Pferde proben fürs Heimatspiel
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Montag, 18. Juli 2022
Das Laienspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt" gehört seit einigen Wochen zum immateriellen Kulturerbe der Vereinten Nationen. Vorsitzende Claudia Kind erklärt, wie Tiere dabei helfen, dass das Spiel noch lebendiger wird.
Elmar Wiener sitzt hoch zu Ross und reitet vom Bahnhof in Richtung Altstadt. Begleitet wird er von fünf Reiterinnen. Es ist kein normaler Reitausflug. Das Team übt für das Heimatspiel. Elmar Wiener wird auch heuer den Schwedenobristen mimen, der hoch zu Ross die Bürgerschaft zur Kapitulation aufruft. Eskortiert wird er von berittenen Soldaten. Für diesen Auftritt reicht es längst nicht aus, Sprechtext oder Einsatz zu kennen. Ross und Reiter müssen eingespielt sein. Die Tiere brauchen Training, damit sie sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, auch nicht durch die Böllerschüsse, die an den Aufführungen durch die Lüfte hallen.
Denn Pferde sind Fluchttiere. Auf ungewohnte Situationen reagieren sie nervös. Deshalb werden sie auf ihren Auftritt gründlich vorbereitet. Auf dem Reichenbacher Sonnenhof absolvieren sie sogar ein Musik- und Schusstraining, damit sie wirklich nichts aus der Ruhe bringt, erklärt Elmar Wiener. Der Kanonendonner kommt über Lautsprecher. "Pferde brauchen Vertrauen", sagt der begeisterte Reiter. Durch das Training wird dies aufgebaut.
Auch eine Charaktersache
Die Vierbeiner sollen die Geräusche und das Umfeld kennen, das sie erwartet. Die Ritte durch die Stadt seien deshalb Teil des Trainingsprogramms. Trotzdem sei es gut, wenn die Tiere, die teilnehmen, einen eher ruhigen Charakter aufweisen, meint Elmar Wiener. Melanie Bracht wird mit Boko zum fünften Mal mitreiten. Sie weiß aus Erfahrung, dass viele Leute und Geräusche immer etwas schwierig sind. Trotzdem ist sie gerne mit von der Partie.
Voller Spannung erwartet Melissa Bötz die Heimatspielsaison. Die 16-jährige Münnerstädterin ist die Jüngste im Reiterteam und erfüllt sich einen Kindheitstraum. Heimatspielerfahrung hat sie schon. Früher war sie als Tanzmädchen aktiv.
"Tiere sind eine Bereicherung für das Heimatspiel", sagt Claudia Kind, die Vorsitzende der Heimatspielgemeinde Und bei Elmar Wiener sei sie sich sicher, dass das Tierwohl ganz groß geschrieben wird. Das Publikum liebe diese Auftritte. Das merkt Claudia Kind an den Reaktionen des Publikums. Tiere vermitteln eine besondere Atmosphäre, meint die Vorsitzende. Die älteren Besucher würden an alte Zeiten erinnert. "Für Kinder sind sie immer eine Attraktion". Außerdem glaubt sie, dass durch die vierbeinigen Darsteller das Spiel authentischer wird. "Es ergibt einfach ein schönes Bild".
Die Pferde werden mit ihren Reiterinnen den Schwedenobristen eskortieren oder Teil der Stadtknecht-Gruppe sein. Weitere Pferde ziehen Gespanne. Gerne hätte Claudia Kind auch eine Kuh dabei. Aber geeignete Kühe gibt es kaum noch. Dafür hat Ludwig Kiesel aus Rannungen wieder neue Gänse, die er zum Spiel mitbringen will. Und eine Ziege gehört ebenso zum tierischen Schauspielerteam.