. Wir wollten den Jugendlichen dabei außerdem viel Abwechslung bieten, so dass sie auch die zahlreichen Gerätschaften der Wehren kennenlernen", so Hannes Winkler. Und weil diese Aufgabe für eine Feuerwehr allein nicht zu stemmen gewesen wäre, arbeiteten mehrere Wehren zusammen. Die Feuerwehr Haard nahm ebenso am Jugendberufsfeuerwehrtag in Reichenbach teil wie die Freiwillige Feuerwehr Münnerstadt. Und dass die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach / Löschgruppe Windheim ebenfalls vor Ort war versteht sich von selbst.
Die Szenarien, die geboten wurden, waren sehr abwechslungsreich. Einmal galt es einen Baum, der auf einen Pkw gekracht war, zu beseitigen und die im sich im Wagen befindliche Person zu retten. Aber auch ein kleiner Mülltonnenbrand wurde simuliert, eine Ölspur und natürlich durfte auch eine Personensuche nicht fehlen. Auch Brände - sowohl von Gebäuden als auch von Pkw wurden nachgestellt sowie an der Lauer ein Chemieunfall simuliert. "Dies zeigte den Jugendlichen auch, wie vielfältig die Arbeit der Feuerwehren ist", so Jugendwart Christian Nöth. Außerdem lernten die Jugendfeuerwehrler so ganz spielerisch, wie man im Ernstfall auch mit anderen Ortswehren zusammenarbeitet. "Wir haben darauf geachtet, dass wir die jeweiligen Gruppen durchmischen, so dass von jeder Wehr einige Feuerwehrler dabei sind", erklärt Nöth.


Das stärkt die Kameradschaft

Gerade im Ernstfall helfe dies, dass man sich blind versteht und weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann. "Das stärkt die Kameradschaft und auch darauf kommt es bei der Feuerwehr an", freut sich Hannes Winkler.
Dass bei den Wehren ein gutes Miteinander herrscht zeigte auch die Tatsache, dass von den drei Wehren sich jede Gedanken darüber gemacht hat, welche Szenarien man den Jugendlichen vorführen soll. "Wir wollten auch Dinge zeigen, die man bei einer Jugendübung nur schlecht simulieren kann, weil dies einfach zu aufwändig wäre", erklärt Winkler. Ein Beispiel hierfür sei der Chemieeinsatz gewesen, der von den Münnerstädtern vorbereitet wurde.
Dass ein solcher Jugendberufsfeuerwehrtag in der Vorbereitung sehr aufwändig ist, kann man sich denken. Johannes Winkler hat sich extra für die Vorbereitungen zwei Tage Urlaub genommen, in mehreren Treffen zuvor wurde abgesprochen, wie der Tag ablaufen soll. "Man ist zwar nach den Jugendberufsfeuerwehrtagen ziemlich erschöpft aber dennoch froh, wenn man sieht, dass sich die Vorbereitungen gelohnt haben", sagt Winkler.
Und auch die Gemeinschaft gefiel den sechs Mädchen und 14 Jungs sehr gut. So war Francesca Grob bereits zum dritten Mal bei einem solchen Tag dabei. "Ich wollte mich auch noch einmal dafür bedanken, dass für uns Jugendliche so etwas organisiert wird", will sie noch loswerden.
Im Rahmen des Berufsfeuerwehrtags wurde auch die "Jugendflamme" von allen Teilnehmern abgelegt, wobei es darum ging, mehrere Aufgaben zu erfüllen und das in allen möglichen Bereichen. Dass großes Interesse an der Jugend besteht zeigt auch die Tatsache, dass die Kreisführung der Feuerwehr vor Ort war und sich anschaute, was die Jugend so alles zu leisten im Stande ist. "Ich fand es sehr schön, dass man sich hier Zeit für die Jugendlichen genommen hat", freut sich Christian Nöth.