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Rosina Eckert blickt auf 40 Jahre Fasching zurück


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Donnerstag, 06. Februar 2014

Rosina Eckert blickte unter dem Motto: "von der Klofrau zur Bürgermeisterkandidatin" auf ihre fast 40 Jahre beim Fasching und damit auf ein gutes Stück Münnerstädter Stadtgeschichte zurück.
Schöne Erinnerungen: Rosina Eckert mit der Zeitung aus dem Jahr 1999, in die sie ihre Büttenrede geklebt hatte. Foto: Thomas Malz


Langsam wird's eng. Mehr als 100 Gäste kamen ins "Haus St. Michael", um die "Büttenkönigin" Rosina Eckert im Erzählcafé zu erleben - ein neuer Besucherrekord. Den Namen "Büttenkönigin" hatte ihr kurz zuvor Karl Beudert verpasst. "Mancher Pfarrer würde sich freuen, wenn seine Kirche so voll wäre", meinte der Leiter des Erzählcafés Eugen Albert dazu, der Rosina Eckert kurz vorstellte, wohl wissen, dass er das eigentlich gar nicht brauchte. Die vielen Gäste wussten genau, warum sie gekommen waren. Sie sollten es nicht bereuen.

1977 fing alles an

Und schon entführte Rosina Eckert die Gäste ins Jahr 1977. Damals hatte Franz Beck - einer der ganz Großen beim Münnerstädter Kolpingfasching - sie gebeten, eine Büttenrede vorzutragen. "Eine große Ehre." Allerdings war sie sich damals nicht sicher, ob sie den Erwartungen gerecht werden kann. Doch ihre Mutter machte ihr Mut: "Das schaffst Du." So stand sie das erste Mal als Klofrau auf der Bühne. Damals wusste sie zu berichten, dass Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß die 20 Pfennig für die Benutzung der Toilette nicht rausrücken wollten. Der Preis war ein interessanter Aspekt, fand Rosina Eckert. Heute bezahlt man schon 70 Cent dafür, hieß es aus dem Saal.

Als "echter Knaller" erwies sie bereits das nächste Jahr, als die Städtepartnerschaft zwischen Stenay und Münnerstadt gegründet wurde. Als Mademoiselle aus Stenay berichtete sie davon. Dank ihrer Französisch-Kenntnisse trug sie ihre Büttenrede mit einem echt klingenden Akzent vor. Das gelang ihr auch jetzt - 36 Jahre später.
Den Akzent musste Rosina Eckert beim nächsten Beitrag gleich wieder wechseln. 1979 hatte sie die damals in Massen entstandenen italienischen Restaurants auf die Schippe genommen. "Gekomme' her bin ich per Pedes heim will ich mit groß' Mercedes."

Ihr Fett bekamen im Jahr 1980 die Münnerstädter Gastronomen weg. Diesmal mit Berliner Akzent erzählte Rosina Eckert von ihrem Ausflusg von der Spree an die Lauer, wo der Tourismus boomte. Allerdings fand die Berlinerin es dann doch ein wenig lahm. Besondere Schwierigkeiten hatte sie bei der Suche nach einer offenen Gaststätte. "Heute Ruhetag" stand an der einen, an der anderen sogar: "Wegen Reichtum geschlossen."

Das aktuelle Geschehen

Natürlich hatte Eugen Albert Rosina Eckert bewusst in der "fünften Jahreszeit" eingeladen, weil das Thema Fasching war. Doch die Büttenreden oder Sketche orientierten sich immer an aktuellen Geschehen in der Stadt, die so wieder in Erinnerung gerufen worden. So beispielsweise beim Sketch mit Anneliese Albert als Marktfrauen. 1983 war die Peter-Herrlein-Straße neu entstanden, die die Münnerstädter aber Känguru-Straße nannten. "Weil die, die dort wohnen, die größten Sprünge mit leerem Beutel machen."

Es waren aber auch Erinnerungen an bessere Zeiten: 1985 musste der Kolpingfasching ins Jugendhaus am Dicken Turm verlegt werden, wo es viel beengter zuging. Drei Vorstellungen gab es damals - alle ausverkauft.
Nach einer Pause, in der sich Rosina Eckert Mann und Kindern widmete, kehrte sie 1995 zurück. Sie sah voraus, das 1996 Eugen Albert zum Bürgermeister gewählt wird: "Einfach deshalb, weil er der Schönste ist." Die Zeitung bekam 1999 ihr Fett weg. Erst zitierte sie daraus, vom zweitägigen Stadtfest, bei dem der Marktplatz zum Strand umfunktioniert worden war, dann bemängelt sie, es stehe nichts drin. Allerdings zeigte sie jetzt, dass sehr wohl etwas drin gestanden hatte: ihre Büttenrede. Für ihr Engagement um den Münnerstädter Fasching wurde ihr 2006 der "Till von Franken" verliehen. Völlig überrascht war sie damals gewesen, und sie erinnerte sich dankbar an ihre Mutter, die ihr damals so viel Mut zugesprochen hatte.

Silvia von Schweden, eine Kreuzfahrt auf der Lauer, vier Bürgermeisterkandidaten, der Schindbergausbau oder die Ein-Euro-Jobberin - Rosina Eckert hatte viel zu erzählen. Sie schaffte es aber in den 60 Minuten nicht einmal ansatzweise Langeweile aufkommen zu lassen.

Von der Putzfrau hatte sie berichtet, nicht aber von der Bürgermeisterin. Die stellt sie nämlich erst bei den kommenden Büttenabenden im Jugendhaus am Dicken Turm am 22. und 23. Februar dar, für die Eugen Albert schon einmal kräftig die Werbetrommel rührte.

Die letzten Lacher

Für die letzten Lacher an diesem Nachmittag sorgten Karl Beudert und Leo Pfennig. Karl Beudert erinnerte daran, wie schwer es ist, eine Büttenrede zu schreiben, die beim Publikum ankommt. Er war vor vielen Jahren mit einer Bütt über Oswald Kolle und Beate Uhse beim Publikum auf die Nase gefallen. Wie die Geschichte weiter ging, berichtete Leo Pfennig. Am nächsten Tag habe Karl Beudert in seinem Laden zu ihm gesagt: "Einmal im Jahr brauche ich das: Hosianna oder Kreuzigt ihn."