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Rathaussturm: Kolping-Elferrat verkündet "Mürschter Zeitenwende"


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Sonntag, 13. November 2022

Nach langer Zeit der Pause übernahmen die Narren des Kolping Elferrats wieder das Münnerstädter Rathaus. Warum sie das Motto der Zeitenwende wählten.
Unverwüstlich sind die Gardemädchen. Sie tanzten bei der Faschingseröffnung, obwohl das Thermometer nur sechs Grad anzeigte.  Foto: Dieter Britz


"Zeitenwende" hat der Kolping-Elferrat als Motto für den Fasching in Münnerstadt ausgegeben. Was sich am Samstag vor den Toren des ehrwürdigen Rathauses abspielte, verdient diese Bezeichnung wirklich. Das Stadtoberhaupt übergab den Rathausschlüssel, die Insignien der Macht, symbolisch an den Elferrat.

Der "abgesetzte" Bürgermeister Michael Kastl kommentierte das mit einem Lächeln im Gesicht: "Nicht so schlimm, jetzt bin ich auch alle Probleme los." Zuletzt hatte die Corona-Pandemie zwei Jahre lang den Fasching und die Eröffnung verhindert. Aber auch zuvor mussten die Narren lange Jahre auf einen Rathaussturm verzichten.

Ein größerer Trupp, angeführt von der mexikanisch gekleideten Stadtmusik, gefolgt vom Elferrat, Gardemädchen und ganz jungen Narren, marschierte vom Oberen Tor zum Rathaus.

Die "Mürschter Zeitenwende"

Der Bürgermeister blickte derweil von seinem Fenster auf den Marktplatz. Der Aufforderung, den Amtssitz friedlich zu übergeben, kam er zuerst nicht nach: "Haut ab, ihr Narren, es ist Wochenende, verschwindet!" Doch deren Geduld war sehr bald am Ende. Als sie sich anschickten, mit einem Rammbock die Rathaustür aufzubrechen, gab er klein bei: "Nein, nein, bitte nicht. Mein ehrwürdiges historisches Rathaus. Die Denkmalschutzbehörde wird es mir übel nehmen. Es hat keinen Sinn, wir kommen."

Eine Minute später traten der Bürgermeister und mehrere Stadträte zerknirscht vor die Tür. Sie wurden symbolisch in Gewahrsam genommen, nachdem Michael Kastl die Schlüssel übergeben hatte.

Im Rathaus "Kräftig aufgeräumt"

Die Elferräte waren gnädig: "Da du noch nicht lange im Amt bist, werden wir dich und dein Gefolge nicht verurteilen. Noch nicht." Sie erkannten an, dass Kastl im Rathaus "kräftig aufgeräumt hat. Das war sozusagen die Mürschter Zeitenwende. Da kam und kommt jede Menge altes Zeug zum Vorschein. Vergessenes, Versäumtes und gut Verstecktes. Da gibt es noch viel zu tun."

Dafür wurden dem Rathauschef eine Schaufel und ein Schrubber überreicht. Und das Lob, dass er für eine positive Zeitenwende im Stadtrat gesorgt und das Klima dort gewandelt hat.

Verhaltensvorschriften für Bürgermeister und Stadtrat

Einige Verhaltensvorschriften und Anregungen für die Arbeit des Bürgermeisters und des Stadtrates bis Aschermittwoch gab es trotzdem. Die Gebietsreform ist 50 Jahre her, warum hat keine richtige Feier dazu stattgefunden? Warum gibt es keinen Ortssprecher für die Kernstadt? Es sollte keinen "Dauerschmusekurs" geben: Versprechungen habe man lange genug anhören müssen, passiert sei nichts.

Die Mandatsträger sollten in den Sitzungen fachlich, mal emotional, aber immer zum Wohl der Stadt diskutieren, "da dürfen auch mal die Fetzen fliegen. Und danach? Zusammen ins Wirtshaus zur Nachsitzung. Das bringt menschlich näher und löst die Spannungen". Die Faschingssitzungen im Februar seien für Bürgermeister und Stadtrat Pflicht, in närrischem Outfit.

Auszeichnungen vergeben

Auch beim Elferrat ist eine Zeitenwende angesagt. Das Konzept der Sitzungen soll neu gestaltet werden: Neben traditionellen Bestandteilen wie Büttenreden und Gardetänzen soll Partystimmung vorherrschen. Versprochen wird "alles dabei für Jung und Alt".

Später trafen sich der Elferrat und Freunde des Mürschter Karnevals im Hotel Tilman. Klaus Mültner, Beirat für Unterfranken im Fasnachtverband Franken, vergab einige Auszeichnungen und Orden. Den "Till von Franken" in Silber bekam für ihr langjähriges Engagement Monika Petsch, die 1989 als Gardemädchen begann. Unter anderen trainiert sie seit 2001 die Elferratsgarde.

Der Verdienstorden des Fasnachtverbandes Franken ging an Christina Skuppin. Die Ehrennadel in Gold bekam Sophia Gopp, in Silber Jürgen Mayer. Mit Verbandsorden wurden Katharina Bauer, Lina Bretscher und Philipp Hense ausgezeichnet.