Rote Karte macht den Weg frei
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Freitag, 30. Mai 2014
Die Mitglieder der Energiegenossenschaft sind mit der Arbeit ihres Vorstandes zufrieden. Jetzt kann weitergeplant werden.
Wenn rote Karten gezückt werden, verheißt das meist nichts Gutes. Nicht so bei der 3. Generalversammlung der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG Münnerstadt am Dienstagabend in der Alten Aula. Mit knallroten Stimmkarten wurden der Jahresabschluss für 2013 einstimmig genehmigt sowie Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. Außerdem wurden, wenn auch mit jeweils einer Enthaltung, Eberhard Mayer und Leo Pfennig als Mitglieder des Aufsichtsrates bestätigt. Jetzt kann der Vorstand die neuen Projekte angehen.
"Langes Schiff" ist Favorit
Die Genossenschaft setzt auf das "Lange Schiff". Hier sind fünf Windräder genehmigt, Baubeginn soll im September sein. "Wir favorisieren das ,Lange Schiff‘ als Bürgerwindpark, auch wegen der Eigentumsverhältnisse", betonte Vorstandsmitglied Günter Köth.
Das Gelände gehöre der Stadt und dem Julius-Spital. Eine Ackerfläche für das Umspannwerk sei bereits gekauft. Die "Bürgerwindpark GmbH und Co KG", an der sich die Mitglieder beteiligen können, soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. Die Vorstandsmitglieder Franz Wüst, Günter Köth und Johanna Düring hatten den etwa 40 erschienenen Mitgliedern eine Menge weiterer Informationen zu geben. Vorrangiges Ziel war im vergangenen Jahr die Eintragung als ordentliche Genossenschaft ins Genossenschaftsregister, so Franz Wüst. Dazu sei ein positives Prüfungsgutachten des Genossenschaftsverbandes Bayern nötig gewesen, in dem eine uneingeschränkte Geschäftsfähigkeit bescheinigt wurde.
Zwei Pilotprojekte
Am 16. April letzten Jahres wurde die Genossenschaft beim Amtsgericht Schweinfurt ins Genossenschaft-Register eingetragen. "Der erste Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens war geschafft", freute sich Franz Wüst. Immerhin zwei Fotovoltaikanlagen hat die Genossenschaft im letzten Jahr verwirklicht, wie er betonte. Sie hätten als Pilotprojekte besondere Bedeutung.
Mit der Realisierung der 1000-Quadratmeter-Anlage auf dem Dach von Norbert Schreiner konnte die Genossenschaft gegenüber dem Verband ihre Geschäftsfähigkeit nachweisen. "Mit der zweiten Anlage auf dem Kindergarten hatten wir die Möglichkeit, uns das Know-how zu holen, was die betriebswirtschaftliche und organisatorische Abwicklung angeht", so Franz Wüst. Einige Mitglieder musste die Genossenschaft enttäuschen, denn beim Projekt Kindergarten konnten gar nicht alle Nachfragen berücksichtigt werden, so groß sei das Interesse gewesen.
Wüst kritisierte, dass die Energiewende "teilweise chaotisch" verlaufe. In der Nord- und Ostsee würden riesige Offshore-Windparks gebaut, die Strom für den Süden Deutschlands produzieren sollen. Und jetzt, wo die Stromtrassen dafür gebaut werden sollen, komme plötzlich die Erkenntnis, dass man das vielleicht gar nicht brauche und alles nochmals überdacht werden solle.
Ein wackliges Vorhaben
Ob die geplante Fotovoltaikanlage in der Erdaushub-Deponie Burglauer realisiert werden kann, sei sehr fraglich, so Günter Köth in seinem Bericht. Der Punkt, an dem die Energie eingespeist werden könne, sei zehn Kilometer entfernt. Dies bringe hohe Leitungsverluste und sei damit eigentlich nicht akzeptabel. Der Bau einer weiteren Anlage in Wermerichshausen sei unterschriftsreif gewesen, aber dann sei sich die Genossenschaft mit den Eigentümern des Daches doch nicht einig geworden. An der Windkraftanlage mit den vier Windrädern zwischen Burghausen und Windheim hat sich die Genossenschaft aus "wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen" nicht beteiligt, so Köth. Der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Kuchler schloss die Versammlung schon nach gut einer Stunde mit viel Lob für den Vorstand, und die zufriedenen Mitglieder konnten entlassen werden.
Die Genossenschaft
Mitglieder: Ende letzten Jahres 240 Mitglieder mit 691 Geschäftsanteilen zu je 100 €. Bei der Gründung im Oktober 2012 waren es 139 Mitglieder mit 414 Anteilen.
Anlagen : Die Fotovoltaikanlage Strahlunger Weg (auf dem Schreiner-Dach) wurde im April 2013 in Betrieb genommen und produzierte letztes Jahr 95 000 Kilowattstunden Strom. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Münnerstädter Kindergartens wurde im August 2013 in Betrieb genommen. 80 Mitglieder haben hier 119 Anteile gezeichnet. Die Anlage produzierte 8000 Kilowattstunden, von denen 1900 direkt im Kindergarten verbraucht wurden.